Worum geht es? Das vor fünf Jahren gegründete Biotechunternehmen Idorsia hat heute seine Jahreszahlen präsentiert. Doch Idorsia ist wohl vielen kein Begriff. Actelion schon eher: Das Biotechunternehmen wurde 2017 an den amerikanischen Konkurrenten Johnson & Johnson verkauft. Hinter Actelion wie auch hinter Idorsia steht das Gründerpaar Clozel.
Wer sind die Clozels? Jean-Paul und Martine Clozel sind beide in Frankreich geboren und haben Medizin studiert. 1997 gründeten sie Actelion und haben das Unternehmen zu Europas erfolgreichstem Biotechkonzern aufgebaut. 2017 haben sie Actelion für 30 Milliarden US-Dollar in die USA verkauft. Einzig die Forschungsprojekte für künftige Medikamente behielt das Ehepaar zurück: Damit gründeten sie ihr zweites Unternehmen, Idorsia, ebenfalls mit Sitz in Allschwil BL.
Weshalb dieser Schritt? Die Clozels wurden mit dem Verkauf von Actelion mehrfache Milliardäre. Offenbar trieb sie bei der Gründung von Idorsia nicht das Geld, sondern die wissenschaftliche Neugier an. In einem Interview mit Radio SRF sagte Martine Clozel vor rund drei Jahren, sie hätten einfach noch keine Lust gehabt, in Pension zu gehen.
Als das Ehepaar realisierte, dass Johnson & Johnson nur an den etablierten, umsatzstarken Medikamenten interessiert war, und die jungen Forschungsprojekte von Actelion – wohl aus Kostengründen – einstampfen würde, weckte das bei den Clozels den Kampfgeist. Sie sicherten sich das Recht, diese Projekte selbst fortführen zu können – mit ihrer neuen Firma Idorsia.
War das ein Neustart bei Null? Nein, vieles war anders als bei Actelion. Die Clozels mussten zwar für ihre Forschungsideen auch Geld auftreiben, hatten als Milliardäre aber bereits selber Geld in der Kasse und rund ein Dutzend Medikamente in der Pipeline. Und sie hatten auch nicht nur ein paar Forschende an ihrer Seite, sondern bereits 750 Angestellte.
Und noch etwas machen die Clozels bei Idorsia anders als bei Actelion: Sie behalten gezielt einen beträchtlichen Anteil des Aktienkapitals. So wollen sie künftige Kaufavancen von Konkurrenten abwehren. Denn sie wollen ihr Unternehmen nicht nochmals unter Druck der Aktionäre verkaufen müssen, so wie es bei Actelion der Fall gewesen war.
Wie geht es Idorsia heute? Die jüngsten Geschäftszahlen sind typisch für eine junge Biotechfirma: Idorsia generiert kaum Einnahmen, aber verbraucht laufend Geld für die Medikamentenforschung. Unter dem Strich resultierte letztes Jahr ein Verlust von 635 Millionen Franken. Aber Idorsia ist, wie es aussieht, dabei, sich von einem reinen Geldverbrenner in ein erfolgreiches Unternehmen zu wandeln. Das Unternehmen will profitabel werden und rechnet damit, dieses Ziel 2025 mit einem Umsatz von über einer Milliarde Franken zu erreichen, wie es nun bekannt gab.
Kann das Ziel erreicht werden? Der wichtigste Schritt dafür ist gemacht. Anfang Jahr hat Idorsia von den zuständigen Behörden für zwei Medikamente die Zulassung erhalten. In den USA für ein Schlafmittel und in Japan für ein Medikament zur Behandlung von Hirnblutungen. Das sind beides wichtige Märkte. Ein wichtiger Meilenstein also, um künftig mit dem Verkauf von Medikamenten Geld verdienen zu können.