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Wirtschaft Tesla weitet Verlust aus

Der Elektroautohersteller Tesla ist im 2. Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust stieg verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 60 Prozent auf 293 Millionen Dollar, wie der Konzern mitteilte. Firmenchef Musk könne dennoch zuversichtlich sein, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Bonanomi.

Tesla hat den Umsatz im Frühjahr deutlich gesteigert, aber auch seinen Verlust ausgeweitet. Die Erlöse im 2. Quartal stiegen im Vorjahresvergleich um einen Drittel auf 1,27 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk nach US-Börsenschluss mitteilte.

Der Fehlbetrag weitete sich im gleichen Zeitraum um rund 60 Prozent auf 293 Millionen Dollar aus. Es ist der 13. Quartalsverlust in Folge. Begründet wird mit den hohen Kosten für den Ausbau der Produktion. Tesla gibt sich zuversichtlich, die angestrebten 50'000 Fahrzeuge der neuen Modelle S und X im zweiten Halbjahr ausliefern zu können. Analysten hatten bessere Zahlen erwartet. Anleger reagierten wegen deutlicher Produktionssteigerungen dennoch leicht positiv.

Die Strategie von Tesla lautet Wachstum um jeden Preis. Das kostet, die Einnahmen fliessen später.
Autor: Klaus Bonanomi SRF-Wirtschaftsredaktor

Riesige Investitionen, wenig Einnahmen

In seiner dreizehnjährigen Geschichte hat Tesla erst einmal in einem Quartal schwarze Zahlen geschrieben, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Bonanomi sagt. Die Strategie der Firma sei Wachstum um jeden Preis. Tesla habe immer viel in Forschung und Entwicklung, in neue Technologien, Produktionsanlagen und Distributionskanäle sowie in eigene Händlernetze investiert. «Das alles kostet, die Einnahmen fliessen erst später», so Bonanomi.

Firmengründer Musk habe dennoch guten Grund, zuversichtlich zu sein, sagt der Wirtschaftsredaktor. Das lasse sich am Beispiel des neuen Models 3 zeigen: Im Frühling angekündigt, gingen innert einer Woche mehr als 300'000 Bestellungen ein. Unterdessen sind schon fast 400'000 dieser neuen Limousinen reserviert. Bei einem Stückpreis von 35'000 US-Dollar ergibt das dereinst 14 Milliarden Einnahmen. Mit der Produktion will Tesla im nächsten Sommer beginnen. «Bis da hat die Firma mit dem neuen Modell erst einmal viele Kosten», so Bonanomi.

Die jährliche Produktion soll bis 2018 auf 500'000 Fahrzeuge hochgefahren werden. Die Ausgaben dafür verschlingen allerdings zunächst viel Geld und stellen ein grosses Wagnis dar, denn Tesla hat keine Erfahrung mit Massenfertigung.

Lange Wertschöpfungskette

Tesla hatte Anfang Woche mitgeteilt, die US-Solarfirma SolarCity für 2,6 Milliarden Dollar in Aktien kaufen zu wollen. Damit würde Tesla zum Rundum-Anbieter im Bereich Solar- und Elektrotechnik aufsteigen und künftig neben Autos auch Solardächer und Batteriespeicher aus einer Hand anbieten. «Es kann industriell durchaus Sinn machen, eine möglichst lange Wertschöpfungskette aufzubauen und dem Kunden alles aus einer Hand anzubieten», sagt Bonanomi.

Erst vor kurzem kündigte Tesla den Aufbau einer neuen Batteriefabrik in der Wüste von Nevada an. Dahinter stecke die Idee, möglichst alles im eigenen Konzern zu haben, um nicht von Zulieferern abhängig zu sein, so Bonanomi. «Wenn dann die Einnahmen einmal fliessen, dann hat man sie selber und muss sie nicht an die Zulieferer weitergeben.»

Ein Fragezeichen sei hingegen die sogennate Compliance: Die Gefahr der «Vetternwirtschaft», wenn alle Unternehmen miteinander verflochten sind. «Da ist die gegenseitige Abhängigkeit gross, und es fehlt möglicherweise die unabhängige Kontrolle, ob man tatsächlich auf dem richtigen Weg ist» sagt Bonanomi.

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