Die russische Zentralbank ändert im Kampf gegen den Verfall des Rubels die Strategie und gibt den Wechselkurs frei. Zudem beendete Notenbankchefin Elwira Nabiullina die jüngste Praxis, Rubel-Käufe zur Stützung der Währung auf täglich 350 Millionen Dollar zu begrenzen.
Stattdessen kündigte sie an, bei Bedarf jederzeit und in ausreichendem Umfang mit Interventionen am Devisenmarkt auf spekulative Kursbewegungen reagieren zu wollen. Dies gelte insbesondere, wenn Gefahr für die Finanzstabilität drohe.
Schwindende Reserven
Die Notenbanker hatten erst am Mittwoch die Begrenzung der Rubel-Käufe angekündigt. Maximal 350 Millionen Dollar pro Tag sind allerdings nur ein Bruchteil dessen, was die Zentralbank in den vergangenen Wochen in die Hand genommen hat, um die Talfahrt abzubremsen.
Der noch immer ansehnliche Devisenvorrat der Russischen Zentralbank von über 500 Milliarden Dollar schrumpfte mit den Interventionen allein im laufenden Jahr um 20 Prozent.
Das Wechselkursband sei auf die Länge nicht haltbar gewesen, sagt Markus Hettinger, Währungsstratege bei der Credit Suisse. Bereits in den letzten Tagen und Wochen seien deshalb die Interventionen weiter reduziert worden. Letzte Woche habe man dann erlaubt, den Rubel schwächer zu handeln als im festgesetzten Band. Insofern sei es eigentlich ein guter Schritt, dass der Rubel nun praktisch vollständig flexibilisiert werde, so Hettinger.
«Russen haben Vertrauen in Währung verloren»
Der heutige Schritt entziehe vor allem den Spekulanten den Boden, sagt der russische Analyst Alexej Jegorov von der privaten Promsvjazbank. Diese hätten die starren Regeln der Zentralbank zu ihren Gunsten ausnützen können. Deshalb habe der Rubel nun heute nach langem wieder zugelegt.
Die grosse Mehrheit der Russen habe unterdessen das Vertrauen in die eigene Währung verloren, sagt Jegorov weiter: «Sie haben in den vergangenen Wochen ihr Erspartes, wenn sie denn überhaupt solches haben – in Dollar oder Euro gewechselt. Wer viel Geld hat, der verschiebt es ins Ausland.»
Drohende Rezession
Der Rubel wird sich nach Erwartung der Analysten nun langsam stabilisieren. Die Probleme die zu seiner Schwäche führten, bleiben jedoch bestehen. Kommt dazu, dass die Zentralbank nun wohl noch stärker an der Zinsschraube drehen wird. Steigende Zinsen und schwacher Konsum sind Gift für jede Wirtschaft.
Zugleich fliesst das Geld aus dem Ölexport deutlich spärlich als noch vor kurzer Zeit. Der Spielraum auf der Ausgabenseite werde damit kleiner, prognostiziert David Kohl, Leiter Währungsresearch bei der Bank Julius Bär. Russland schlittere deshalb unweigerlich in eine Rezession hinein.