«Die Schweiz stellt Sparsamkeit vor Menschenleben», so titelte das US-Magazin «Foreign Policy» vor zwei Wochen. Und fragt sich, warum die Schweiz zu einem europäischen Hotspot der Corona-Pandemie geworden ist.
Mittlerweile hat sich die Situation leicht entspannt. Die Taskforce des Bundes sieht die Schweiz auf dem richtigen Weg. Trotzdem sei weiterhin «Vorsicht» angebracht.
Die Frage aber bleibt. Gewichtet die Schweiz die Wirtschaft höher als die Gesundheit? Oder ist der «Schweizer Sonderweg» der richtige? Diese Fragen diskutierten wir am Donnerstagabend in der Sendung «Forum».
Blick in deutsche Medien
Die «Süddeutsche Zeitung» hat die Antwort auf diese Frage bereits gegeben. «Ein Grund dürfte die Angst vor ökonomischen Verlusten sein, stets ein wichtiges Argument in der wirtschaftsliberalen Schweiz.» Die «Welt» schreibt vom «Scheitern der Schweizer Corona-Strategie».
Meinung aus dem Bundeshaus
Bundesrat Ueli Maurer ist bemerkenswert offen: «Ja, wir gingen bewusst ein gewisses Risiko ein». Dies sagte er in der Samstagsrundschau von Radio SRF: «Wir machten die Güterabwägung. Gesundheit ist wichtig, aber Wirtschaft auch. Und ein gesellschaftliches Leben muss noch möglich sein.»
Eine Aussage, die auf Kritik stösst. Für SP-Nationalrat Fabian Molina steht ausser Frage, dass die Schweiz die «Kostenfrage über die Gesundheit der Menschen» gestellt hat.
Anders beurteilt der Gesundheitsökonom Tilman Slembeck die Lage. Er ist nicht der Meinung, dass die Schweiz die Wirtschaft höher gewichtet als die Gesundheit. Der Schweizer Weg sei der «ausgewogene Mittelweg».
So werde die Wirtschaft nicht abgewürgt. Man müsse auch andere gesundheitliche Kosten miteinbeziehen, die zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit verursacht werden.