Wer in der Schweiz eine Hypothek möchte, geht zu seiner Hausbank. Oder nun vielleicht zu einer Versicherung: Eine am Mittwoch publizierte Studie zeigte, dass Versicherungen durchschnittlich tiefere Zinsen für Festhypotheken anbieten als Banken. Doch nur zwei Drittel aller Kunden holen mehrere Offerten ein.
Die Chance, dass ein Kunde mit dieser Strategie das für ihn beste Angebot auf dem Markt findet, ist klein. Denn der Preis von Hypotheken ist Verhandlungssache, und als gewichtiges Argument gilt dabei ein günstigeres Angebot eines Konkurrenten.
Noch viel weniger künftige Wohnungs- und Hausbesitzer suchen sich ein günstiges Angebot im Internet – nur etwa zwei Prozent aller Hypotheken werden direkt übers Web abgeschlossen. Dort bieten neben den Online-Direkt-Angeboten mancher Banken und Versicherer auch immer mehr Hypotheken-Vermittler ihre Leistung an – Dienstleister, die dem Kunden die Aufgabe abnehmen, das günstigste Angebot auf dem Markt zu finden.
Schweizer sind skeptisch
Doch ist es dann tatsächlich immer das günstigste Angebot? Nicht zwingend, sagt Andreas Dietrich, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ). Nur manche Vermittler erhielten zusätzlichen Rabatt von Finanzinstituten. Doch ein Vermittler könne direkt Offerten bei zahlreichen Hypothekar-Anbietern einholen. «Da ist die Wahrscheinlichkeit einfach grösser, dass darunter auch ein besonders günstiges Angebot einer Bank oder Versicherung ist, an die man nicht gedacht hat», sagt Dietrich, der sich in mehreren Untersuchungen mit dem Schweizer Online-Angebot von Hypotheken beschäftigt hat.
Trotz attraktiven Angeboten – Schweizer Hypothekarnehmer bleiben skeptisch. Derzeit wird nur jede hundertste Hypothek über einen Vermittler abgeschlossen, schätzt der Banken-Experte. Und nur ein Fünftel aller Hypothekar-Kunden ist überhaupt bereit, mit diesem Gedanken zu spielen, wie eine Befragung des IFZ gezeigt hat.
Vermittler erhalten Provisionen
Gründe für die Abneigung sind der Wunsch nach dem persönlichen Kontakt, mangelndes Vertrauen und die Überzeugung, dass man selber gut genug verhandeln kann. Auch wird befürchtet, dass ein Vermittler am Geschäft mitverdient. Tatsächlich finanzieren sich die Vermittler durch Provisionen, wie Silvan Kaufmann von Vermittlungsdienst Hypoplus, einer Schwestergesellschaft von comparis.ch, erklärt. Allerdings müsse diese nicht der Kunde bezahlen, sondern die Bank.
Kaufmann versichert, dass bei seriösen Brokern die Provisionen alle ungefähr gleich hoch sind. «Daher kommt es auch nicht zu einer Bevorteilung einzelner Bankinstitute, und der Vermittler kommt nur dann zum Zug, wenn er dem Kunden das tiefste Angebot vorlegt. Dies führt in der Regel zu besseren Konditionen, als der Kunde im Alleingang erreichen kann.»
Trotzdem schliesst ein Grossteil der Kunden nicht mit dem Vermittler ab. Stattdessen geht er zu seiner Bank, zeigt ihr das Angebot und drückt so auf den Zinssatz.
Kunden bleiben bei Banken
Diesen Fall erlebt Kaufmann auch: «Erst gerade wollte ein Unternehmer sechs Millionen seines Immobilien-Portefeuilles neu finanzieren. Seine Bank hat einen Zinssatz von 1,95 Prozent angeboten. Wir konnten 1,45 Prozent offerieren. Die Bank senkte ihr Angebot auf 1,5 Prozent. Der Kunde blieb bei seiner Bank - und wird dank unserer kostenlosen Dienstleistung über 10 Jahre 270'000 Franken einsparen.»
Auch Andreas Dietrich hält es durchaus für möglich, dass die tiefen Angebote von Vermittlern helfen, die Zinssätze zu drücken. Und selbst eine kleine Zinsdifferenz kann eine Einsparung von mehreren Tausend Franken pro Jahr bedeuten.
Aktuell sehe er die tiefsten Zinssätze allerdings nicht bei den Vermittlern, sondern bei den Online-Angeboten von Banken, sagt Dietrich. «Hypomat.ch von der Glarner Kantonalbank und E-hypo.ch von der Schwyzerischen Kantonalbank sind vermutlich aktuell die günstigsten.» Das Angebot aus dem Internet lohnt sich also in jedem Fall.