In Rifferswil steht die Kirche noch im Dorf. Der weisse Turm thront stolz über den rot-weissen Riegelhäusern. Spaziert man durch dieses Dorf mit den denkmalgeschützten Bauten, kommt ma nicht auf die Idee, dass man sich hier durch die progressivste Gemeinde des ganzen Kanton Zürichs bewegt.
Einen ersten Hinweis findet man im Restaurant Post. Als man für das einzige Gasthaus im Dorf keinen neuen Wirt fand und das Restaurant zum Verkauf stand, entschlossen sich die Rifferswilerinnen, eine Genossenschaft zu gründen und das Wirtshaus selber zu renovieren und zu betreiben. Die mutige Aktion scheint erfolgreich auszugehen. Mittlerweile wurde ein neues Wirtepaar gefunden, im Frühsommer soll das «Pöschtli» wieder erföffnet werden.
Emotionale Gemeindeversammlungen
An den Gemeindeversammlung gehe es häufig sehr emotional zu und her, erzählt Kathrin Mühlemann. Die Bernerin, die vor 30 Jahren ins Säuliamt gezogen ist, ist Mitglied der Grünen Partei. Damals seien Frauen wie sie, die im Berufsleben standen, angefeindet worden, erzählt sie. Das Dorf gespalten gewesen in linke Neuzuzüger und konservative Alteingesessene.
Ob diese Spaltung auch 2015 noch präsent spürbar ist, darüber ist man im Dorf uneins. Die alteingesessenen Rifferswiler wählen klassisch konservativ. Und diese konservative Gruppe würde zusammehalten, erzählt eine Frau an einer Veranstaltung der Gemeinde zum neuen Dorfplatz. Es seien die Zugezogenen, die links abstimmen würden, beobachtet sie.
Wie tickt der Kanton Zürich politisch?
Progressive Zuzüger, konservative Alteingesessene
Warum aber gibt es diesen starken Gegensatz zwischen rechts und links? In Rifferswil gebe es viele Freischaffende mit einer progressiven Haltung, Lehrer, Psychologinnen, oder Ärzte. Sie hätten sich in den 80er-Jahren dort niedergelassen, erklärt Peter Moser vom statistischen Amt des Kantons Zürich. Darum stimme Rifferswil eher wie eine linke Stadt denn wie andere ländliche Gemeinden. Ein Beispiel: Bei der Abstimmung über die Einheitskrankenkasse lag der Ja-Stimmen-Anteil in Rifferswil bei 39%. Der kantonale Durschnitt war mit 32% deutlich tiefer.