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Porträt der drei Experten.
Legende: zVg / Keystone / Gaetan Bally
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Fragen und Antworten «Ist eine Holz-Pellet-Heizung nachhaltig?»

Rita Kobler, Moritz Kulawik und Martin Liechti haben Ihre Fragen im Expertenchat beantwortet.

Fachleute im Live-Chat

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Rita Kobler
Leiterin Fachstelle Erneuerbare Energien
Amt für Umweltschutz und Energie Kanton Basel-Landschaft, Liestal

Moritz Kulawik
Externer Impulsberater BFE
Bundesamt für Energie, Bern

Martin Liechti
Stellvertretender Geschäftsführer
Thermische Netze Schweiz, Bern

Chat-Protokoll

Frage zum Nachhaltigen Heizen: Auf ca. wieviel Grad sollte man die Wohnung heizen, wenn man (einen ganzen Tag oder ein Wochenende) nicht zu Hause ist? Ist es effektiver, die Heizung tief einzustellen und dann wieder viel Energie fürs Aufheizen zu brauchen – oder sollte man die Heizung gar nicht so stark reduzieren?

Rita Kobler: Der Wärmeverlust ist immer abhängig vom Wärmefluss und vom Temperaturunterschied. Im Fall eines Gebäudes bestimmt die Dämmung/die Wandstärke den Wärmefluss und Aussen- und Innentemperatur den Temperaturunterschied. Ist die Innentemperatur tiefer, verliert das Gebäude weniger Energie. Diese Energie wird gespart. Lässt man ein Gebäude etwas auskühlen, spart man also Energie. Es braucht danach aber zusätzliche Leistung, um die Innentemperatur wieder aufzuwärmen. Die Empfehlung, ab welcher Abwesenheit die Temperatur um wie viel gesenkt werden könnte/sollte, ist also abhängig vom Gebäudetyp, dem Heizungssystem und Geduld der Bewohnerinnen. Wer keine manuellen Einstellungen vornehmen will, kann sich das Leben auch einfach machen, und auf digitale Tools setzen: https://makeheatsimple.ch/de/. Hier wird die Heizung vor der Rückkehr der Bewohner*innen bereits wieder aktiviert. Bei Ferienhäuser kann damit sogar bis zu 60% der Heizwärme eingespart werden.

Vor 1.5 Jahren mussten wir für unser Einfamilienhaus die Ölheizung ersetzen. Eine Luftwärmepumpe war in der Anschaffung nahezu doppelt so teuer wie eine Ölheizung (Beide Systeme waren für das Heizen ausgelegt, ohne Warmwasseraufbereitung). Ich kann diese hohen Anschaffungskosten für eine Luftwärmepumpe nicht nachvollziehen. Aus meiner Sicht sollten die Herstellungskosten für beide Systeme in einem ähnlichen Bereich liegen. Sind die von mir vermuteten, deutlich höheren Margen bei Luftwärmepumpen der hohen Nachfrage geschuldet? Falls dem so ist, gibt es Bestrebungen dies zu regulieren? Sehen sie eine Tendenz, dass die Preise fallen werden?

Martin Liechti: Eine Wärmepumpe ist von der Bauart her ein Wenig komplexer als ein Brennwertkessel. Es gibt auch genügend Hersteller, dass der Markt spielt. In Ihrer Aussage ist aber ein genereller Irrtum vorhanden. Um Systeme miteinander zu vergleichen, muss immer eine Vollkostenrechnung gemacht werden. Dies bedeutet, dass die Kapitalkosten, die Betriebs- und Unterhaltskosten, sowie die Energiekosten gerechnet werden müssen. Sie werden im Internet genügend seriös erstellte Vollkostenrechnungen finden, welche in etwa auf Ihr Haus zutreffen finden. Sie werden sehen, dass Sie ein günstigesn Heizsystem gewählt haben.

