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Temperaturmessung bei einer afrikanischen Frau.
Legende: Ebola: Eine massive Gefahr für die westafrikanische Bevölkerung, die weltweit ausstrahlt. Reuters

Wirtschaft Wie Ebola und Terror Schweizer Firmen beeinflussen

In Spanien steht ein Mitarbeiter des Schweizer Maschinenbauers Bühler unter Quarantäne, nachdem sich seine Frau mit dem Ebola-Virus infiziert hat. Hiesige Unternehmen können schnell durch Krisenherde fernab der Schweiz tangiert sein. Sie brauchen Risikoanalysen.

Ein Unternehmen, das international ausgerichtet ist, steht vor besonderen Herausforderungen. Plötzlich kann ein politischer Konflikt die Zulieferkette unterbrechen, ein terroristischer Übergriff Mitarbeiter gefährden oder der Ausbruch einer Epidemie den Absatzmarkt bedrohen.

Letzteres ist beim St. Galler Textilunternehmen Okutex der Fall. 80 Prozent seiner Stoffe setzt es in Afrika ab, besonders im Westen des Kontinents – also in der Region, in der Ebola ausgebrochen ist. Das Wirtschaftsmagazin «ECO» hatte den Eigentümer des KMU im vergangenen Februar in dieses Gebiet begleitet ( zum Bericht ).

Jetzt teilt Matthias Heé mit, man werde «die Produktion 30 bis 40 Prozent zurückfahren». Zudem erwähnt er, dass die Unsicherheit vor Ort die Reisetätigkeit der Bewohner einschränkt. Dieses Verhalten führt zu weniger Besuchern auf den Märkten und lässt den Absatz einbrechen.

Notfallszenarien für Mitarbeiter

Kein derartiges Klumpenrisiko kennt der Schweizer Technologiekonzern Bühler. Mit seinen Anlagen für die Nahrungsmittelproduktion ist er global tätig. Die zahlreichen Absatzmärkte zwingen ihn aber dazu, umso mehr potenzielle Brandherde weltweit im Auge zu behalten.

In der Ukraine etwa erschwert die politisch instabile Situation das Voranschreiten eines Grossauftrags. Zwar stünde man «kurz vor dem Verhandlungsabschluss», so Bühlers Finanzchef Andreas Herzog. Doch der Kunde, ein ukrainischer Investor, hege noch eine gewisse Zurückhaltung angesichts der unsicheren Lage.

Auch von Ebola wird Bühler gestreift. Erst vor wenigen Tagen berichtete der «Blick», dass sich ein spanischer Mitarbeiter in Quarantäne befindet. Er ist der Ehemann der Krankenschwester, die sich in Madrid bei der Behandlung eines Erkrankten mit dem Virus infiziert hat.

Zur Analyse von Risiken gehört bei Bühler auch, Notfallszenarien zu entwickeln, etwa wenn Mitarbeiter aus einem Krisengebiet evakuiert werden müssen. Deshalb arbeitet das Unternehmen mit einer SOS-Organisation zusammen.

Globale ‹Ansteckungsrisiken›

Das risikobehaftete Geschäft birgt allerdings auch Chancen für andere. Private Dienstleister entlasten Firmen, indem sie für sie Länder und Märkte untersuchen. Zu den führenden Anbietern zählt die Intelligence Unit der britischen Wochenzeitschrift «The Economist». Die Unternehmenseinheit macht laut eigenen Angaben einen Umsatz von rund 90 Millionen Schweizer Franken und verzeichnet über 1000 Kunden – Tendenz steigend, wie Chefanalyst Alasdair Ross im «ECO»-Interview erklärt.

Im Zuge der Globalisierung seien selbst relativ kleine Betriebe konstant durch Risiken bedroht. Es müsse nur ein Zulieferer irgendwo auf der Welt ausfallen, schon sei die Firma betroffen. Deshalb müssten Unternehmen «ein viel tieferes Verständnis haben von den globalen ‹Ansteckungsrisiken›», die ihr Geschäft beeinflussen können.

«Risk Management» gewinnt an Bedeutung in einer vernetzten und schnelllebigen Welt – und in einer Welt, in der die Krisenherde, ausgelöst durch Terrorgruppen, politische Umstürze oder Krankheiten, immer zahlreicher werden.

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