Entscheide der amerikanischen Notenbank Fed haben grosse Folgen. Kein Wunder wird da jedes Wort der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen auf die Goldwaage gelegt. So auch gestern: Der Passus, man wolle bei der Normalisierung der Geldpolitik geduldig sein, fehlte auf einmal. Er bedeutet bis jetzt, dass eine Erhöhung des Leitzinses nicht unmittelbar ansteht.
Yellen warnte vor den Medien allerdings, man dürfe daraus keine voreiligen Schlüsse ziehen: «Nur, weil wir das Wort 'geduldig' gestrichen haben, sind wir noch nicht automatisch ungeduldig geworden», stellte sie klar. Will heissen: Eine erste Erhöhung des Leitzinses ist zwar ab Juni möglich, aber nicht zwingend. Es kann durchaus auch noch länger dauern.
Wirtschaftsdaten ausschlaggebend
Fakt ist: Die US-Notenbank fast ihre erste Zinserhöhung seit 2006 ins Auge. Aber sie will diesen Schritt weniger von Kalenderdaten abhängig machen, dafür wieder stärker von Wirtschaftsdaten, und die wurden gestern leicht nach unten korrigiert.
Entscheidend für eine Zinserhöhung sei, wie sich der Arbeitsmarkt und die Konjunktur entwickelten: Die Daten sollen den Ausschlag geben, betonte Yellen. Ohne, wie in der Vergangenheit, zu sagen, bei wie viel Arbeitslosen und welchem Wirtschaftswachstum der Zins steigt. Das ist wenig konkret und sorgt für eine zusätzliche Unsicherheit.
Immerhin: Dass jetzt bei jeder Fed-Sitzung auch eine Zinserhöhung möglich ist, zeigt, dass die Notenbanker glauben, die US-Wirtschaft ertrage so viel Unsicherheit. Und das ist durchaus ein gutes Zeichen.