Wir wohnen in einem 3-Familienhaus plus Dachwohnung (Jg 1934) und brauchen im Jahr 5000-6000 Liter Heizöl. In kalten Tagen werden manche Zimmer nur 17 Grad warm. Die Öl-Heizung belastet die Umwelt, befeuert Kriege und leert zunehmend das Portemonnaie. Wie können wir die Verwaltung resp. Besitzerin von einer für alle lohnende Investition überzeugen?

Moritz Kulawik: Grundsätzlich argumentieren wir mit den Lebenszykluskosten also der Investition plus Unterhalt plus Energiekosten betrachtet über 20 Jahre (www.erneuerbarheizen.ch/heizkostenrechner). Bei vermietetem Eigentum sind die Energiekosten für die Entscheidungsträger leider oft nicht relevant. Hier gilt als weiteres Argument, dass Banken von ihren Hypothekarkunden einen Werterhalt der Liegenschaft verlangen, dazu gehört seit diesem Jahr auch die Umstellung auf erneuerbare Heizsysteme. Bei einer Raumtemperatur von nur 17°C am Tag können Sie aus Mietersicht einen Mietmangel geltend machen und den Mietzins reduzieren.

Gilt heizen mit Holz bzw. Biomasse noch als nachhaltig? Wie gross ist das Potential Fernwärmenetze mit CO2 negativer Pyrolyseenergie zu betreiben bzw. von vollständiger Verbrennung umzustellen. Haben CO2-Senken (zB. aus Pflanzenkohle) bereits einen höheren Wert als der Ersatz von fossilen Brennstoffen?

Rita Kobler: Holz ist eine wertvolle einheimische Ressource, die für verschiedene Anwendungen genutzt werden kann. Heute ersetzen Holzfeuerungen fossile Energieträger, damit können die CO2-Emissionen schneller und zuverlässiger reduziert werden, als mit der Pyrolyse. Verschiedene Forschungsarbeiten zeigen auf, dass bis 2050 und darüber hinaus eine Nutzungsänderung stattfinden wird (sollte). Immer mehr Energie- und Altholz sollte für Hochtemperaturanwendungen (industrielle Prozess und/oder Holz-Wärmekraftkopplung) eingesetzt werden. In der Netto-Null-Welt braucht es wahrscheinlich einen Anteil des zur Verfügung stehenden Energieholzes für die Bindung von CO2 (CO2-Senken). Eine Transformation braucht Zeit. Viele Betreiberinnen von thermischen Netzen arbeiten daran, die Vorlauftemperatur in den thermischen Netzen möglichst tief zu haben und wo möglich zu senken. Damit kann die Wärmelieferung zukünftig mit weniger verbrennungsbasierten Techniken erfolgen. Wo immer möglich ist Abwärme und Umweltwärme zu bevorzugen.

Ich wohne in einem Wohnblock in der Stadt St. Gallen und unser ganzes Quartier ist an die Fernwärme angeschlossen. Trotzdem habe ich bei den Heizkosten eine Nachzahlung von CHF 1'000.- für die letzte Periode (05.2022 – 04.2023) erhalten. Zuvor ging es meist mit der Akonto-Zahlung recht gut auf, dieses Mal war es ein Zuschlag von etwas 30%. Wie kommt es bei der Fernwärme zu einer solchen Preiserhöhung? Ich dachte die Wärme kommt aus dem Kehrichtheizkraftwerk der Stadt SG zu mir in die Wohnung, daher fände ich eine Schuldzuweisung an Putin in diesem Fall etwas weit hergeholt.

Martin Liechti: In Ihrem Wärmeliefervertrag sollte die Art und Weise, wie die Preisanpassungen indexiert werden, definiert sein. Ich kenne auch Betreiber, welche es ihren Kunden offen lassen, welcher Energieindex gewählt wird. Es kann sein, dass damals der Gasindex gewählt wurde. Am Besten prüfen Sie Ihre Rechnung mit dem Wärmeliefervertrag. Fix definierte Preise geben auch für den Endkunden eine gewisse Sicherheit. Globale Schwankungen fallen so bei der Fernwärme nicht derart ins Gewicht, wie wenn Sie beispielsweise Gas eingekauft hätten.

