Im März verschwand ein Passagierflugzeug über dem Indischen Ozean. Im Juli dann wurde in der Ukraine eine Maschine mutmasslich abgeschossen. Kurz darauf gab es zwei weitere Flugzeug-Katastrophen in Taiwan und in Mali. Hunderte Menschen starben. So viele Unglücksfälle in so kurzer Zeit: Das ist ungewöhnlich.
Mediensprecher Vladi Barrosa von der schweizerischen Flugsicherung Skyguide sagt dazu, dass die Häufung der Unglücke in diesem kurzen Zeitraum schon auffällig sei. «Allerdings denke ich, dass es sich dabei wohl eher um einen unglücklichen Umstand handelt, als dass es systemisch wäre. Statisch betrachtet würden Flugunfälle sogar seltener, sagt er. «Der Trend ist deutlich rückläufig. Es gibt immer weniger Unfälle mit Flugzeugen.»
Rund 20 Abstürze pro Jahr
Die Zahlen kennt auch Oliver Dlugosch. Er leitet das Luftfahrtversicherungs-Geschäft von Swiss Re. «Man hat ungefähr 37 Millionen oder 38 Millionen Starts und Landungen im Jahr.» Das seien sehr viele Flüge. Jeder Absturz sei einer zu viel, doch: «Es gibt ungefähr 20 Abstürze pro Jahr. Das zeigt, dass die Luftfahrtbranche eine sehr sichere Branche ist.»
Trotzdem sind die vielen Abstürze ein Problem für die Airlines: Sie umfliegen deshalb gewisse Krisengebiete. Denn die Haftung nach einem Absturz liegt grundsätzlich bei ihnen. Um sich abzusichern, zahlen die Fluggesellschaften jährlich rund 2 Milliarden Dollar Prämien an die Versicherer. Es sei ein kleiner Markt, erklärt der Swiss-Re-Experte, ein Spezialistenmarkt mit einer Nische. Dieser bekomme aber im Fall von Unglücken eine sehr hohe Aufmerksamkeit.
Auch die andere Versicherer sind betroffen
In der zweiten Jahreshälfte wird Swiss Re die Abstürze in der Ukraine, in Taiwan und in Afrika zu spüren bekommen. Das sagte der Chef von Swiss Re, Michel Liès, an einer Medienkonferenz. Ähnlich tönte es bei der Konkurrentin Hannover Rück, die am Mittwoch ebenfalls ihre Zahlen präsentierte.
Die Versicherungsbranche reagiert. Sie will die Mehrkosten wegen der Unglücksfälle wieder hereinholen. «Auch ein Versicherer will nicht mehr auszahlen, als er an Prämien verdient. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass sich auf de Prämienseite etwas tun wird», meint Dlugosch von Swiss Re.
Prämien machen nicht viel aus
Die Luftfahrtbranche muss sich also auf steigende Prämien einstellen. Für die Airlines machen diese Prämien allerdings nur einen geringen Teil der gesamten Kosten aus, sagt Dlugosch. Für die Airlines seien die grossen Kostenblöcke der Treibstoff, der rund einen Drittel ausmacht, und andererseits die Personalkosten mit rund 20 Prozent. «Versicherung ist da eher im Bereich von ein bis zwei Prozent.»
Die Fluggesellschaften wählen darum das kleinere Übel. Sie sagen sich: Besser mehr Prämien zahlen, als Maschinen ohne Versicherungsschutz am Boden lassen.