Zolleinnahmen sind stark gestiegen: Anfang April verhängte Präsident Donald Trump pauschale Einfuhrzölle in Höhe von 10 Prozent auf Waren aller Welt sowie spezifische Zölle auf bestimmte Produkte wie Stahl oder Aluminium. In der Folge sind die Zolleinnahmen der USA stark gestiegen: Gemäss Zahlen des US-Finanzministeriums kassierten die USA von April bis Juni fast 50 Milliarden Dollar mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Steigende Preise: Die Zölle führen dazu, dass die Inlandspreise steigen und damit auch die amerikanischen Haushalte einen erheblichen Teil der Last tragen. «Denn die exportierenden Firmen versuchen, die zusätzlichen Zollkosten an die Kundschaft abzuwälzen», sagt Stefanie Walter, Professorin für Internationale Beziehungen an der Uni Zürich. Dies geschehe vor allem in Branchen, in denen viel importiert und wenig selbst hergestellt würde.
Experten sprechen schon heute vom bevorstehenden Weihnachtsschock.
Ein Beispiel sei die Spielzeugindustrie, erklärt Walter: «Experten sprechen bereits heute vom bevorstehenden Weihnachtsschock, wenn alle wieder Spielzeuge kaufen wollen.»
Bereits im Juni stiegen die Preise stärker an als erwartet: Die Inflation betrug 2.7 Prozent, also 0.3 Prozent mehr als im Vormonat.
Die Ungleichheit steigt: Ärmere Haushalte geben im Verhältnis einen grösseren Anteil ihres Budgets für den Konsum aus als reichere Haushalte. Das bedeutet: Wenn Produkte wegen der Zölle teurer werden, trifft das einkommensschwache Personen stärker. Hinzu kommt: Im vergangenen Monat hat das US-amerikanische Parlament das Gesetzespaket «Big Beautiful Bill» angenommen. Das Paket sieht Steuererleichterungen für Reiche und Kürzungen bei Sozialausgaben vor. «Wegen des Gesetzespakets und der Zölle steigt die Ungleichheit im Land an», meint Stefanie Walter.
Auswirkungen auf die heimische Produktion: Donald Trump will mit den erhobenen Zöllen die heimische Industrie stärken und die Produktion zurück ins Land holen. Ralph Ossa, Ökonom an der Universität Zürich, zweifelt am langfristigen Erfolg dieses Ziels: «Das Grundproblem ist, dass in den USA jetzt schon Vollbeschäftigung herrscht», sagt Ossa. Selbst wenn die Zölle bestimmten amerikanischen Industrien – etwa der Stahlbranche – zugutekommen, würden damit Arbeitskräfte und Kapital an anderer Stelle fehlen. «Das Risiko besteht, dass man bestimmte Industrien auf Kosten anderer stärkt», meint der Ökonom.
Handelsbeziehungen leiden: Handelsströme können nicht so schnell umgeleitet werden, etwa wegen lang etablierter Lieferketten. Das heisst: Kurzfristig spülen die Einfuhrzölle Geld in die Staatskasse und geben den USA als wichtigem Markt viel Verhandlungsmacht. Langfristig können sich diese Handelsströme aber auch verschieben. «Wir sehen jetzt schon, dass fast alle Staaten ausserhalb der USA versuchen, ihre Handelsbeziehungen untereinander zu stärken, um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren», sagt Stefanie Walter. Die USA könnten langfristig weniger wichtig werden im Handelssystem. «Was dazu beiträgt, ist Trumps Unberechenbarkeit», sagt die Expertin für Internationale Beziehungen. Es sei schwierig, in der internationalen Politik mit Ländern zu arbeiten, die nicht verlässlich seien.