Muss der Einbau eines kleinen Holzofens zur Erwärmung eines nicht beheizten Wohnraumes (40 m2) der Gemeinde gemeldet werden? Und gibt es in der LRV Vorschriften bei der Verbrennung von Holz (Lagerung während mindestens zwei Jahren etc.)?

Moritz Kulawik: Wenn Sie einen gemäss der ursprünglichen Bewilligung unbeheizten Raum neu beheizen wollen, ist eine neue Baubewilligung nötig. Kontaktieren Sie am besten das zuständige Bauamt. Auch bezüglich der Vorgaben der LRV.

Keine Frage sondern eine Ergänzung: Es gibt mittlerweile auch die Möglichkeit für die Beimischung von erneuerbaren Flüssigbrennstoffen beim Heizöl. Dies führt unmittelbar zu einer CO2 Reduktion bei bestehender Infrastruktur. Entsprechend wurde die Heizölnorm SN 181160-2 in den letzten Jahren überarbeitet und auch der Zoll hat Anpassungen gemacht, dass dies möglich wird. Kleinere Anpassungen an der Anlage müssen ggf. gemacht werden (Dichtungen, Pumpe). Eine Tankreinigung wäre allenfalls empfehlenswert.

Martin Liechti: Woher kommt denn dieser wunderbare erneuerbare Flüssigbrennstoff und aus was wird dieser hergestellt? In welcher Menge ist dieser heute verfügbar? Ich setze lieber auf eine erneuerbare Quelle, welche jetzt und heute regional verfügbar ist. Es gibt viele tolle Ansätze, welche bei der genaueren Betrachtung sehr ferne Zukunftsmusik sind.

Wir sind neu an die Fernwärme Rüchi angeschlossen. Das grösste Problem war die Trinkwasserboiler. Einen passenden zu wählen, war eine grosse Herausforderung. Wir sind 2 Personen und mussten einen 300l Boiler akzeptieren. Bisher hatten wir einen 100l Elektroboiler und nie Engpässe. Wir fanden das ein Verhältnisblödsinn. Wir verbrauchen hier also unnötigerweise Energie. Die Begründung der AEW auf unsere Anfrage: Die Temperaturspreizung zwischen dem Vor- und Rücklauf im Fernwärmenetz bestimmt die mit einem bestimmten Volumenstrom transportierbare Wärmeleistung. D.h je tiefer die Rücklauftemperatur desto mehr Wärme kann (bei gleicher Vorlauftemperatur) über das bestehende Rohrleitungsnetz transportiert werden. Wenn nun beispielsweise alle Kunden unsere Anforderungen an die Rücklauftemperaturen nicht einhalten, dann können wir weniger Wärme transportieren, sofern wir nicht die Vorlauftemperatur oder den Pumpenstromverbrauch erhöhen. Das System würde dadurch ineffizienter. Sie haben natürlich recht, dass ein kleinerer Verbraucher wie z.B. Ihr Einfamilienhaus betreffend der Erhöhung der Rücklauftemperatur für den Verbund keinen grossen Einfluss hat. In der Summe können viele kleine Verbraucher dennoch eine relevante Erhöhung verursachen. Stimmt meine Annahme: Viele Einfamilienhäuser verbrauchen deshalb mehr Energie als nötig? Welche Lösung werden Sie empfehlen?

Rita Kobler: Bei einem Elektrospeicher wird der Warmwasserbehälter über einen Stab (quasi ein Tauchsieder) von unten beheizt. Fast das ganze Volumen steht als Nutzvolumen zur Verfügung. Wird das Warmwasser von ausserhalb (Fernwärme, Wärmepumpe, Holz/Öl- oder Gasheizung) erwärmt, so braucht es einen zusätzlichen Wärmetauscher, welcher innerhalb oder ausserhalb vom Speicher ist. Beides führt dazu, dass ein Teil des Speichers als «Mischzone» und nicht als «Nutzungszone» gilt. Daher sind diese Speicher grösser, als die direktelektrischen Warmwasserspeicher. Die Konfiguration des Systems bestimmt, wie gut die Wärme abgegeben werden kann respektive, wie die besagte Rücklauftemperatur ist. Viele Fernwärmeversorger haben daher technische Anschlussvorschriften oder Empfehlungen.

