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Wirtschaft Wolfgang Reitzle - der Matchmaker

Es darf geheiratet werden - nicht zuletzt dank Wolfgang Reitzle. Der Verwaltungsratspräsident von Holcim weibelte in den vergangenen Monaten für die Fusion mit Lafarge. Es ist nicht das erste Mal, dass dem Spitzenmanager ein solcher Coup gelingt. Er wird gar als VW-Präsident gehandelt

Ziemlich gelassen erscheint Holcim-Verwaltungsratspräsident Wolfgang Reitzle zur heutigen Generalversammlung. Wer gut vorbereitet sei, müsse nicht nervös sein. Erwartet er denn nach dem monatelangen Widerstand keine Zitterpartie? «Was wir erreicht haben, kann sich für beide Seiten sehen lassen», so Reitzle. Es sei kein einfacher Deal gewesen, der zwischendurch sogar «auf der Kippe gestanden». Jetzt, kurz vor der entscheidenden Abstimmung, gibt er sich aber zuversichtlich.

Zu recht: Fast 94 Prozent der Holcim Aktionäre stimmen der Aktienkapitalserhöhung zu, die den Weg für den Zusammenschluss mit Lafarge freimacht. «Ich bin sehr erleichtert», sagt Wolfgang Reitzle nach der Abstimmung. Es sei ein spannender Prozess gewesen, und von einer derart überzeugenden Zustimmung habe er vor ein paar Wochen nur geträumt.

Der «Car Guy» und seine Karriere

Die Karriere startete Reitzle bei BMW. Nach elf Jahren als Fertigungsspezialist und Forschungschef, stieg er 1987 zum Entwicklungs- später gar zum Vizechef auf. Der «Car Guy» - sein Spitzname bei BMW - erwarb sich einen Ruf als erfolgreicher Automobilmanager und war in der Branche entsprechend begehrt. 1993 widerstand er einer Offerte von Porsche unter anderem, weil er als Verwaltungsratspräsident von BMW gehandelt wurde. Überraschenderweise wurde er dann bei der Wahl aber übergangen.

Später arbeitete Wolfgang Reitzle für Ford und wechselte 2002 in den Verwaltungsrat des deutschen Gas- und Technikkonzern Linde. Ein Jahr danach wurde er als deren Präsident gewählt. Unter seiner Führung gelang Linde die Übernahme des britischen Industriegasherstellers BOC. Dieses Geschäft machte Linde zu einem der führenden Produzenten im Bereich des Industriegasgeschäfts. Reitzle bewährt sich erstmals als grosser Fusionsvermittler.

Schon bald bei Volkswagen?

2009 wurde Reitzle zudem Verwaltungsratspräsident des Autozulieferers Continental. Und seit 2012 sitzt er im Verwaltungsrat der Holcim, den er seit letztem Jahr präsidiert. Reitzle ist ein viel beschäftigter Mann. Trotzdem, ans Aufhören denkt der 66-jährige noch lange nicht: «Am Tag, an dem man aufhört sich mit spannenden Dingen zu beschäftigen, wird man alt.»

Der Lebenslauf Reitzles ist auch Martin Weimann nicht entgangen. Der VW-Aktionärsvertreter wünscht sich Wolfgang Reitzle als Nachfolger für den jüngst ausgeschiedenen Verwaltungsratspräsidenten Ferdinand Piäch. «Wir hoffen Wolfgang Reitzle tritt die Nachfolge von Ferdinand Piäch als Verwaltungsratspräsident an. Er hat sich in seiner Karriere sowohl als Kaufmann, als auch als Ingenieur bewährt.» Das macht internationale Schlagzeilen.

Verwaltungsratspräsident der Volkswagen-Gruppe wäre ein weiteres Highlight im ohnehin schon beachtlichen Leistungsausweisvon Wolfgang Reitzle. Könnte er ein solches Angebot ausschlagen? «Ich war selbst überrascht und habe davon aus der Zeitung erfahren. Ich möchte mich dazu nicht äussern», erwidert Reitzle am Rande der Holcim-GV.

Feiern mit dem eigenen Wein

Bei einer allfälligen Wahl zu Volkswagen würde wohl noch etwas zu den rund 2,4 Millionen Franken dazukommen, welche Wolfgang Reitzle schon derzeit mit seinen diversen Mandaten verdient. Heute aber kann der Weinkenner erst einmal auf die genehmigte Fusion der Holcim mit Lafarge anstossen. Mit einem toskanischen Rotwein aus eigener Produktion, versteht sich.

Sendebezug: 10vor10 vom 8.5.2015

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