Die Geschäftspraktiken der Swisscom haben die Aufmerksamkeit der Wettbewerbshüter auf sich gezogen. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat laut einer Mitteilung Anhaltspunkte dafür, dass die ehemalige Monopolistin den Markt für Breitband-Internet für Firmenkunden behindert.
Der Verdacht wurde durch eine Ausschreibung eines anderen ehemaligen Staatsbetriebs geweckt: Die Post schrieb einen Auftrag aus, um alle Poststandorte der Schweiz mit Breitband-Internet zu verbinden. Neben der Swisscom bewarben sich auch zwei andere Anbieter.
Beide Dienstleister hätten dazu aber die Infrastruktur der Swisscom benötigt. Es gibt nun Hinweise, dass die Swisscom die Preise für ihre Infrastruktur so hoch angesetzt hat, dass die Konkurrenten gar nicht konkurrenzfähig anbieten konnten, wie Rafael Corazza, Direktor des Weko-Sekretariats, gegenüber SRF erklärt.
Corazza: «Störungen» nicht aussergewöhnlich
Falls sich der Verdacht erhärtet, muss Swisscom nur mit einer Busse rechnen. Dies gäbe nach den Worten von Corazza aber immerhin mehr Klarheit. Und zwar darüber, dass ein derartiger «Price Squeeze» nicht zulässig sei, der anderen Anbietern die Aussicht auf eine genügende Marge praktisch verunmögliche.
Laut Corazza sind solche «Störungen» aber nicht aussergewöhnlich, wenn ehemalige Monopolbetriebe plötzlich liberal im Markt operieren. Von zu wenig klaren Regeln oder fehlender Erfahrung will er nicht sprechen. Es sei aber Neuland – mit Problemen, die sich vorher ausschliesslich konzernintern gestellt hätten.
Wenn Konkurrenten zugleich Kunden sind...
Selbst bei einer umfassenderen Liberalisierung hätte es laut Corazza problematische Schnittstellen im wettbewerblichen Bereich gegeben. «Wenn Konkurrenten gleichzeitig Kunden voneinander sind, gibt es unausweichlich solche Probleme.» Es sei zu hoffen, dass die Abhängigkeit von Vorleistungen der Swisscom abnehmen werde. Dazu müsse aber auch der Wettbewerb unter den parallel zur Verfügung stehenden Netzwerken spielen.
Swisscom weist Vorwürfe zurück
Die Swisscom zeigt sich in einer ersten Stellungnahme «erstaunt» über die Untersuchung und weist den Vorwurf zurück. Der Wettbewerb im Telekom-Markt spiele, hält der Telekomkonzern fest.Auch Mitbewerber könnten entsprechende Aufträge für Grossprojekte gewinnen. Die Swisscom zeigt sich deshalb zuversichtlich, dass die Weko zum gleichen Schluss kommen wird.