In Kürze steht der Ersatz der Ölheizung in unserem EFH (BJ 46, Böden gedämmt, Radiatoren in allen Zimmern, keine PV) an. Ein Freund hat mich auf die Möglichkeit der individuell gesteuerten Infrarotheizungen aufmerksam gemacht – das Konzept tönt interessant; nur fehlen mir die Rezensionen. Was halten Sie davon und wie sieht es bezüglich Kosten resp. Ökobilanz gegenüber einer Pelletheizung oder Wärmepumpe aus?

Rita Kobler: Infrarotheizungen gehören zu den ortsfesten, elektrischen Widerstandsheizungen (Vollzugshilfe EN-3 der Konferenz der Kantonalen Energiefachstellen, EnDK). In allen Kantonen dürfen keine neuen Elektroheizungen mehr erstellt werden. Je nach Kanton besteht zudem eine Ersatzpflicht für bestehende Elektroheizungen. Es gibt nur wenige Fälle, wo weiterhin auf Elektroheizungen gesetzt werden darf. Die Kantone regeln die Ausnahmen in ihren Energiegesetzen.

Wir wohnen in einer Siedlung mit Mehrfamilienhäuser und Einfamilienhäuser (ca. 1000 Personen). Die Heizung ist mit Gas. Wie soll hier Fernwärme ersetzt werden?

Martin Liechti: Wenn Sie für die ganze Siedlung nur eine einzige Gasheizung haben, sind Sie bereits ein thermisches Netz. Die Frage ist hier noch, wie Sie erneuerbar werden. Vielleicht gibt es in Ihrer Umgebung bereits ein Fernwärmenetz. Hier die öffentliche Fernwärmekarte: https://opendata.swiss/de/dataset/thermische-netze-nahwarme-fernwarme-fernkalte Eine weitere Option ist, dass Sie selber ein thermisches Netz bauen. Gute Ingenieurbüros für Gebäudetechnik können Ihnen helfen. Es ist übrigens auch möglich, dass Sie alle notwenigen Arbeiten contracten (Sprich vorfinanzieren) lassen. Sie übertragen sämtliche Arbeiten an einen Contractor und dieser liefert Ihnen die erneuerbare Wärme. Es gibt übrigens viele Contractoren in der Schweiz.

Wir haben aktuell eine Gas-Heizung (Energieverbrauch ca. 17'000 kw/h) und für das Warmwasser eine thermische Solaranlage. Die Gas-Heizung muss nun erneuert werden. Wenn ich auf eine Luft-Wasser Wärmepumpe umstieg, gäbe dies Investitionskosten von ca. 45'000.-. Der Ersatz der Gas-Heizung beträgt ca. 15'000-. Wenn ich nun die Gas-Heizung ersetze und neu auf Biogas umstelle, dann käme mich dies in den nächsten 20 Jahre in etwa gleich teure (wenn man die Energiekosten mit einberechnet). Wäre es daher sinnvoll, die bestehende Gas-Heizung zu ersetzten und mit 100% Biogas zu betreiben, wenn man auch den Umweltschutz mit einbezieht? Die Infrastruktur ist ja vorhanden. Oder sollte man doch besser auf eine Luft-Wasser Wärmepumpe umsteigen? Fernwärme ist in unserem Quartier in den nächsten 10 Jahre nicht geplant.

Moritz Kulawik: Aus Sicht der Energiestrategie des Bundes zum Erreichen des Klimaschutzziels Netto-Null-2050, wäre eine Umstellung auf eine Wärmepumpe zu bevorzugen. Das Potenzial in der Schweiz für Biogas ist beschränkt und auch die Option synthetische Gase (z.B. aus überschüssigem Solarstrom) zu produzieren und zu speichern ist mittelfristig in der Schweiz nur begrenzt möglich. Daher sollte das Biogas vor allem für industrielle Prozesse verwendet werden, die hohe Temperaturen erfordern, wie sie bei der Verbrennung von Gas verfügbar sind. Komfortwärme lässt sich gut mit Wärmepumpen herstellen.

