Zum Inhalt springen
Ein Bahn-Waggon wird an einem Kran auf ein Schiff abgesetzt.
Legende: Noch im September wurden Waggons in Muttenz zur Lieferung nach Russland verladen. Keystone

Wirtschaft Njet für «Made in Switzerland»

Die Wirtschaftssanktionen gegen den Kreml und der massive Werteverlust des Rubels zeigen ihre Wirkung: Die Schweizer Exporte nach Russland gehen zurück. Zudem werden Staatsaufträge nur noch vergeben, wenn in Russland produziert oder zugekauft wird.

Produkte Made in Switzerland waren bis vor wenigen Monaten in Russland begehrt. Doch jetzt hielten sich die russischen Kunden zurück, sagt Beat Brunner, Russland-Experte des Verbandes der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem: «Der schwache Rubel führt natürlich dazu, dass Budgets, die bei den russischen Firmen eingestellt worden sind, nicht mehr ausreichen, um alle geplanten Beschaffungen zu bewerkstelligen.»

Umsatzrückgang der Maschinen-Industrie

Zudem wirken sich auch die Wirtschaftssanktionen auf die Umsätze aus. In den ersten neun Monaten dieses Jahres gingen die Exporte der Schweizer Maschinen-Industrie nach Russland um rund sieben Prozent zurück. Entsprechend gross ist die Skepsis gegenüber dem russischen Markt: «Man ist da eher zurückhaltend geworden, vor allem wenn es um Investitionen geht – also um das Ansiedeln eines Geschäftes. Da ist man sicher sehr vorsichtig geworden.»

Eine Firma, die dieses Jahr noch einen Grossauftrag abwickeln konnte ist die Firma Bucher in Niederweningen (ZH). Sie lieferte Strassenwischmaschinen und Schneepflüge für die Stadt Moskau. Dabei habe alles geklappt, sagt Bucher-Firmenchef Philip Mosimann: «Der Auftrag ist ausgeliefert und auch bezahlt.»

Funktioniert hat das mit einer simplen Strategie: Bucher hat immer nur einen Teil der Maschinen geliefert. Erst wenn der bezahlt war, kam der nächste Teil. So hielt man das Verlust-Risiko tief.

Neue Vorschrift macht Kopfzerbrechen

Neben den Wirtschaftssanktionen und dem schwachen Rubel macht den Unternehmen aber vor allem eine neue russische Vorschrift zu schaffen. Bei Staatsaufträgen müssen heute je nach Branche bis zu 60 Prozent eines Produktes aus russischen Rohstoffen, russischen Bauteilen oder vor Ort in einem russischen Betrieb hergestellt werden.

Vor allem für die kleinen Schweizer Unternehmen ist das eine hohe Hürde, sagt Beat Brunner von Swissmem: «Diese Massnahme führt dazu, dass sie vor Ort einen Betrieb finden müssen oder selbst aufbauen müssen und dort auch die Mitarbeiter schulen müssen. Und das ist doch recht aufwendig.»

«Lokale Anteile werden steigen»

Die Firma Bucher kann die Auflagen von lokalen Anteilen im Moment erfüllen. Bei den Schneepflügen zum Beispiel kaufen sie vor Ort Lastwagen-Chassis und andere Teile zu. Zudem sagt Konzernchef Mosimann, mit den russischen Kunden und Behörden könne man auch verhandeln: «Solange die Kunden die Produkte wollen, wird sich immer ein Weg finden lassen, so weiter zu arbeiten, wie wir heute haben. Aber der Trend ist klar: Die lokalen Anteile werden mit der Zeit steigen.»

Dies alles zeigt: Der russische Markt ist für Schweizer Unternehmen derzeit schwierig. Erst mittel- oder langfristig kann er zum erhofften Zukunftsmarkt werden.

Meistgelesene Artikel