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Wirtschaft Nicht alle Milchbauern haben es schwer

Während andere Milchbauern über tiefe Milchpreise klagen, kommt Bauer Gabriel Yerly gut zurecht. Denn er erhält für seine Milch einen guten Preis. Sein Vorteil: Er wohnt im Greyerzerland.

«Das ist Miska, meine Championne. Sie hat in 14 Jahren mehr als 100'000 Liter Milch gegeben. Ich habe grossen Respekt vor dieser Kuh.» Gabriel Yerly hat die Postur und den Händedruck eines Schwingers, und er war tatsächlich in den 1980er- und 1990er-Jahren einer der stärksten Schwinger des Landes, ein vierfacher eidgenössischer Kranzgewinner.

Gras statt Silofutter für seine Kühe

Heute führt der stämmige Freiburger einen mittelgrossen Landwirtschaftsbetrieb in Berlens bei Romont. 35 Red-Holstein-Kühe stehen in seinem Stall.

«Wir bekommen einen angemessenen Preis. 84 Rappen pro Liter Milch, dafür gibt es aber auch einige Auflagen: Für den Greyerzer mit geschützter Herkunftsbezeichnung dürfen wir nur kleine Herden halten, keine Melkroboter einsetzen, und nur Gras und Heu füttern, kein Silofutter.»

So funktioniert der Milchmarkt

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Seit der Milchmarkt zwischen der Schweiz und der EU teilweise geöffnet wurde, sinken auch die Schweizer Milchpreise. Am Milchgipfel präsentieren die Bauern ihre Forderungen. Viele Milchbauern denken ans Aufgeben. Das sind die Gründe. Mehr.

Kein Silofutter – das heisst: Gabriel Yerly müsste heute heuen. Aber das Wetter ist zu unbeständig, der Blick auf die Wetter-App auf seinem Smartphone verheisst nichts Gutes.

«Heute Abend regnet es vielleicht schon wieder. Und am Samstag erneut. Das reicht kaum, dass das Gras trocknen kann. Und am Montag gibt es erneut 30 Liter Regen. Dabei ist der Boden jetzt schon zu nass», erklärt er. «Ja, es ist kompliziert dieses Jahr, aber das ist unser Beruf!»

Milchmenge gedrosselt für höheren Preis

Yerly klagt nicht. Denn er gehört zu den glücklichen Milchbauern, für die die Rechnung noch aufgeht. Die Greyerzer Milchbauern-Organisation kann die Preise halten, weil sie die Mengen einschränkt.

Zehn Prozent weniger Milch als letztes Jahr darf Yerly heuer an die Käserei liefern. Er hat deshalb schon fünf Kühe verkaufen müssen, drei weitere werden im Juni folgen. Diese Kühe werden künftig in der Deutschschweiz Milch geben – und dort zur Überproduktion beitragen, anstatt im Greyerzerland.

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