Wie effizient kann eine Fernwärme Installation sein? Wieviele Energie geht im Netzwerk verloren? Wie weit kann man Wärmeenergie sinnvollerweise transportiert werden? Was sind typische Fernwärme Produktionskosten im Vergleich zu einer Wärmepumpe für einen mittleren Wohnblock?

Martin Liechti: Fernwärme hat Leitungsverluste. 15% kann so ein Richtwert sein. Dank dem Fakt, dass die Wärmeerzeugung professionell betrieben wird, kann von einem effizienteren Betreib ausgegangen werden und die Leitungsverluste relativieren sich ein bisschen. Thermische Netze sind aber die einzige Möglichkeit um Abwärmequellen aus Kehrichtverbrennung, Industrie oder einem See zu nutzen. Eine Nutzung mit Verlust ist immer besser als gar keine Nutzung. Die Fernwärmebranche muss seit jeher konkurrenzfähig sein. Am Besten fragen Sie Ihren Fernwärmeanbieter an. Dieser Preis muss immer mit einer Vollkostenrechnung (Also: Kapital- + Unterhalts- + Energiekosten) verglichen werden. Eine Impulsberatung www.erneuerbarheizen.ch kann Ihnen diese Frage auch beantworten. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Berater mit den Zahlen Ihres Fernwärmeanbieters und nicht mit allgemein gültigen Zahlen rechnet.

Mit einem Fernwärmeanbieter ist man doch viele Jahre sehr gebunden, ist das nicht ein grosser Nachteil?

Moritz Kulawik: Die lange Bindung an einen Fernwärmeanbieter ist Fakt, wie beim Strom oder der Wasserversorgung auch. Sie sind damit weniger Flexibel, haben aber auch Vorteile, wie einen hohen Servicelevel (in der Regel 24h Pikettdienst) und eine hohe Versorgungssicherheit. Wie Sie die Bindung bewerten ist letztlich vor allem eine persönliche Haltung.

Ist es auch finanziell eine Lösung sich einer Fernwärme in der Gemeinde anzuschliessen. Diese wird von einer anderen Firma abgerechnet und nicht von der Gemeinde selber. Kosten und...

Moritz Kulawik: Sehr viele Fernwärmenetze werden von privaten Gesellschaften häufig (teilweise) im Besitz der öffentlichen Hand betrieben. Dies muss wirtschaftlich aber kein Nachteil gegenüber einem öffentlichen Betrieb sein. Grundsätzlich ist Fernwärme insbesondere für kleine Liegenschaften keine besonders günstige Form der Wärmeversorgung. Dafür erhalten Sie aber Serviceleistungen (z.B. Pikettdienste und Notfall-Hotlines), die bei einer eigenen Heizungen nicht automatisch dabei sind. Ausserdem müssen Sie sich nach 20 Jahren nicht wieder um eine neue Lösung kümmern.

Heizung und Warmwasser wird in meinem Haus mit einer Erdsonden-Wärmepumpe bereitgestellt (360m; 22cm Querschnitt). Den Energiebedarf für die Heizung konnte ich so von 28'000 kWh auf 3500 kWh reduzieren. Zusätzlich spare ich beim Warmwasser rund 1000 kWh jährlich. Die Arbeitszahl heizen beträgt über 7 Jahre 4.5; die für das Warmwasser 2.4. Die Heizung läuft seit sieben Jahren bestens auch ohne Service. Ich möchte 2024 mit energetischen Sanierungsmassnahmen beginnen. Zuerst die Fenster von 1977 ersetzen und später auch das Dach. Frage: Heisswasser habe ich von 55° auf 50° heruntergesetzt weil der Verbrauch gleich hoch ist ob ich zu Hause bin oder eine Woche weg. Ist das sinnvoll oder kriege ich Probleme. Einmal pro Woche wird das Warmwasser durch die Legionellenschaltung elektrisch auf 65° angehoben. Dies verbraucht jeweils 12 kWh. Wären da Änderungen sinnvoll.

