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Zwei Magazine auf der Theke eines Kiosks.
Legende: Zeitschriften werden in Zukunft in der ganzen Schweiz billiger. Keystone

Wirtschaft 1:0 für Coop im Heftlistreit

Der Grossverteiler Coop hat sich erfolgreich gegen teure Heftli gewehrt. Weil Zeitschriften wie «Der Spiegel», «Gala», «Vogue» oder «Mickey-Mouse» in der Schweiz viel mehr kosteten als in Deutschland, hat sie Coop kurzerhand aus den Regalen genommen. Jetzt zeigt der Boykott Wirkung.

Im März hatte Coop entschieden, Zeitschriften von ausländischen Verlagen aus dem Sortiment zu nehmen, die ihren Währungsvorteil nicht an den Grossverteiler weitergaben. Mit Erfolg: Im Schnitt kosten die Zeitschriften durch den Boykott nun 15 Prozent weniger. Damit kann Coop – wenigstens ein Stück weit – die Vorteile der Euro-Schwäche an die Konsumenten weitergeben.

Nach und nach nimmt der Grossverteiler die ausgelisteten Titel wieder in den Verkauf. Die Gespräche mit den ausländischen Verlagshäusern dauern aber an, sagt Coop-Mediensprecher Urs Meier: «Wir sind in Verhandlungen. Wir werden uns sicher einigen und dann sehen wir weiter.»

Gute Erfahrungen mit Boykott

Noch nicht geeinigt hat sich Coop etwa mit den französischen Verlagen. Offenbar verstehen die ausländischen Partner aber die harte Sprache des Boykotts. Coop hat damit gute Erfahrungen gemacht: «Wir haben 2011 im Rahmen des tiefen Euros Produkte ausgelistet. Danach konnten wir wieder Produkte ins Sortiment zurücknehmen – mit billigeren Preisen. Da hat es sich gelohnt.»

Freuen über den Erfolg dürfen sich nun nicht nur die Coop-Kunden. Die neuen Vergünstigungen gelten für die ganze Schweiz. Da fragt sich: Sollte der Boykott im Kampf gegen überhöhte Preise auch auf andere Produkte angewendet werden?

Preisüberwacher setzt auf Verhandlungen

Preisüberwacher Stefan Meierhans hält Verhandlungen für die bessere Lösung: «Boykott ist eine Ultima Ratio.» Er hofft, dass internationale Unternehmen nach den Verhandlungen nun einsehen, dass sie die Schweizer Bevölkerung nicht einfach schröpfen können und dass sie in Zukunft «von sich aus zur Einsicht gelangen, dass sie Anpassungen vornehmen müssen.»

Darüber hinaus fordert Meierhans ein schärferes Kartellgesetz. Die Preise in der Schweiz seien immer noch viel zu hoch: «Es braucht eine Gesetzesrevision zum Zeitschriftenhandel im Kartellgesetz.» Der Preisüberwacher glaubt, dass man mit systemischen Massnahmen, die einen klaren Rahmen schafften, weiter komme. «So könnte man einen Beitrag dazu leisten, dass Schweizer nicht im Ausland einkaufen müssen, weil es hier zu teuer ist.»

Der Achtungserfolg von Coop soll also nur der Anfang gewesen sein im Kampf gegen überhöhte Preise.

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