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Wirtschaft Novartis baut sich um – im grossen Stil

Paukenschlag bei Novartis: Der Basler Pharmakonzern kauft und verkauft Segmente – in Milliardenhöhe. Zudem gründen Novartis und die britische GlaxoSmithKline GSK ein Joint Venture. Damit entsteht laut Novartis eine weltweit führende Firma für Gesundheitsprodukte.

Novartis strukturiert seine Geschäftsfelder neu. Der Pharmakonzern stärkt im Rahmen der Konzentration auf die Bereiche Pharma, Augenheilmittel und Generika vor allem das Geschäft mit Krebsmedikamenten deutlich. Der Moment sei historisch, sagte Novartis-Chef Joseph Jimenez in einer Telefonkonferenz.

Dafür kauft beziehungsweise verkauft der Pharmariese diverse Sparten. Von GlaxoSmithKline (GSK) erwirbt Novartis die Onkologie-Sparte (Krebsbehandlung) für 14,5 Milliarden Dollar. Mit zusätzlichen 1,5 Milliarden Dollar Erfolgsprämien sichert sich Novartis mögliche Blockbuster zu seinen aktuellen und in der Pipeline befindlichen Krebsmitteln. Im Gegenzug geht das Impfstoff-Geschäft für 7,1 Milliarden Franken an GSK.

Krebshemmende Mittel

Zwar habe GSK im Geschäftsjahr 2013 nur 1,6 Milliarden Dollar Umsatz erzielt, sagte Novartis-CEO Joseph Jimenez. Doch konnte GSK die Verkäufe im vergangenen Jahr um 20 Prozent steigern. Zudem verstärke die fortgeschrittene Produkte-Pipeline die Palette des Konzerns.

Die GSK-Pharma-Pipeline und Produktpartnerschaften umfassten viele sogenannte Inhibitoren (Enzyme) für die derzeit vielversprechenden Kombinationstherapien. Es handle sich dabei um die dafür erforderlichen Kinase-Inhibitoren und Immuntherapien. Übernommen würden unter anderem auch einige neuartige BRAF- und MEK-Inhibitoren (Proteine, die das Zellwachstum steuern) sowie ein potentieller Blockbuster zur Behandlung von fortgeschrittenem bösartigem Nierentumor, so der Novartis-CEO weiter.

Novartis rechnet mit dem Abschluss des Zukaufs in der ersten Hälfte 2015. Die GSK-Aktionäre und die Wettbewerbsbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Der Novartis-Verwaltungsrat steht einstimmig dahinter.

Serbelnde Sparte Impfstoffe fällt weg

Inhibitor – ein Hemmstoff

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Inhibieren kommt aus dem Lateinischen und meint hemmen oder lindern. Kinase-Inhibitoren etwa sind Arzneimittel, welche an Kinasen binden und ihre Funktion hemmen. Dabei handelt es sich um Enzyme, welche bei der Entstehung, der Aufrechterhaltung und der Ausbreitung von Krebserkrankungen im Körper beteiligt sind.

Der Abstoss des Impfsektors an GSK für 7,1 Milliarden Dollar bestehe aus 5,25 Milliarden, die sofort fällig werden und 1,8 Milliarden, die von Meilenstein-Entwicklungen abhängig sind. Mit seinem Impfstoffgeschäft inklusive Grippe-Mitteln machte Novartis 2013 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar.

Die Impfungen waren 2013 der einzige Konzernbereich von Novartis, der rote Zahlen schrieb. Die Basler bekundeten Mühe, mit der Konkurrenz von GSK, Sanofi und Merck Schritt zu halten. Der Zweig war damit seit längerem ein Verkaufskandidat. Mit der Übernahme durch GSK steigt die Novartis-Impfsparte bei einem Weltmarktführer ins Boot.

Für die Grippe-Impfungen laufe der Verkauf, wie Jimenez erklärte. Dass die Grippe-Sparte nicht im Deal eingeschlossen ist, erfolge aus Gründen der Gewinnoptimierung.

Schweizer Mitarbeiter erhalten neuen Arbeitgeber

Weiter gründen Novartis und GSK ein Joint Venture, in welchem sie das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten (Consumer Healthcare) zusammenlegen. Damit entstehe eine weltweit führende Firma für Gesundheitsprodukte. Novartis wird am Gemeinschaftsunternehmen einen Anteil von 36,5 Prozent halten und vier von elf Verwaltungsratssitzen innehaben.

Novartis räumt auf

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Tauschgeschäft zwischen Novartis und dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline: Es kommt an der Börse und bei Branchenbeobachtern gut an. Der Deal sei gar vergleichbar mit der Geburt von Novartis 1996. Mehr dazu .

Vom Umbau des Pharmakonzerns Novartis sind in der Schweiz rund 1500 von 15'000 Beschäftigten betroffen. Ob es auch zur Verschiebung von Stellen ins Ausland oder zu Entlassungen kommt, liess Novartis offen. Für Angaben dazu sei es noch zu früh, sagte Jimenez.

Am stärksten von der Transaktion betroffen ist in der Schweiz der Standort Nyon VD mit rund 900 Angestellten. Diese Produktionsstätte für rezeptfreie Medikamente geht in ein neues Gemeinschaftsunternehmen von Novartis und GlaxosSmithKline (GSK) über.

Diese Produktionsstätte für rezeptfreie Medikamente geht in ein neues Gemeinschaftsunternehmen von Novartis und GlaxosSmithKline (GSK) über. Novartis setzte mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten im vergangenen Jahr 2,9 Milliarden Dollar um. Auch für diese eher kleinere Novartis-Sparte prüften die Konzernverantwortlichen Verkaufspläne.

Weniger Umsatz erwartet

Der Verkauf der Tiergesundheitssparte an den US-Konzern Lilly bleibe ohne Einfluss auf die Zahl der Stellen, erklärte Jimenez weiter. Der Transaktionspreis von 5,4 Milliarden Dollar entspreche dem Wert des Unternehmens.

2013 belief sich der Umsatz dieser Sparte auf 1,1 Millliarden Dollar. Der Handel soll bis Ende des ersten Vierteljahrs 2014 abgeschlossen werden.

Vom ganzen Umbau erwartet Jimenez für Novartis rund 4 Milliarden Dollar weniger Umsatz im Jahr, aber eine deutlich höhere Profitabilität. Insgesamt machen die drei Sparten Impfungen, rezeptfreie Medikamente und Tiergesundheit zusammen 10,5 Prozent am Novartis-Umsatz aus. Dieser betrug 2013 rund 58 Mrd. Dollar.

Die gesamten Transaktionen werden Novartis je nach den vereinbarten Erfolgszulagen 6 bis 7 Mrd. Dollar kosten, wie Jimenez in der Telefonkonferenz weiter sagte. Novartis werde aber sein Triple-A-Rating halten. Stemmen will der Konzern die Deals mit liquiden Mitteln, kurzfristigen Bankanleihen und neuen Anleihen, sofern letztere nötig werden sollten.

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