Drei von vier Tonnen Aluminium, die aus dem Boden gebaggert und zu Barren verschmolzen werden, liefern die Produzenten direkt an ihre Kunden: an die Automobil-Industrie, Maschinen-Bauer oder Getränke-Dosen-Hersteller.
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Nur rund ein Viertel des Aluminiums wird an der Börse gehandelt, und zwar in London. Dort einigen sich Verkäufer und Käufer auf einen Preis, auf eine Menge und einen Liefertermin. Wer an der Metall-Börse in London verkaufen will, muss nachweisen, dass er seine Waren auch tatsächlich liefern kann. Einkaufen, lagern, liefern: Das ist für Glencore Xstrata das Kerngeschäft.
An der Börse in London stehen aber auch Investment-Banker am Ring. Sie werden dadurch plötzlich zu Lageristen. Das kann zu einem Interessenkonflikt führen.
Spekulation mit Aluminium
Händler können eine etwas grössere Rendite erzielen, wenn sie ihre Warenlieferungen künstlich verzögern: Sie können höhere Lagerkosten verrechnen und hoffen, dass der Preis steigt und damit ihre Rendite. Damit spekulieren sie – und das nicht zu knapp.
Nun wollen das die Aufsichtbehörden genauer untersuchen. Seit 2008 steigen nämlich die Lagerbestände an, zugleich werden die Lieferfristen immer länger. In erster Linie ist die Wirtschaftsflaute schuld daran. Wegen der Krise haben Unternehmen reihenweise Bestellungen annuliert, aber die Aluminium-Produktion wurde nicht zurückgefahren. So türmt sich das Aluminium immer höher. Die Preis für den Rohstoff hingegen fällt – in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent.
Auf den ersten Blick scheinen die Marktkräfte zu wirken. Die grosse Frage ist aber, ob die Preiskorrekturen nach unten ausreichend gross sind, zumal die Händler weiterhin hohe Lagerkosten verrechnen.
Stabiler Preis – trotz hohen Lagerbeständen
Rechtmässig oder nicht, die Beweisführung wird nicht einfach sein. Denn die Londoner Börse hat schon vor Monaten reagiert: Händler müssen nun doppelt so viel von dem Metall ausliefern pro Tag. Trotzdem sinken die Alupreise aber nicht weiter.
Die Aluminium-Verbraucher sehen in stabilen Preisen einen Beweis dafür, dass die frei verfügbaren Liefermengen immer noch zu klein sind. Die Händler würden die Preise künstlich hochhalten, werfen sie Glencore Xstrata & Co. vor.
Die Aluminiumhändler hingegen wollen kein Marktversagen erkennen. Sie argumentieren, das grosse Angebot und wenig Nachfrage seien im Gleichgewicht.
Der Interessenkonflikt weitet sich aus zu einem Glaubenskrieg. Das ist schlecht fürs Image der Branche. Und einmal mehr für GlencoreXstrata.
(snep;koua)