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Zollkrieg USA-China Chinesische Produzenten versuchen, Zöllen zu entgehen

Wohin mit den chinesischen Waren, wenn nicht in die USA? Nach Europa. Und in die USA – auf Umwegen.

Er suche Kooperationen mit europäischen Maschinenbauern – etwa in der Schweiz und in Deutschland –, sagt ein Hersteller von Teilen für Schleifmaschinen an einer Maschinenmesse in Peking. «Ich suche aktiv Kunden in Europa und habe an der Messe schon einige getroffen.»

Zölle schaden auch indirekt

Doch in Europa schauen die Behörden mit Besorgnis auf diese Entwicklung. Die chinesischen Überkapazitäten sollen nicht den Markt in Europa überschwemmen und die lokalen Produzenten konkurrenzieren.

Doch die chinesischen Hersteller sind im Zugzwang, um ihr Geschäft über Wasser zu halten. Auch Firmen, die bisher gar nicht direkt mit den USA gehandelt haben, treffen die Zölle empfindlich. Diese hätten eine grosse Auswirkung auf sein Geschäft, sagt der Chef einer Firma, die Maschinenbeschläge herstellt.

«Viele unserer Kunden sind in China – aber sie produzieren für die USA», sagt er. Die Hersteller in der Wertschöpfungskette von Apple seien seine grössten Abnehmer. Entsprechend hoffe er, dass der Handelskrieg in ein paar Monaten gelöst ist. «Es ist hart, mit solch hohen Zöllen zu leben.»

Kein «Deal» in Sicht

Nach einer raschen Entspannung sieht es nicht aus. Die USA machen zwar Ausnahmen bei den Zöllen und sagen immer wieder, dass es Verhandlungen gebe.

Davon könne keine Rede sein, hiess es hingegen jüngst von der chinesischen Seite. Peking will nicht vor Trump einknicken und versucht mit der harten Haltung das Gesicht zu wahren. Heimlich hat aber auch China inzwischen Zoll-Ausnahmen gewährt.

Doch ein Abkommen zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften ist derzeit nicht in Sicht.

Exporte via Türkei

Deshalb versuchen viele chinesische Hersteller, die Zölle zu umgehen. Zum Beispiel ein Hersteller von Maschinen für die Stahlindustrie. Er liefere seine Maschinen in Komponenten an Zwischenhändler – ohne Logo. «Sie bauen sie selbst wieder zusammen und bringen dann ein eigenes Etikett an.»

Solche Geschäfte sind nicht neu. Bereits während Trumps erster Amtszeit und mit dem Beginn des Handelskonflikts sind chinesische Firmen auf diesen indirekten Handel ausgewichen. Der Weg führt meist über Länder in Südostasien. An der Industriemesse wird nun aber auch die Türkei häufig genannt.

Rückgang trotz Zollumgehung

Die Bestellungen aus der Türkei hätten zuletzt deutlich zugenommen, sagt ein Hersteller von Maschinengestellen. «Die Türkei hat nur zehn Prozent Zoll erhalten von den USA.» Für China gelten 145 Prozent. Gewisse Kunden bestellten chinesische Teile, setzten diese in der Türkei zusammen und verkauften die Maschinen von dort weiter in die USA.

Solche Ausweichstrategien helfen gegen die heftigen Zölle aber nur bedingt. Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen einen Einbruch von Bestellungen bei chinesischen Exporteuren. Kein Wunder also, dass die chinesischen Hersteller auf der Messe hoffen, dass Peking und Washington bald ernsthaft verhandeln und die Zölle stark reduziert werden.

Echo der Zeit, 30.4.2025, 18:00 Uhr;liea

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