SRF: Wieso kommen weniger Inder in die Schweiz?
Urs Eberhard: Es hat vermutlich drei Hauptgründe. Es ist die relativ schwache Währung in Indien. Die indische Rupie hat etwa 20 Prozent verloren. Dann hat es damit zu tun, dass die Inder mehr in Ferienwohnungen übernachten, als sie das vielleicht ein paar Jahre zuvor getan haben. Der dritte Grund: Belohnungsreisen für Mitarbeiter, so genannte Incentives, wurden 20 Prozent teurer. Also haben viele Firmen entschieden, die Teilnehmerzahl um 20 Prozent zu kürzen. Das heisst: Es sind schliesslich weniger Leute mit ihrer Firma auf Belohnungsreise gegangen.
Man sagt, dass die indische Filmindustrie Bollywood ein Grund für die Attraktivität der Schweiz in Indien ist. Sie hat gerne in der Schweiz gefilmt. Aber: Der Bollywood-Boom in der Schweiz ist ein bisschen vorbei. Könnte das auch ein Grund dafür sein, dass weniger Inder in die Schweiz kommen?
Das nehme ich ganz ehrlich gesagt nicht an. Der Bollywood-Boom ist ein ganz klarer Faktor. Wir haben immer noch zwei bis drei ganz grosse Produktionen pro Jahr in unserem Land. Aber nicht mehr diese zehn, zwölf Produktionen, wie es früher war. Das hat auch damit zu tun, dass die Produzenten nicht immer dieselben Bilder zeigen wollen. Wenn es darum geht, Kosten zu optimieren oder ein urbanes Umfeld zu haben, dann haben andere Destinationen heute den Vorrang. Wir unterstützen relativ viele TV-Soaps. Damit erreichen wir auch hunderte von Millionen, aber eher eine jüngere Generation als die grossen Fans dieser alten Bollywood-Filme, die in der Schweiz gedreht wurden.
Die indische Rupie ist gegenüber dem Schweizer Franken tief. Und: Im Moment ist keine Trendwende in Sicht. Sind sie trotzdem zuversichtlich, dass wieder mehr Inder in der Schweiz übernachten?
Ich bin sehr zuversichtlich. Es wird ein Ausweichen stattfinden. Die Leute, die bisher in der Hauptreisezeit Mai gereist sind, weichen nun eher auf den Juni, Juli oder sogar Oktober aus. Dann steht das Diwali-Festival an. Ich bin auch optimistisch, dass sich die Leute an diesen vielleicht im Moment unvorteilhaften Wechselkurs gewöhnen werden. Die Begehrlichkeit, die Schweiz zu besuchen, ist immer noch sehr hoch. Deshalb bin ich sicher, dass es wieder aufwärts geht.
Das Gespräch führte Samuel Burri.