In der Schweiz geht jeder 5. Mann zwischen 20 und 65 Jahren mindestens einmal im Jahr zu einer Prostituierten. Die Freier sind sehr unterschiedlich. Dies die Einschätzung von Heinrich Kesseli, dem Leiter der Fachgruppe für Sexualdelikte bei der Luzerner Polizei: «In Luzern zahlen Männer aus allen Altersklassen, sozialen Schichten und Bildungsniveaus für Sex».
Ebenso seien sowohl Single-Männer wie auch Familienväter unter den Freiern. Sabrina, die seit 15 Jahren im Luzerner Sexgewerbe arbeitet, hat auch Kunden, die in einer Beziehung leben. «Viele sagen mir, dass sie daheim keine Streicheleinheiten bekommen oder keinen Oralsex. Den holen sie sich dann halt auswärts».
Die meisten Freier stehen nicht dazu, dass sie Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Einer der wenigen Männer, die offen darüber sprechen, ist Florian aus dem Kanton Zug. Er sei beruflich viel unterwegs und schon länger alleinstehend: «Ich zahle für Sex, weil es einfach ist, schnell geht und es kein Theater gibt», sagt der 42-Jährige gegenüber dem Regionaljournal Zentralschweiz.
«Wer moralisch denkt, geht nicht auf den Strassenstrich»
Dabei mache er sich selten Gedanken, warum die Frauen als Sexarbeiterinnen tätig seien oder ob sie überhaupt freiwillig arbeiteten. «Meist bleibt dafür keine Zeit. Manchmal spreche ich fast nichts mit der Frau, und meist will sie nachher schnell weg um weitere Kunden zu bedienen», so Florian.
Die meisten Freier machten sich keine Gedanken um die Hintergründe der Sexarbeiterinnen, beobachtet Simon Steger. Er ermittelt bei der Luzerner Polizei in Fällen von Frauenhandel. «Den meisten Männern ist das wohl egal. Besonders auf dem Strassenstrich nehmen sie in Kauf, dass sie mit Frauen Sex haben, die ausgebeutet werden», so Steger. Er betont aber, dass es auch nicht einfach sei herauszufinden, ob Frauen zur Prostitution gezwungen würden.