Moritz Kulawik: Gratuliere zu dieser für ein Bestandsgebäude erfreulichen Jahresarbeitszahl ihrer Wärmepumpe. Mit dem Fensterersatz können Sie hoffentlich noch einen weiteren Schritt machen. Das Warmwasser mit der wöchentlichen Legionellenschaltung scheint ebenfalls gut eingestellt zu sein. Im Einfamilienhaus spricht nichts gegen diese Einstellung.

Unser Einfamilienhaus ist schon seit den 70er/80er Jahren an das Fernwärmenetz angeschlossen (nur die Heizung, nicht das warme Wasser) und die Anlage in unserem Keller ist demnach relativ alt. Man kann dort auch unsere Wärmepumpe zur Warmwasserversorgung nicht anschliessen. Andererseits funktioniert die Anlage nach einer Reparatur vor einigen Jahren gut und eine neue hat ihren Preis. Uns wurden Effizienzgewinne von 30% mit einer neuen Anlage in Aussicht gestellt, ist das realistisch? Ab wann lohnt sich die Erneuerung unserer solchen Anlage, und gibt es wirklich Modelle, an die man bereits vorhandene Wärmepumpen zur Verwertung der Restwärme anschliessen kann?

Rita Kobler: Diese Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Ich nehme mal an, dass Sie in den letzten 40 Jahren die Fenster ersetzt haben und wahrscheinlich auch Dach und/oder Kellerdecken gedämmt haben, jedoch das Heizungssystem nicht neu einreguliert haben. Wenn ich das mit ähnlichen Annahmen zur Wärmeübergabestation (von der Fernwärme auf ihr Gebäude) ergänze und davon ausgehe, dass sie auf eine gute neue Lösung setzen (geliefert bekommen), dann sind die 30% Energieeinsparung tatsächlich realistisch (könnte sogar noch mehr sein). Wärmetauscher verschmutzen über die Jahre. Wenn ich das Alter ihrer Anlage betrachte, so ist ein Ersatz durchaus angezeigt. Eine Warmwasser-Wärmepumpe (Wärmepumpen-Boiler) mit dem Fernwärme-Heizungssystem zu verbinden ist nur sehr umständlich (sehr teuer) realisierbar.

In unserem Dorf soll nächstens eine Fernwärme-Anlage gebaut werden. Seit einigen Jahren haben wir in unserer Terrassensiedlung (8 Einheiten) eine Heizung bestehend aus einer Kombination von Luft/Wasser-Wärmepumpen und Ölheizung. Beide Komponenten sind schon relativ alt und sollten gelegentlich ersetzt werden. Die Frage nun: macht es Sinn an den geplanten Fernwärmeverbund (recht teuer und zum grössten Teil mit Holzschnitzeln betrieben) anzuschliessen oder sind in den nächsten 3 bis 8 Jahren bessere Alternativen zu erwarten?

Moritz Kulawik: Aus ökologischer Sicht spricht nichts gegen einen Anschluss an den Wärmeverbund. Da ihr Objekt mit 8 Einheiten vermutlich keinen sehr hohen Wärmebedarf aufweist, ist der hohe Fernwärmepreis nicht überraschend. Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen ein individuelles System z.B. mit Erdsonden-Wärmepumpe prüfen zu lassen. Dafür können Sie die vom Bund finanzierte Impulsberatung nutzen. www.erneuerbarheizen.ch

Warum bezahlt Holz Fernwärme keine CO2 Abgabe? (Das Holz wachse in 30 Jahren nach und zeigt ein 12cm Durchmesser Holz, Aussages eines Fernwärme Anschluss Verkäufers!) Für so viele Fernwärme Anlagen, die in den letzten Jahren gebaut wurden gibt es gar nicht Holz aus Umgebung. Wenn ich Waldkorporation Angehörige aus der Umgebung darauf anspreche, die liefern nichts, angeblich zu teuer. Für mich sind Holz Fernwärmeanlagen versteckte Kerichtverbrennungsanlagen die sich stark konkurenzieren und aus dem Ausland Material dazukaufen. Der Holzschnitzel Index steigt unaufhaltsam, wann ist ein Ende? Ist eine CO2 Abgabe Befreiung gerechtfertigt.

