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Wirtschaft «Das wichtigste Opec-Treffen seit Jahren»

Seit Juni ist der Preis für ein Fass Öl um einen Drittel auf rund 80 Dollar gefallen. Das kann der Organisation erdölexportierender Länder Opec gar nicht recht sein. Die Nervosität vor der Opec-Sitzung am Donnerstag in Wien ist deshalb gross.

Heute Donnerstag treffen sich die zwölf Ölminister der Opec. Selten war die Ungewissheit über das Ergebnis so gross wie diesmal. Das sagt jemand, der den Ölmarkt kennt wie seine Westentasche: Antoine Halff, Chefanalyst der Internationalen Energiebehörde IEA in Paris. Dieses Treffen sei das wichtigste seit Jahren.

Öl so billig wie seit Jahren nicht mehr

Die Ausgangssituation ist schwierig: Nach vielen Jahren mit hohen Ölpreisen sind die Preise seit Monaten am Fallen. Das sei für einige der zwölf Opec-Länder sehr schmerzhaft, sagt Antoine Halff.

Noch während des Opec-Treffens fiel der Preis für Rohöl in den Keller. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Sorte Brent mit Lieferung im Januar 75,95 US-Dollar. Das sind 1,80 Dollar weniger als am Vortag und der tiefste Stand seit September 2010. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich beim Preis für US-Öl der Sorte WTI. Diese Sorte verbilligte sich zuletzt um 1,52 Dollar auf 72,18 Dollar. Hier wurde ebenfalls der tiefste Stand seit September 2010 erreicht. Seit dem Sommer sind beide Ölpreise etwa 30 Prozent abgerutscht.

Länder wie Venezuela oder der Iran hätten sich an hohe Preise um die 100 Dollar je Fass gewöhnt. Diese Länder bräuchten hohe Einnahmen aus dem Ölgeschäft für ein ausgeglichenes Budget. Darum drängen vor allem Venezuela und der Iran in der Opec darauf, die Förderung des schwarzen Golds zu drosseln. In der Hoffnung, dass ein kleineres Angebot die Preise nach oben treibt.

Wenn die Saudis den Ölmarkt testen wollen, dann können sie das.
Autor: Andreas Goldthau Energieprofessor in Harvard

Doch es gibt noch eine andere Fraktion innerhalb des Kartells. Sie wird angeführt vom grössten und wichtigsten Opec-Land: Saudi-Arabien. Die Saudis verfügen über ein dickes Finanzpolster und haben in der Opec ein gewichtiges Wort mitzureden.

Wollen die Saudis den Ölmarkt testen?

Das Land habe einen langen Atem, sagt Andreas Goldthau. Er ist Energieprofessor an der Eliteuniversität Harvard. Saudi-Arabien sitze auf grossen Währungsreserven und könne notfalls über Jahre Defizite verkraften. «Wenn sie den Ölmarkt testen wollen, dann können sie das», so Goldthau.

Tatsächlich deutet einiges darauf hin, dass es Saudi-Arabien auf einen Test angelegt hat. Denn niedrige Ölpreise könnten der Hebel sein, um unliebsame Konkurrenz in die Schranken zu weisen. So lohnt es sich bei dauerhaften Preisen unter 80 Dollar pro Fass für viele US-Produzenten nicht mehr, das Schieferöl mit der Fracking-Technik aus dem Boden zu holen.

Das Ziel sei allerdings nicht, die US-Schieferölproduzenten in die Knie zu zwingen, sagt Goldthau. Den Saudis gehe es aber darum, eine weitere Ausweitung der Produktion zu stoppen. Jedes Jahr produzierten die USA mehr eigenes Öl als im Jahr zuvor. «Diese Förder-Ausweitung ist Saudi-Arabien ein Dorn im Auge – das ist etwas, das sie unterbinden wollen.»

Das Öl-Kartell Opec

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Die internationale Organisation erdölexportierender Länder wurde 1960 in Bagdad gegründet. Die OPEC hat 13 Mitgliedsländer. Sie fördern rund ein Drittel des weltweiten Erdöls und besitzen drei Viertel der weltweiten Erdölreserven.

Opec nur ein Player unter vielen

Schon jetzt haben die USA Saudi-Arabien den Rang als grösster Erdölproduzent der Welt abgelaufen. Das kann den Saudis nicht gefallen, denn Öl bedeutet auch Macht. Auch deshalb hat Riad im Vorfeld der Opec-Sitzung signalisiert, dass es derzeit eher nicht gewillt ist, am Ölhahn zu drehen.

Ohnehin sind die Zeiten längst vorbei, da die Opec den Ölpreis beliebig steuern konnte. Das Kartell stehe zwar noch für gut 40 Prozent der weltweiten Produktion und sei immer noch ein wichtiger Player, sagt Energieprofessor Goldthau. Doch werde der Preis global gesetzt und die Opec sei nur ein Akteur unter vielen, die daran beteiligt seien.

Zerstrittenes Ölkartell

Das habe auch damit zu tun, dass die Mitgliedsländer zerstritten sind wie selten zuvor. Nach aussen hin werde die Opec aber um Einigkeit bemüht sein, so Goldthau. So werde die Opec bemüht sein, das Signal auszusenden, dass die Produktion nicht weiter ausgeweitet werde.

Doch das Problem dürfte sein, dass sich wie üblich niemand an diese Beschlüsse halten werde. Das sei die grösste Schwäche der Opec, sagt der Experte. Am Ende könnten es die Mitgliedsländer also dem Markt überlassen, den Preis zu setzen, meint auch Antoine Halff von der Internationalen Energieagentur. Und der Markt werde von Angebot und Nachfrage bestimmt. Da das Ölangebot in den nächsten Jahren eher steigen dürfte, sei also auch auf längere Sicht mit tiefen Preisen zu rechnen.

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