«Die Preise für Nivea und Co. sind immer noch zu hoch», sagt Philipp Wyss, Direktionsmitglied von Coop, in einem Interview mit der «Sonntagszeitung».
Coop leidet unter dem Einkaufstourismus und fordert von ausländischen Lieferanten die Weitergabe von Wechselkursvorteilen: Vor allem bei den Körperpflegeprodukten müssten sich die Hersteller bewegen. So etwa der Markenhersteller Nivea. «Da muss in den nächsten sechs Monaten etwas passieren», so Wyss.
Im Notfall aus den Regalen verbannen
Und was, wenn nicht? Lenkten die Markenhersteller nicht ein, werde Coop vermehrt parallel importieren. Also die Produkte selber im Ausland einkaufen, statt sie beim Vertrieb des Anbieters im Inland zu beziehen. Wyss weiter: Im äussersten Fall würden auch wieder Auslistungen geprüft. Das bedeutet: Kein Platz mehr für Nivea-Produkte in Coop-Regalen.
Coop hat Erfolg mit dieser Strategie. Im Frühling hat der Detailhändler bereits den «Heftli-Streit» lanciert – und gewonnen. Nachdem einige Zeitschriften boykottiert wurden, lenkten die Verlage ein. Titel wie «Spiegel», «Gala» oder «Vogue» wurden gemäss damaligen Angaben rund 15 Prozent günstiger.
Bereits im Sommer 2011 hatte Coop wegen ungenügender Weitergabe von Wechselkursvorteilen gar 130 Markenartikel aus dem Sortiment verbannt und dann durchschnittlich 10 Prozent tiefere Preise aushandeln können.
Einkaufstourismus nimmt weiter zu
Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken fallen gelassen hat, spürt Coop, «dass der Einkaufstourismus in diesem Jahr noch einmal zugenommen hat».
Bezüglich des Umsatzes des Detailhändlers sagt Wyss, es werde anspruchsvoll, den Vorjahreswert zu halten. «Dies auch, weil wir die Preise auf unserem Sortiment um total mehr als 150 Millionen Franken gesenkt haben.» Die Monate Juni und Juli seien aber bisher sehr gut gelaufen.