Martin Liechti: Eine CO2-Abgabe wird in der Schweiz nur auf fossile Energieträger erhoben. Auch wenn erneuerbare Energieträger nicht null CO2-Ausstoss haben, ist dieser ein minimaler Bruchteil von fossilen Energieträgern. Deshalb ist diese Grenze schon nur aus diesem Grund sinnvoll gewählt. Holzheizungen, welche in Fernwärmeverbunden eingesetzt werden sind keine Kehrichtverbrennungsanlagen und dies wird auch überwacht. Die Betreiber werden zudem verpflichtet eine Abgasinfrastruktur aufzubauen, welche fast nichts mehr aus dem Kamin lassen. Vergeichen Sie den Holz-Preisindex mit dem Öl- oder Gasindex. Vielleicht müssen wir uns, egal für welchen Energieträger wir uns entscheiden, von absurd tiefen Energiepreisen verabschieden. Ich für meinen Teil bin dafür, dass wir auf möglichst regionale Energieträger setzen. So können wir auch Preisverhandlungen auf Augenhöhe führen.

Ich wohne in einem Mittelhaus, wollte eine Wärmepumpenheizung installieren, wurde aber vom Kanton nicht bewilligt da das Haus meines Sohnes ein Fenster im Bastelzimmer hat das zu nahe lag. Eine Inneninstallation geht nicht wegen termischem Kurzschluss. Momentan habe ich eine Elektrospeicherheizung die etwa 22000 kW pro Jahr Strom braucht. Warmwasser erzeuge ich mit einem Wärmepumpenboiler. Fernwärme ist bei uns in den nächsten 10 Jahren nicht zu erwarten, das Prokjekt der Gemeinde wurde vorläufig zurückgestellt. Die Elektrospeicherheizung ist eigentlich vom CO2 Punkt aus gesehen ökologisch, was spricht dagegen ausser dem hohen Stromverbrauch?

Rita Kobler: Eine Luft/Wasser-Wärmepumpe würde rund 60-70% des heutigen Strombedarfs einsparen. Damit könnten zwei weitere ähnliche Liegenschaften beheizt werden. Energieeffizienz ist noch ökologischer als erneuerbarer Strom. Ich sehe aber ihr Problem, wollten Sie doch auf eine Wärmepumpe setzen. Ich empfehle ihnen drei Dinge. 1. Erkundigen Sie sich bei der Gemeinde nach der für Energie (oder Nachhaltigkeit oder Klima) verantwortlichen Person 2. Lassen Sie durch eine Impulsberatung erneuerbar heizen kostenlos beraten: https://erneuerbarheizen.ch/impulsberatung/ und 3. Sprechen Sie mit ihren Nachbarn, um eine gemeinsame Heizung zu prüfen. Wichtig auch, lassen sie den Lärmschutznachweis nochmals überprüfen. Vielleicht kann mit einem anderen Gerät oder einer leicht anderen Aufstellung der nötige Wert eingehalten werden. Seit dem 1.1.2024 hat zudem Art. 7 der Lärmschutzverordnung geändert und ab dem 1. November 2024 tritt die Änderung vom Anhang 6 in Kraft. Das könnte ihnen ebenfalls helfen. Die genannten Fachpersonen können ihnen weiter helfen.

Ist es technisch machbar Fernwärme hügelaufwärts zu leiten?

Martin Liechti: Das ist in der Regel kein Problem.

Wir haben im 2017 gebaut und haben eine Erdsonde installiert. Vor kurzem wurden wir nun angefragt, ob man bei unserem Grundstück die Fernwärmeheizung durchziehen kann. Da wir die nächsten Jahren kein Interesse daran haben, haben wir dies verneint. Kann man den Landbesitzer dazu zwingen?

