Die Öffentlichkeit soll über die Corona-Massnahmen ausschliesslich durch den Bundesrat und das Parlament informiert werden. Dies hat die nationalrätliche Wirtschaftskommission beschlossen.
Der Vorwurf: Die Szenarien der Taskforce des Bundes seien zu pessimistisch gewesen und nicht eingetroffen.
Dieser Beschluss wirft hohe Wellen. Und stellt eine ganz grundsätzliche Frage nach einem Jahr Pandemie: Wer gibt eigentlich den Takt vor – Die Politik oder die Wissenschaft?
Maulkorb für die Wissenschaft
Die Reaktionen liessen nicht auf sich warten. Von einem Maulkorb für die Wissenschaft ist in den Medien und bei manchen Politikern die Rede. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Der Beschluss wird in der laufenden Session weiter zu reden geben.
Für den Gesundheisdirektor des Kanton Aargau, Jean-Pierre Gallati, ist klar: «Den Takt gibt das Virus vor. Der Bundesrat entscheidet. Die Wissenschaft hat ganz grundsätzlich eine dienende Funktion.»
Anders sieht dies Marcel Salathé, Epidemiologe und ehemaliges Mitglied der Taskforce. Er sagt: «Wissenschaft ist der ständige Versuch die Realität so gut wie möglich zu beschreiben. Das Problem beginnt bei der schwierigen Frage welche Entscheide wir alle mit diesem Wissen treffen.»
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Spannungsfeld Wissenschaft und Politik
Es ist nicht das erste Mal, dass es zu Reibungen zwischen der Wissenschaft und der Politik kommt. Bestes Beispiel ist die Klimadebatte. Auch hier geraten sich Politik und Wissenschaft öfters in die Haare.
In der Theorie ist die Aufgabenteilung klar. Die Wissenschaft untersucht und liefert Expertise. Die Politik greift auf die wissenschaftliche Expertise zurück, um Lösungen zu finden.
In der Praxis gleicht das Zusammenspiel aber oft einer Gratwanderung. Soll die Wissenschaft ausschliesslich Fakten liefern und sich dann zurückziehen? Oder muss sie die Erkenntnisse auch einordnen und interpretieren mit dem Risiko, dass diese nicht mehr wertfrei wahrgenommen werden?
Diese Fragen wurden am Donnerstagabend in der Sendung «Forum» bei Radio SRF 1 diskutiert.