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World Economic Forum Was kann das WEF in Krisenzeiten bewirken – und was nicht?

Am Montag wird in Davos das 54. Weltwirtschaftsforum eröffnet. Regierungsvertreter, Unternehmerinnen und internationale Organisationen kommen in den Bündner Bergen zusammen. Und das WEF nimmt sich viel vor: Es will Vertrauen wieder aufbauen. So lautet zumindest der diesjährige Slogan des Forums: «Rebuilding Trust». SRF-Wirtschaftsredaktor Stefan Frühauf erklärt, ob das mehr als ein frommer Wunsch ist.

Stefan Frühauf

Wirtschaftsredaktor

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Stefan Frühauf hat einen Master in Internationalen Beziehungen und arbeitet seit 2021 für das Schweizer Fernsehen. Zuvor war er in verschiedenen Funktionen in der Privatwirtschaft tätig.

Was kann das WEF in diesen Krisenzeiten bewirken?

In den letzten Jahren gab es eine immer grössere Blockbildung in der Welt. Die Globalisierung gerät unter Druck, manche sagen, sie sei vorbei. Gleichzeitig nehmen Spannungen und Konflikte zu; jeder schaut zuerst einmal für sich. Unter diesen Voraussetzungen ist es bereits ein Erfolg, wichtige Entscheidungsträger nach Davos zu bringen – und das gelingt in diesem Jahr.

Soldat an Absperrung
Legende: «Das WEF bietet eine Austauschplattform in einer ansonsten hektischen Welt mit vollen Agenden. Entschieden wird in Davos aber relativ wenig», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Stefan Frühauf. Keystone/Gian Ehrenzeller.

Das WEF ist entgegen dem weit verbreiteten Glauben kein Gipfel, bei dem es darum geht, hart zu verhandeln oder Resultate zu liefern. Es geht vor allem darum, sich auszutauschen. Das ist durchaus relevant. Dass das WEF die Welt besser macht, glauben aber die wenigsten – auch wenn es das gerne für sich in Anspruch nimmt. Letztlich ist es Wunschdenken, dass die in Davos versammelte Elite das, was in der Welt passiert, tatsächlich steuern könnte. In der Realität ist vieles unvorhersehbar, Krisen entwickeln sich plötzlich und nicht immer gibt es eine zufriedenstellende Lösung.

Gewinnt das WEF durch Kriege und Krisen an Bedeutung?

In den letzten Jahren hat das WEF eher an Bedeutung verloren. Die ganz grossen Namen haben auf der Teilnehmerliste gefehlt. In diesem Jahr reisen aber wieder mehr Grössen aus Politik und Wirtschaft nach Davos. Vor allem auch solche, die in den aktuellen Krisen etwas zu sagen haben. Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten werden der israelische Präsident Isaac Herzog, der katarische Premier und der iranische Aussenminister anreisen. Dieser Austausch kann eine Chance sein – auch wenn grosse Fortschritte eher unwahrscheinlich sind.

Wer ans 54. Weltwirtschaftsforum reist (Auswahl)

Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat seine Teilnahme am WEF angekündigt. Er will den kriegsmüden Westen aufrütteln und die finanzielle Unterstützung für die Ukraine sichern. Und auch wirtschaftliche Krisen werden zu reden geben: Die Konjunktur schwächelt, die Inflation ist noch immer nicht gebannt und das Schreckgespenst der Rezession geistert weiter umher. Ob es gelingt, die Inflation zu besiegen, ohne den Wirtschaftsmotor abzuwürgen, ist Stand heute noch offen.

Teilnehmende am 44. WEF in Davos
Legende: Am WEF ist die Dichte an Entscheidungsträgern hoch und die Wege sind kurz: Man kann sich persönlich treffen und hinter verschlossenen Türen offen austauschen. «Gerade bei brisanten Themen ist es wichtig, dass man sich von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht», so Frühauf. Keystone/Jean-Christophe Bott

Wie laufen die Treffen am WEF ab?

Überspitzt könnte man sie mit Speed Dating vergleichen: Die Treffen sind kurz und oftmals nur für 30 Minuten angesetzt. Viele nutzen den Besuch in Davos, um sich gezielt mit Leuten zu treffen, die für die eigene Agenda wichtig sind. Diese Treffen finden auf dem WEF-Gelände oder in den umliegenden Hotels statt. Das Netzwerken steht im Vordergrund. Das WEF ist in erster Linie eine Austauschplattform, die auch rege genutzt wird.

Kann das WEF Lösungen zu den grossen Themen beisteuern?

Schwerpunkte sind dieses Jahr etwa der Klimawandel und Künstliche Intelligenz (KI). Beim WEF geht es aber eher darum, Diskussionen anzustossen und nicht in erster Linie um Lösungsansätze. Es bringt wichtige Akteure zusammen und publiziert jedes Jahr einen Bericht über die globalen Risiken , der auf einer Umfrage unter Führungskräften und Risikoexperten basiert. In diesem Jahr zeigte dieser beispielsweise, dass sich die WEF-Elite vor den Schattenseiten der KI fürchtet – etwa vor Fehlinformationen, die durch sie verbreitet werden.

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SRF 4 News, 11.01.2024, 17:00 Uhr ; 

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