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Wirtschaft Weshalb Swisscom Local.ch übernehmen will

Der Swisscom-CEO Urs Schaeppi will mit der geplanten Übernahme der Suchplattform Local.ch «im Internet breiter Fuss fassen» – und damit auf den Umbruch in der Telekommunikations-Branche reagieren. Zudem würde er eine Fusion von Sunrise und Orange begrüssen.

Vor zehn Tagen liess die Swisscom mit ihrer Offerte für Local.ch aufhorchen. Sie will ihren Mehrheitsanteil von 51 Prozent an der Suchplattform der Publigroupe auf 100 Prozent erhöhen. Die Plattform ist hochprofitabel mit ihren Gelben Seiten.

Das Wirtschaftsmagazin «ECO» hat Urs Schaeppi anlässlich eines TV-Porträts an den Gebirgs-Wettlauf «Patrouille des Glaciers» in die Walliser Alpen begleitet. Dort begründet der Swisscom-Konzernchef erstmals in der Öffentlichkeit seine Absichten. Local.ch habe sich in den letzten Jahren «stark im Internet entwickelt». Deshalb sei der Suchdienst «ein gutes Vehikel, um im Internet-Geschäft breiter Fuss zu fassen».

Preise erodieren

Mit ihrem Angebot hat die Swisscom auf eine Tamedia-Offerte reagiert – und diese getoppt. Sie bietet zwar ‹bloss› 230 Millionen Franken, beschränkt sich dabei aber auf Local.ch. Beim Zürcher Verlagshaus sind es 330, jedoch für die ganze Publigroupe. Tamedia strebt die Implementierung der Plattform an, indem sie gleich die ganze Werbefirma übernehmen will. Voraussichtlich am 27. Mai wird Tamedia der umworbenen ‹Braut› ihr – möglicherweise überarbeitetes – Angebot direkt unterbreiten.

Swisscom-CEO Urs Schaeppi vor Swisscom-Logo
Legende: Gebot 230 Millionen Franken: Swisscom will den Suchdienst Local.ch komplett übernehmen. SRF

Urs Schaeppi erwartet diesen Tag wohl mit Spannung. Seine Avancen haben mit dem Umbruch in der Telekommunikations-Branche zu tun. Die Preise im klassischen Telefonie-Geschäft erodieren. Zum einen sinken die Roaming-Gebühren, zum anderen bieten Mobil-Applikationen wie Whatsapp Gratis-Dienste an. Solche web-basierten Dienste erachtet Urs Schaeppi denn auch als grösste Konkurrenz im Kernmarkt.

Angriff auf Cablecom

Die Swisscom versucht, mit Pauschalangeboten Gegensteuer zu geben. Sie will mehr Kunden für Angebote mit sogenannten Flatrates gewinnen und so den Umsatz steigern.

Sunrise und Orange scheinen Schaeppi dagegen nicht zu besorgen. Auf Anfrage spricht er sich – wie sein verstorbener Vorgänger Carsten Schloter – für eine Fusion der beiden Mitbewerber aus. «Rein industriell» wäre dies sinnvoll, da sie «Synergien im Netzbereich» hätten, so Schaeppi.

Aufgrund des stagnierenden Kernmarkts verfolgt die Swisscom eine Diversifikationsstrategie. Sie intensiviert ihre IT-Services und den Bereich Digital-TV. In diesem hat sie einen Anteil von 23 Prozent, will ihn in den nächsten Jahren jedoch auf 50 Prozent ausbauen. Damit greift sie Marktleaderin Cablecom an. Urs Schaeppi, seit letztem November nicht nur interimistisch, sondern definitiv neuer Swisscom-CEO, steht vor grossen Herausforderungen.

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