Es ist ein harter Schlag für die Schweizer Uhrenindustrie: Die Firmen haben in den ersten acht Monaten des Jahres 18 Prozent weniger Uhren nach Frankreich verkauft. Die Exporte beliefen sich auf 667 Millionen Franken.
Die neuen Zahlen des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie (FH) zeigen, dass sich die Abwärtsspirale weiter nach unten dreht. Allein im Juli sind die Verkäufe nach Frankreich im Vergleich zum Vormonat erneut um 24 Prozent eingebrochen. Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie, erklärt: «Frankreich ist bis letzten November gut gelaufen, und der Markt ist gewachsen. Seit den Anschlägen haben wir einen Rückgang, es gibt weniger Touristen, die Uhren kaufen».
Weniger Touristen
Seit der Anschlagsserie machen die Touristen einen Bogen um Frankreich. «Europa ist für die asiatischen Touristen weniger attraktiv geworden», sagt Elisabeth Zölch, Präsidentin des Arbeitgeberverbandes der Schweizer Uhrenindustrie.
Tatsächlich sind die Bilder der Anschläge rund um den Globus gegangen. Im Juli fuhr in Nizza ein Lastwagen in die Menschenmenge – dabei starben mehr als 80 Menschen. Im vergangenen November gab es in Paris eine Anschlagsserie unter anderem gegen die Besucher eines Rockkonzerts im Bataclan-Theater, auch hier gab es viele Tote und Verletzte.
Insbesondere Paris spürt die wirtschaftlichen Folgen der Anschläge. Es gibt rund 10 Prozent weniger Touristen, die Hotels und die Verkäufer von Luxusartikeln haben weniger zu tun. Am stärksten reagierten die Japaner auf die Anschläge, mit einem Rückgang von 46 Prozent bei den Logiernächten.
Frankreich als Drehscheibe der Uhrenverkäufe
Frankreich ist für die Schweizer Uhrenhersteller traditionell einer der wichtigsten Märkte. Der starke Rückgang im Tourismus drückt auf das Geschäft.
«Solange es weiterhin negative Schlagzeilen zum Terrorismus gibt, bleibt es schwierig», sagt FH-Präsident Pasche. Das gesamte Uhrensortiment und die meisten Firmen seien von den rückläufigen Verkäufen betroffen. Frankreich sei das meist besuchte Land der Welt, und keine andere Stadt habe so viele Touristen wie Paris. Deshalb sei es wichtig, dass sich die Lage wieder beruhige, sagt Pasche.
Probleme nicht nur in Frankreich
Die schrumpfenden Exporte nach Frankreich sind für die Uhrenindustrie eine zusätzliche Belastung. Bereits seit längerer Zeit sind auch die Verkäufe in den asiatischen Raum rückläufig, insbesondere nach Hongkong, dem bis im Sommer wichtigsten Markt. Die Uhrenverkäufe nach Hongkong sind in den ersten acht Monaten des Jahres um knapp 28 Prozent eingebrochen. Auch dort gibt es weniger Touristen und zwar aufgrund der Spannungen mit dem chinesischen Festland.
Hongkong wurde von den USA als wichtigster Absatzmarkt abgelöst. «Wir spüren die Unruhe in der Branche», sagt Elisabeth Zölch. Wichtig für die Branche seien nun die Innovationen, der Wettbewerb habe sich verschärft.
Lichtblick in China
Bei all den negativen Trends gibt es für die Schweizer Uhrenindustrie auch einen Lichtblick. Auf dem chinesischen Festland finden die Schweizer Uhren erstmals seit längerer Zeit wieder mehr Abnehmer. Die Exporte nach China sind im August um 29 Prozent gestiegen. «Wir können noch nicht zu viel in diese Monatszahl hinein interpretieren», relativiert Pasche. Er hoffe aber, dass dies der Beginn für eine bessere Zeit sei und dass sich der Aufwärtstrend in China bestätige. Dies könne helfen, die Rückgänge in anderen Märkten abzufedern.