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Wirtschaft Unsichere Sicherheitsdruckerei: Der Notenklau schadet dem Ruf

Unfertige Noten im Umlauf: Nachdem der denkbar schlimmste Vorfall für einen Banknotenhersteller bei Orell Füssli eingetroffen ist, stellt sich die Frage, wie man diese Noten erkennt. Münzfachmann Kunzmann erklärt, wie die Banknoten gesichert sind.

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Münzfachmann Ruedi Kunzmann hat ein Standardwerk zu den Schweizer Banknoten verfasst. Im Gespräch mit SRF sagt er, wie Papiergeld hergestellt wird: «Banknoten werden in mehreren Durchläufen gedruckt. Es ist nicht ein einzelner Druck, sondern es sind verschiedene Druck-Arten», sagt er. Jetzt, wo bekannt sei, welchen Fehler die Noten aufweisen, kann man ihn erkennen. «Bei einem Druck-Durchgang wird die Seriennummer angebracht. Bei einem weiteren die Nominalzahl. Es fehlt entweder eine Seriennummer oder eine so genannte Lochzahl.»

Die Lochzahl ist diejenige Zahl, die man sehen kann, wenn man eine Banknote der jetzigen Serie gegen das Licht hält. «Die Zahl ist als Durchsichtszahl aus ganz kleinen Löchlein zu erkennen.» An diesen beiden Merkmalen lasse sich sofort erkennen, ob eine Banknote alle Produktionsdurchläufe durchgemacht hat, sagt der Experte.

Imageverlust für die Druckerei

Von einem Diebstahl aus einer Druckerei, wie er stattgefunden habe, habe er noch nie etwas gehört, sagt Kunzmann. Für Orell Füssli stelle dies ein Imageverlust dar. «Orell Füssli muss nun aufpassen, denn sie sind an der obersten Spitze der guten, wirklich bekannten Banknotenhersteller.»

Alternativen hätte die Schweizer Nationalbank schon. «In der Schweiz gibt es keinen anderen Banknotenhersteller. Aber in Deutschland gibt es zwei drei sehr bekannte und in England auch.»

Bundesanwaltschaft ermittelt

Orell Füssli habe erst heute informiert, weil das Unternehmen nicht vorher habe an die Öffentlichkeit treten dürfen, sagt Susanne Giger, SRF-Wirtschaftsredaktorin. «Die Bundesanwaltschaft war von Anfang an informiert und ermittelt.»

Vor drei Wochen hat das Unternehmen eine Gewinnwarnung herausgegeben. Es gab bekannt, dass der Bereich Druck von Banknoten dieses Jahr einen Verlust von acht Millionen Franken machen werde. «Orell Füssli hat schon damals gesagt, ein Grund dafür sein ein Haftungsfall, der höher ausfalle als erwartet», sagt Giger. Und dieser Fall sei nun eben der Notenklau.

Orell Füssli haftet für die 1,8 Millionen Franken, die mit diesen Tausendernoten entstehen. Die Inhaber einer solchen Note können das Stück Papier zurückbringen und erhalten eine korrekte. Und dazu kämen noch Kosten für das Gericht und die Ermittlungen. All das dürfte einen Viertel des Verlusts ausmachen, sagt Giger.

Die Sparte Sicherheitsdruck war nicht immer Orell Füsslis Sorgenkind. In den letzten Jahren hatte die Division zuverlässig schwarze Zahlen im zweistelligen Millionenbereich geliefert.

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