Warnungen in Flugzeugen, Milliardenverluste und ein Aktienkurs auf Talfahrt. Das Desaster um die Note-7-Smartphones übersteigt alles, was man aus der Elektronikbranche kannte. Der Aktienkurs von Samsung fiel an der Börse in Seoul um acht Prozent, so tief wie seit 2008 nicht mehr.
An nur einem Handelstag verlor das Unternehmen damit rund 15 Milliarden Euro an Marktwert. SRF-Börsen-Experte Reto Lipp rechnet mit weiteren Verlusten.
«Die Probleme bei Samsung sind massiv, denn offensichtlich muss eine ganze Handygeneration eingestampft werden. Das Weihnachtsgeschäft scheint für den Konzern bereits vorbei zu sein.»
Desaströser Vertrauensverlust
Samsung galt bisher als verlässliche Marke. Laut Forbes-Schätzungen hatte das Unternehmen zuletzt einen Markenwert von 36 Milliarden Dollar und war nach Apple die wertvollste Elektronikmarke.
Doch die Negativschlagzeilen kommen Samsung teuer zu stehen. Laut Analysten dürfte allein der Produktionsstopp des Note-7-Smartphones bis zu 17 Milliarden Dollar kosten. Dieser Vorfall wird Samsung über Jahre hinweg bremsen.
Der Mobil- und Smartphone-Markt ist sehr dynamisch, der Innovationsdruck hoch, die Produkte wechseln schnell, sagt Marken-und Strategie-Experte Thomas Harder. «In den nächsten Jahren darf nichts annähernd Ähnliches passieren. Das bremst Samsung auf diesem schnelllebigen Markt, denn sie müssen vorsichtiger planen und produzieren.»
Auch Waschmaschinen betroffen
Die brennenden Smartphones werfen auch auf die übrigen Samsung-Produkte ein schlechtes Licht. «Samsung wird versuchen, den Vertrauensverlust auf das Smartphone-Geschäft zu beschränken. Doch alle Produkte werden in gewisser Weise als Kinder der gleichen Familie wahrgenommen», so Harder.
Samsung braucht ein Killer-Feature
Um gerade im Smartphone-Geschäft trotz allem konkurrenzfähig zu bleiben, brauche Samsung ein «Killer-Feature», sagt Harder. «Sie müssen nun unter schwierigeren Bedingungen ein besseres Produkt auf den Markt bringen – etwas so Innovatives, das die Kunden trotz des Vertrauensverlustes kaufen wollen.»
Vieles hängt davon ab, wie Samsung in dieser Krise kommuniziert. Reto Lipp bleibt in diesem Punkt skeptisch. «Der Konzern ist nicht gerade ein Vorbild für Offenheit und Transparenz, nicht einmal südkoreanische Fachjournalisten wissen genau, was sich auf der Chefetage tut».