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Ein Containerschiff im Hafen.
Legende: Die Folgen der Hanjin-Pleite sind immens: Über 500'000 Container dürften zu spät zu den Kunden kommen. Keystone

Wirtschaft Südkorea will Reederei Hanjin nicht retten

Die Frachtpreise für Container sind weltweit auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise gefallen. Deswegen ist auch die koreanische Grossreederei Hanjin nun pleite. Mit Hanjin darbt die ganze Schiffsindustrie. Das hat auch Folgen für Südkorea selber.

SRF: Wie hart trifft die Pleite Südkorea?

Martin Fritz

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Martin Fritz

Der Journalist Martin Fritz arbeitete als Radio-Korrespondent für die ARD in Tokio. Als freier Journalist berichtet er auch über Nord- und Südkorea. Vorher war er fünf Jahre lang Südasien-Korrespondent in Neu-Delhi. Er hat Politik in Münster, Los Angeles und London studiert.

Martin Fritz: Die Grossreederei Hanjin selbst hat nur 2000 Mitarbeiter in Südkorea, die meisten Stellen befinden sich ausserhalb des Landes. Aber alleine in der Hafenstadt Busan hängen 11‘000 Jobs am Container-Umschlag mit den Schiffen von Hanjin. Bisher galt in Seoul die Devise, Hanjin sei zu gross, um unterzugehen. Aber von einer Rettung ist die südkoreanische Regierung abgerückt, weil Meinungsumfragen jetzt zeigen, dass die Wähler weitere Milliarden-Hilfen mit Steuergeldern ablehnen.

Neben den Reedern sind in Südkorea auch Schiffsbauer in der Krise. Und am Schiffsbau hängen in Südkorea rund 200‘000 Arbeitsplätze. Gibt’s da Parallelen zum Reedereigeschäft?

Die Frachtpreise sind so niedrig, weil es Überkapazitäten bei den vorhandenen Containerschiffen gibt. Niemand gibt also neue Container-Schiffe in Auftrag. Die neuen Aufträge für koreanische Werften im ersten Halbjahr lagen 90 Prozent unter dem Vorjahr. Dazu kommt der niedrige Öl- und Gaspreis. Diese koreanischen Werften haben sich auf Öl- und Gas-Förderplattformen und die dazugehörigen Versorgungsschiffe spezialisiert. Bei dem niedrigen Ölpreis werden weniger Plattformen gebraucht.

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Die ganze Schiffsindustrie ist also in Südkorea in der Krise. Was will die Regierung tun?

Zunächst hat sie den Schiffsbauern selber direkt Geld gegeben. Allein die Nummer 2 und Nummer 4 von Südkorea haben über 8 Milliarden Franken bekommen. Und demnächst gehen weitere 10 Milliarden Franken als Hilfen an die Banken, die diese Kredite halten. Aber mehr Hilfe soll es nicht geben. Die Unternehmen sollen sich nun umstrukturieren. Dieser Prozess hat bereits begonnen. Die drei grossen Schiffsbauer wollen über 10 Milliarden Franken einsparen, Vermögenswerte verkaufen und Leute entlassen. Aber grundsätzlich droht immer noch einigen der Firmen die Insolvenz, zumindest den kleineren.

Was passiert, wenn die Regierung die Krise nicht in den Griff bekommt?

Dann wird es wohl Ärger geben. Die südkoreanischen Arbeiter sind bekannt für ihre manchmal gewalttätigen Streiks und Proteste. Die Regierung schätzt, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren etwa 60‘000 Jobs und 20 Prozent der Werftkapazität verschwinden werden. Die Regierung hat einen parteiübergreifenden Pakt geschlossen, um den sozialen Frieden zu wahren, aber die Gewerkschaften sind ausgestiegen. Der Umbau der Schiffsindustrie wird nicht nur schmerzhaft werden, sondern auch bis ins Präsidentenwahljahr 2017 die Tagespolitik bestimmen.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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