Die Nationalbanken bestimmen den Puls des Finanzmarkts. Während der Finanzkrise bemühten sie sich, die Wirtschaft und das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
Nun ist die Krise abgeflaut, doch die Ansprüche an die Nationalbanken sind geblieben: «Sollen die Zentralbanken nun doch gleich dauerhaft für solides Wirtschaftswachstum, hohe Beschäftigung, tiefe Zinsen und einen gesunden Immobilienmarkt sorgen», kritisiert Thomas Jordan den Trend in einem Referat. Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) beobachtet dies mit Sorge.
Neue Werkzeuge nicht zur Pflicht erheben
International dehnten Nationalbanken ihre Funktionen und Ziele aus. In den USA etwa richtet die Notenbank (Fed) ihre Politik nun nicht mehr einzig an der Inflation sondern auch an den Arbeitslosenzahlen aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird zur Aufsichtsbehörde der europäischen Banken. Auch die SNB hat in der Krise neue Werkzeuge erhalten, um Blasen im Immobilienmarkt vorzubeugen.
Thomas Jordan lehnt aber entschieden ab, das Pflichtenheft der SNB mit Vorgaben zu Wachstum, Beschäftigung oder Immobilienmarktpreisen zu erweitern. «Ich bin der festen Überzeugung, dass am geltenden Mandat der Nationalbank und somit an ihrer grundsätzlichen Rolle in der Geldpolitik nichts geändert werden sollte.»
Für stabile Preise sorgen
Für die SNB dürfe weiterhin nur ein Ziel im Zentrum stehen: Die Preisstabilität, betonte der Notenbankchef weiter. Auch wenn im internationalen Umfeld andere Entwicklungen zu beobachten seien. Mehrere Ziele gleichzeitig zu verfolgen, sei für eine Notenbank langfristig nicht möglich, erklärt Jordan. Zudem würde die Freiheit und Unabhängigkeit der SNB durch neue Ansprüche eingeschränkt.
Die SNB verschliesse sich nötigen Veränderungen nicht. Jordan ruft aber in Erinnerung, «dass Zentralbanken nicht allmächtig sind.»
(aebn;snep)