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Zürich forscht zu Corona-Virus «Wir dürfen jetzt nicht in Panik ausbrechen»

Weltweit haben sich bisher über 40'000 Menschen mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert. In der Schweiz gibt es noch keine bestätigten Ansteckungen, täglich werden jedoch Verdachtsfälle abgeklärt. Als eines der wenigen Labore in der Schweiz kann das Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich das Corona-Virus nachweisen. Laut Direktorin Alexandra Trkola wurden bisher etwa zwanzig Fälle geprüft.

Alexandra Trkola

Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie der Universität Zürich

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Alexandra Trkola studierte Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität in Wien, wo sie später doktorierte. Seit 2008 leitet die Professorin das Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich.

SRF News: Wie spüren Sie den Ausbruch des Corona-Virus in Ihrem Institut?

Alexandra Trkola: Seit das Corona-Virus ausgebrochen ist, haben wir viel zusätzliche Arbeit. Wir diagnostizieren für die Kantone Zürich und Schaffhausen das neuartige Virus und mussten dafür sehr rasch die notwendigen Methoden etablieren. Tritt ein Verdachtsfall ein, wird der Patient zuerst im Spital untersucht. Erhärtet sich der Verdacht, machen die Ärzte einen Nasen- und Rachenabstrich. Im Institut versuchen wir anschliessend, das Virus-Genom mit spezifischen Methoden nachzuweisen.

Was ist über die Übertragung des neuartigen Corona-Virus denn bekannt?

Das Virus befällt die Atemwege. Auf diese Weise nehmen wir es auch auf, wenn jemand niest oder hustet. Auch durch Hautkontakt mit Tröpfchen kann sich das Virus übertragen: Wenn zum Beispiel jemand gehustet hat, kleben unter Umständen Tröpfchen am Tisch oder an der Türfalle. Wenn wir die Flächen anfassen und die Hände später zum Gesicht führen, kommen wir mit dem Virus in Kontakt.

Sollte sich das Virus verbreiten, hoffen wir natürlich auf einen wirksamen Impfstoff.
Autor: Alexandra Trkola Professorin Medizinische Virologie

Es ist allerdings noch unklar, wie gut sich das Corona-Virus rein über die Luft verbreiten kann. Sollte es in kleinsten Tröpfchen überleben, kann es sich in der Luft – auch mit Klimaanlagen – über weite Distanzen ausbreiten. Dies wäre natürlich schlecht, um das Virus einzudämmen.

Gibt es im Falle einer Pandemie ein einfaches Konzept, welches Sie aus der Schublade ziehen und anwenden können?

Nein, ein schablonenmässiges Konzept gibt es nicht. Es braucht bei jeder neuen Bedrohung Pandemie-Vorbereitungen. Die Rahmenbedingungen sind jeweils anders, denn nicht jedes Virus verbreitet sich gleich. Die Pandemie-Vorbereitungen spielen sich auf kantonaler und nationaler Ebene ab. Aber wir müssen natürlich unsere Diagnostik vorbereiten und gerüstet sein, wenn während einer Pandemie mehr Proben ins Labor kommen sollten.

Gelingt die Eindämmung nicht, kommt es zu einer Pandemie.
Autor: Alexandra Trkola Professorin Medizinische Virologie

Welche Szenarien gibt es bei der Entwicklung des Corona-Virus?

Zurzeit hoffen alle, die weltweite Verbreitung eindämmen zu können. Beim Sars-Virus ist dies gelungen und es wäre grossartig, wenn sich das wiederholen würde. Gelingt die Eindämmung nicht, kommt es zu einer Pandemie. Bei diesem Szenario müssen wir zuerst Erfahrungen sammeln, wie gefährlich das Virus wirklich ist. Es ist also definitiv nicht der Zeitpunkt, um in Panik auszubrechen. Sollte sich das Virus verbreiten, hoffen wir natürlich auf einen wirksamen Impfstoff.

Das Gespräch führte Christoph Brunner.

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