Der tiefe Strompreis und der hohe Frankenkurs machen dem Stromkonzern Axpo zu schaffen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr musste die Axpo deshalb Wertberichtigungen und Rückstellungen von 1,3 Milliarden Franken vornehmen, was einen Verlust von fast einer Milliarde zur Folge hatte.
Auch das derzeit stillgelegte AKW Beznau drückt auf die Rechnung: Produktionsausfälle und Nachrüstung dürften rund 200 Millionen Franken kosten, so die Axpo. Immerhin, der Block Beznau 2 soll an Heiligabend wieder in Betrieb gehen.
Hohe Investitionen in neue Kraftwerke
Anderseits investierte das Unternehmen erneut 700 Millionen Franken in neue Anlagen, namentlich in das Pumpspeicher-Kraftwerk Linth-Limmern (GL), und kaufte neue Windstrom-Kapazitäten in Deutschland hinzu. «Axpo produziert mittlerweile von allen Schweizer Unternehmen am meisten erneuerbare Energie», heisst es denn auch im Communiqué des Unternehmens.
Hohe Investitionen, die sich aber beim derzeit tiefen Strompreis-Niveau nicht rechnen. Unter dem Strich resultiert deshalb im Geschäftsjahr 2014/15 ein Verlust von 990 Millionen Franken.
Und das trifft auch die öffentliche Hand, der die Axpo gehört: «Eine Dividende als Zustupf gibt es für die neun Kantone dieses Jahr wohl nicht», erwartet SRF-Wirtschaftsredaktor Thomas Oberer. «Es gibt also weniger Einnahmen, und das werden letztlich die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen in den betreffenden Kantonen zu spüren bekommen.»
Es gibt weniger Einnahmen, und das werden die Steuerzahler in den betreffenden Kantonen zu spüren bekommen.
In guten Jahren gab es 80 Millionen Franken
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2014 konnte die Axpo erstmals keine Dividende mehr ausschütten. 2013 und 2012 gab es noch jeweils 74 Millionen für die beteiligten Kantone, zuvor waren es gar über 80 Millionen gewesen.
Davon erhielt der Kanton Zürich als grösster Aktionär rund 14 Millionen, und nochmals gleich viel ging an das kantonale Elektrizitätswerk. Und dem Kanton Aargau flossen in besseren Jahren jeweils rund 10 Millionen an Dividenden zu.
Doch nun hat der Kanton Aargau keine Dividendenerträge der Axpo für das Jahr 2016 budgetiert. «Der Kanton hat seine Beteiligungen zum Nominalwert des Aktienkapitals verbucht. Somit hat der Verlust neben den Dividenden keine direkten Auswirkungen auf die Kantonsrechnung», sagt Claudia Penta, die Sprecherin der Aargauer Finanzdirektion. Doch sie ergänzt: «Der Verlust von 990 Millionen Franken reduziert das Eigenkapital der Axpo massiv. Dieser Substanzverlust reduziert den inneren Wert der Axpo.»
Immerhin: Auch nach dem jüngsten Milliarden-Abschreiber verfügt die Axpo immer noch über ein gutes Eigenkapital-Polster von über sechs Milliarden Franken. Doch auf Dauer wird das Unternehmen nicht von der Substanz leben können.
Kantone müssen ohne Dividenden-Einnahmen budgetieren
Ähnlich klingt es auch bei den Finanzdirektoren der anderen Kantone: Man habe sich auf diese Situation eingestellt. «Das kommt für uns nicht überraschend, wir haben deshalb im Budget keine Dividenden-Einnahmen von unserer Axpo-Beteiligung vorgesehen», sagt etwa der Finanzdirektor von Appenzell Ausserrhoden, Köbi Frei. «Und wir müssen leider davon ausgehen, dass die Axpo auch künftig das Geld im Unternehmen behalten muss, um diese Krise zu bewältigen, und dass es deshalb auch in den nächsten Jahren keine Ausschüttungen gibt.»
Auch in Glarus hat man nicht damit gerechnet, dass die Axpo-Beteiligung heuer eine Dividende einbringt. «Die nächsten vier, fünf Jahre wird die Axpo weiterhin von der Substanz leben müssen», befürchtet der Glarner Regierungsrat Rolf Widmer. Anderseits profitiert sein Kanton davon, dass der Stromkonzern Milliarden in den Neubau des Pumpspeicher-Kraftwerks Linth-Limmern investiert. Das bringt Arbeitsplätze und damit Steuergelder.