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Zertifikatspflicht in Beizen «Manche sprechen beim Zertifikat von einem Segen für Restaurants»

Seit rund sechs Wochen gilt in Restaurant-Innenräumen die Covid-Zertifikatspflicht. Und sie wird gut eingehalten: Bei etwa 2500 Behördenkontrollen in Gastrobetrieben wurde die Zertifikatspflicht nur in 41 Fällen missachtet. Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer zieht eine Bilanz aus Sicht der Restaurantbetreiber.

Casimir Platzer

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Casimir Platzer ist seit 2014 Präsident des Gastronomie-Dachverbands Gastrosuisse . Der Hotelier aus Kandersteg sitzt auch im Vorstand von Schweiz Tourismus.

SRF News: Die Zertifikatspflicht in Restaurants scheint gut zu funktionieren. Sehen Sie das auch so?

Casimir Platzer: Wenn in der Schweiz etwas vorgegeben wird, halten wir das auch ein – und das ist richtig so. Wir haben die Mitglieder von Gastrosuisse entsprechend angewiesen und aufgezeigt, wie man bei der Zertifikatskontrolle vorgehen soll. Das wird in den allermeisten Fällen auch eingehalten.

Dann ist die Zertifikatspflicht also bloss halb so schlimm?

Wir möchten eigentlich alle Gäste in unseren Betrieben willkommen heissen können, doch das ist mit der Zertifikatspflicht nicht mehr gegeben. Je nach Region sind die Erfahrungen unterschiedlich.

Wer hat am stärksten unter der Zertifikatspflicht gelitten?

Eine breite Mitgliederumfrage von Anfang Oktober zeigt, dass die negativen Auswirkungen in ländlichen Gebieten am grössten sind. Dort gibt es Umsatzrückgänge von 30 bis 50 Prozent seit Einführung der Zertifikatspflicht.

Keine Abstimmungsempfehlung

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Casimir Platzer.
Legende: Keystone

Für das Referendum über das Covid-Gesetz, über das am 28. November abgestimmt wird, hat Gastrosuisse Stimmfreigabe beschlossen. Das Covid-Zertifikat sei sicher bei Reisen, Grossveranstaltungen oder in Bars, betont Gastrouisse-Präsident Platzer: «Wir sind nicht grundsätzlich gegen das Zertifikat – aber die Ausweitung auf normale Restaurants finden wir nach wie vor unverhältnismässig.» Deshalb die Stimmfreigabe des Verbands.

In den Städten sehen viele Betriebe das Zertifikat als Chance, um Gäste wieder wie früher begrüssen zu können. Welche Bilanz ziehen Sie dort?

Aus den Städten sind die Rückmeldungen teilweise tatsächlich gut, manche Betriebe machen dort sogar mehr Umsatz als vor Einführung der Zertifikatspflicht am 13. September. Doch auch in den Städten gibt es Restaurants in den Quartieren, die Rückgänge verzeichnen.

Die Tourismusregionen ziehen eine positive Bilanz.
Autor:

Auch die Tourismusregionen ziehen eine positive Bilanz. So sprach der Bündner Tourismusdirektor beim Zertifikat von einem «Segen» für die Restaurants. Auch im Tessin lief es gut – das hat aber auch mit dem schönen Herbstwetter zu tun, das aber bald vorbei ist, wenn die kältere Jahreszeit kommt.

Sie persönlich haben nie einen Hehl aus ihrer Abneigung gegen das Zertifikat gemacht. Würden Sie sich heute etwas weniger laut äussern?

Insgesamt haben 80 Prozent der Gastrosuisse-Mitglieder angegeben, dass sie seit dem 13. September Umsatzrückgänge haben. Deshalb kann man die Zertifikatspflicht nicht ausschliesslich positiv darstellen. Ausserdem gab es bei Anlässen und Treffen eine Stornierungswelle in den Restaurants.

Private Anlässe bis 30 Personen ohne Zertifikatspflicht sollten auch in einem abgetrennten Raum eines Restaurants möglich sein.
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Jetzt stehen wir vor der Zeit der Weihnachtsessen – eine wichtige Einnahmequelle für die Restaurants im November und Dezember. Dabei sieht es nicht so gut aus: Auch Firmen verlegen ihre Anlässe vermehrt in Waldhütten oder andere Privaträume, um die Zertifikatspflicht zu umgehen – was bei privaten Anlässen bis 30 Personen ja erlaubt ist. Dasselbe sollte auch in einem abgetrennten Raum eines Restaurants möglich sein. Wir werden dies beim Bundesrat einfordern und hoffen, dass er uns diese Möglichkeit erlaubt.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

SRF 4 News, 28.10.2021, 07:20 Uhr ; 

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