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Wirtschaft Reisebüros reagieren auf die Warnungen des Bundes

Sharm-el-Sheikh, Hurghada und Marsa Alam: Ägyptische Badeorte sind bei Schweizer Touristen beliebt. Doch diesen Herbst bleiben viele dem Land fern. Grund: Der Bund warnt weiterhin vor Reisen nach Ägypten. Die grossen Reiseanbieter reagieren nun mit gratis Umbuchungen und Annullationen.

Eine Pyramide und ein Kopf eines Kamels, kaum Leute
Legende: Gähnende Leere vor den Pyramiden von Gizeh: Die Touristen bleiben aus. Keystone

Das Eidgenössische Departement des Äussern (EDA) hat heute seine Warnung wiederholt: Von Reisen nach Ägypten rät es auf Grund der unsicheren Lage dringend ab. Für das Tourimusland Ägypten ist das ein Entscheid mit Folgen.

Denn Deutschland, Frankreich und Italien reagierten gleich wie die Schweiz, wie Christian Lässer, Tourismus-Professor an der Universität St. Gallen, erklärt. «Wenn das mehrere Länder machen, hat das verheerende Auswirkungen. Innert kürzester Zeit wird man von einem Land voller Touristen zu einem Land ohne Touristen.»

Planungssicherheit bis Ende Oktober

Reiseanbieter wie Hotelplan und Kuoni haben nun die Annullationsfrist verlängert. Sprich: Wer eine Reise nach Ägypten bis zum 31. Oktober gebucht hat, der kann sie gratis umbuchen oder annullieren. Bei Kuoni seien über 1000 Kunden betroffen, sagt Kommunikationschef Peter Brun: «Jetzt haben die Kunden die Sicherheit: Sie können ihre Ferien spesenfrei umbuchen oder annullieren und sie erhalten ihr Geld zurück.»

Nicht alle Kunden werden ihre Ägypten-Reise einfach annullieren, ist Gabi Malacrida von Hotelplan überzeugt. Das zeige die bisherige Erfahrung: «Ein Drittel der Kunden hat sich für eine andere Destination entschieden. Ein Drittel möchte weiterhin nach Ägypten fahren und wartet ab, und nur ein Drittel hat entschieden, zu annullieren.»

Andere Destinationen als Alternative

Gerne machen die Reiseunternehmen Ankündigungen wie die heutige nicht: Annullationen bedeuten Ertragsausfälle, Umbuchungen sind ein Mehraufwand. Ein Loch in die Kuoni-Kasse reisse die Krise in Ägypten bisher jedoch nicht, sagt Peter Brun: «Im Moment ist der Schaden überblickbar, weil man als grosser Veranstalter auch andere Destinationen im Portfolio hat.» Kuoni habe für die Kanarischen Inseln, Arabische Emirate und Oman die Kapazitäten aufgestockt.

Langzeitfolgen für Ferienland Ägypten

Viel schlimmer ist es für die Anbieter vor Ort. Von einer einmaligen Warnung nach einem Terroranschlag kann sich ein Tourismusland in der Regel rasch erholen. Im Fall von Ägypten wiederholen sich die Warnungen allerdings – mit ungewissen Folgen, sagt Tourismus-Professor Lässer. «Den Zermürbungseffekt sollte man nicht unterschätzen. Man hat das zum Beispiel in Bali gesehen: Dort war nach zwei Terroranschlägen der australische Markt für mehrere Jahre zusammengebrochen.»

In Ägypten stelle sich das Problem, dass die Unruhen schon sehr lange anhalten, auch wenn diese auf die Städte beschränkt sind. «Aber man weiss natürlich nie, wann diese Unruhen auf andere Gebiete überschwappen», sagt Lässer weiter. «Und das zermürbt irgendwann auch die Touristen.»

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