Nicht nur optisch, auch geschmacklich geben bunte Tomaten etwas her. «Unter meinen Lieblingstomatensorten hat es auch grüne», sagt Michelle Preiswerk von der Sortenerhaltungsorganisation «ProSpecieRara» und ergänzt, «einige haben erstaunlich fruchtige Noten, was man ja vielleicht nicht erwarten würde bei grünen Tomaten.» Teilweise schmeckten diese fast schon exotisch. Eine tolle Sorte sei, so Preiswerk, die Sorte «Aunt Rubys German Green».
Unreife Tomaten: eine Frage der Menge
Grüne Tomaten sind aber nicht gleich grüne Tomaten. Die einen sind Sorten, die auch reif grün bleiben. Bei den anderen sind tatsächlich unreife, grüne Tomaten gemeint. In Sachen unreife Tomaten hat sich in den letzten Jahren einiges verändert.
Fand man sie früher nur in Feinkostläden, so gibt es sie mittlerweile auch beim Grossverteiler. Einige Sorten auf dem Markt sind eine Art Zwischending zwischen reif und unreif, etwa die italienische Sorte «Merinda», die sowohl im grünen, noch nicht ganz reifen, als auch im roten Stadium geerntet wird.
Lange Zeit galten unreife Tomaten als giftig. Dies hat damit zu tun, dass grüne Teile von Nachtschattengewächsen – und dazu zählen Tomaten – einen hohen Anteil an Glykoalkaloiden haben, das sind Pflanzenstoffe, mit denen sich Kartoffeln, Tomaten oder auch Auberginen gegen Fressfeinde und Bakterien wehren.
Solanin und Tomatin sind solche Glykolakaloide, welche für den Menschen in hohen Konzentrationen nicht gut verträglich sind. Doch: Die Menge macht das Gift und Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass man ohne Bedenken einige Löffel Chutney oder auch mal ein Gericht aus grünen Tomaten essen kann.
Wichtig sei einfach, dass man nicht kiloweise und täglich unreife Tomaten konsumiere. Bei kleinen Kindern ist zudem ebenfalls Zurückhaltung angebracht. Grundsätzlich ist es aber so, dass auch in reifen Tomaten meist ein Restgehalt an Glykoalkaloiden nachgewiesen werden kann. Derzeit wird auch untersucht, ob diese Stoffe nicht auch sogar positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Unter anderem wird ihre Wirkung auf Krebszellen untersucht.
Traditionsgerichte wie «Fried Green Tomatoes»
Weltweit gibt es viele Rezepte für unreife Tomaten. Chutneys aus ebensolchen kann man mittlerweile auch in der Schweiz kaufen. Ein bekanntes Traditionsgericht sind die «Fried Green Tomatoes» aus dem Süden der USA: Dafür werden grüne Tomaten in einem Teig ausgebacken.
Bei der Migros, die ebenfalls grüne Tomaten verkauft im Frühling, heisst es zum Thema Glykoalkaloid bei Tomaten: «Da es aktuell keine gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwerte für Solanin in Tomaten gibt, führen wir keine spezifischen Prüfungen auf den Solanin-Gehalt durch. Bislang haben wir keine Rückmeldungen oder Anfragen von Kundinnen und Kunden zu diesem Thema erhalten.» Sprich: Grüne – auch unreife grüne – Tomaten scheinen sich etabliert zu haben, auch bei uns.