Der Wirtschaftsanwalt Franz Probst will mit seinem Unternehmen Skillsonics in Indien eine Marktlücke füllen. Das indisch-schweizerische Start-up exportiert Berufslehren nach dem Schweizer Modell. Die letzten drei Jahre wurden in Indien bereits 5000 Lehrlinge nach Skillsonics-Lehrgängen ausgebildet – in Industrieberufen wie Polymechaniker.
Die Lehrabgänger erhalten ein von vom Industrieverband Swissmem anerkanntes Zertifikat und einen offiziellen indischen Berufsabschluss. Zwar sind die Hürden gross, da Indien keine Berufsausbildung kennt – das Potenzial ist indes enorm: Das Land hat ein Heer von 500 Millionen Erwerbstätigen. Nur jeder Zwanzigste hat einen anerkannten Berufsabschluss.
Die indische Regierung will bis 2022 110 Millionen Inder qualifizieren lassen – und investiert zusammen mit der Wirtschaft in Private Public Partnerships, die Start-ups wie Skillsonics zinsgünstige Darlehen geben.
Mit Niederlassungen von Schweizer Firmen fing es an
Die wichtigste Einnahmequelle Skillsonics‘ sind die Unternehmen. Sie zahlen für die Ausbildung der Lehrmeister, die Skillsonics-Lehrmittel sowie Prüfungen und Qualitätssicherung bezahlen. Die ersten Firmen, die nach diesem Konzept ausbildeten, waren die indischen Niederlassungen von Schweizer Firmen wie Bobst, ABB, Rieter Burckhardt Compression und Bühler. Inzwischen gewinnt das Unternehmen immer mehr indische Unternehmen für die duale Berufsausbildung.
Skillsonics-Präsident und Gründer Franz Probst sagt: «Es ist nicht einfach so, dass wir unser Modell 1:1 hier umsetzen können. Wir müssen miteinander diskutieren, was der nächste beste Schritt ist – und wir müssen zu einer Einigung kommen.» Am indischen Sitz von Skillsonics in Bangalore arbeiten 20 Mitarbeiter, sie haben inzwischen 50 Lehrmittel basierend auf den Lehrgängen des Industrieverbands Swissmem für Indien geschaffen. Bis in zwei, drei Jahren will Probst die Gewinnzone erreichen und in weitere Länder expandieren. Er hat bereits konkrete Anfragen von Firmen in Südafrika und Brasilien.