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Wirtschaft Vatikanbank – Klotz am Bein des Papstes?

Paukenschlag zu Wochenbeginn im Vatikan: Der Direktor und Vizedirektor der Vatikanbank IOR sind überraschend zurückgetreten. Der Hintergrund: Papst Franziskus hatte angekündigt, bei der Vatikanbank aufräumen zu wollen.

Der Direktor und Vizedirektor des vatikanischen Geldhauses IOR haben ihre Posten am Montag geräumt. Das passierte nur drei Wochen nachdem Papst Franziskus eine hochkarätige Kommission einberufen hat, welche die unappetitlichen Vorkommnisse in der Bank untersuchen sollte. Zuletzt hatte ein hoher Prälat 20 Millionen Euro via ein IOR-Konto aus der Schweiz nach Italien verschieben wollen.

Seit Tagen berichten Medien, dass die alte Garde innerhalb des IOR und der Kurie – der Regierung des Vatikans – zittere. Denn Franziskus scheint es ernst zu sein mit seiner Ankündigung, bei der Vatikanbank und in der Kurie aufräumen zu wollen.

Papst erwog Schliessung der Bank

Ob die zurückgetretenen Direktoren wegen des neusten Skandals um die Verschiebung von 20 Millionen Euro den Hut nehmen mussten oder deshalb, weil sie zur alten Entourage gehören, die der Papst loswerden will, ist unklar. Allein die Tatsache, dass Köpfe rollen, zeigt aber, dass ein neuer Wind weht im Kleinstaat.

Papst Franziskus scheint alle Möglichkeiten auszuloten, wie es mit der Bank weitergehen kann. Dabei soll er auch deren Schliessung in Betracht gezogen haben. Denn die in ihren Eingeweiden schlummernden, unaufgearbeiteten Skandale sollen so ungeheuerlich sein, dass der Imageschaden bei einer allfälligen Veröffentlichung zu gross sein könnte, mutmassen Kenner des Vatikans.

Von Schliessung spricht derzeit aber niemand mehr, sondern von «piazza pulita», einer Ausmistung des Augiasstalls: Eine Aufgabe, vor der der allseits beliebte polnische Papst Johannes Paul IIl. immer die Augen verschloss. Und eine Aufgabe, an der der deutsche Papst Benedikt XVI. gescheitert war.

Für dubiose Geschäfte missbraucht

Die Vatikanbank IOR wurde 1944 gegründet. Sie sollte das vatikaneigene Vermögen bewirtschaften und Gelder von religiösen Hilfswerken verwalten – zumindest in der Theorie. Heute weiss man, dass allerhand dubiose Geschäftemacher, die amerikanische CIA, der italienische Geheimdienst und die Mafia die Bank für ihre Zwecke missbrauchten – immer unter gütiger Mithilfe von Geistlichen.

Das Vermögen der Bank wird auf 6 Milliarden Euro geschätzt. Jedes Jahr überweist sie etwa 70 Millionen Euro in die vatikanische Staatskasse. Fachleute sind sich einig, dass der Vatikan auch ohne diese Bank funktionieren könnte. Der Vatikan könnte sein Vermögen von einer externen Bank verwalten lassen.

Da der Vatikan aber auch ein Staat ist, dürfte Bergoglio das Geldhaus wohl behalten wollen. Schon unter Benedikt XVI. begannen innere Reformen, um die Bank Gottes internationalen Standards – zum Beispiel punkto Geldwäsche – anzupassen.

Gegen all zuviel Transparenz regte sich aber heftigster interner Widerstand, an dem vor etwas mehr als einem Jahr ein erst kurz zuvor eingesetzter Bankpräsident gescheitert war. Der Papst wird einen langen Atem brauchen, um hier aufzuräumen.

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