Moritz Kulawik: Grundsätzlich ist es möglich, dass die öffentliche Hand Eigentümerschaften zur Durchleitung zwingend kann, wenn ein ausreichendes öffentliches Interesse besteht. Häufig wird diese Frage im Konzessionsvertrag für den Wärmeverbund geregelt. Dies müsste aber im Einzelfall mit der Gemeinde angeschaut werden.

Wir sind eine grosse Siedlung mit Flusswasserwärmepumpe. Aber übers Jahr benötigen wir trotzdem noch immer 50% fossile Wärme zusätzlich (also 50:50). Ein Wärmeverbund in unserer Nähe (zu weit für Anschluss) nutzt den gleichen Fluss für gleiche Heizzwecke mit gleicher Zieltemperatur (Vorlauf), behauptet aber, mit wesentlich weniger fossilem Zuheizen auszukommen (20-25%). Ich kann das fast nicht glauben, denn der Wirkungsgrad der Wärmepumpe ist ja durch die Temperaturdifferenz limitiert, und die ist eben in beiden Fällen gleich. Wie sollte das möglich sein?

Moritz Kulawik: Wie gross der Anteil der fossilen Zusatzheizung ist, hängt vor allem von der Wärmenachfrage (Heizwärmebedarf) und der installierten Leistung der Wärmepumpe ab. Es ist deshalb nicht möglich ihre Frage allgemeingültig zu beantworten.

Welche Heizform ist zukünftig geeignet für das Heizen im Gebirge bzw. in Hochtälern wie dem Engadin, wo im Winter weitgehend tiefe bis sehr tiefe Temperaturen herrschen, um möglichst CO2-neutral zu heizen (aktuell Ölheizung) und weshalb?

Moritz Kulawik: In höheren Lagen sind Aussenluft-Wärmepumpen aufgrund der tiefen Aussentemperaturen nicht sinnvoll. Daher kommen Erdsonden-Wärmepumpen (wenn lokal möglich) oder Holzfeuerungen (individuell oder Wärmeverbunde) in Frage. Wärmepumpen sind, wenn sie mit erneuerbarem Strom betrieben werden, eine sehr CO2-freundliche Lösung. Der Schweizer Wald liefert nicht genügend Holz für eine vollständige Wärmeversorgung der Schweiz. Bei der jetzigen nachhaltigen Waldnutzung gibt es aber noch ein Potenzial für Energieholz für gezielte Einsätze an Orten mit wenigen Alternativen wie es im Engadin der Fall ist.

In Luzern wird in den nächsten Jahren im Quartier indem mein Haus steht, ein FWN aufgebaut. Nun wurde mir mitgeteilt, dass nur die andere Strassenseite mit Fernwärme versorgt würde…. Wir müssten Haus für Haus eine private Lösung suchen. Wie in Ihrem Beitrag wieder erfahren, werden diese Netze ja aus unseren Steuergeldern bezahlt. Was für Gesetze gibt es zum Thema „“Bürger Gleichbehandlung“?? Kann es wirklich sein, dass ich privat meine gut funktionierende Gasheizung( EWList in der Nachbarschaft) herausreissen und eine private Heizungslösung suchen muss? Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin sehr dafür, dass unsere Welt CO2 neutral wird-aber so, finde ich, geht das auch nicht. Was muss/ kann ich tun?

Martin Liechti: Es ist gut, dass Ihre Gasheizung noch funktioniert, dann haben Sie Zeit eine vernünftige erneuerbare Lösung zu finden. Speziell bei billigen Energiepreisen war es bei Einfamilienhäusern so, dass andere erneuerbare Lösungen günstiger waren als Fernwärme. Auch wenn es Einfamilienhausbesitzer gibt, welche mit Fernwärme sehr glücklich sind, kommt es vor, dass Fernwärmebetreiber weit vom Haupttrassee abgelegenen Einfamilienhäusern wegen der hohen Kosten kein Angebot abgibt. Ich rate Ihnen deshalb, dass Sie sich in Ihrer direkten Nachbarschaft umhören. Wenn plötzlich in Ihrer nächsten Umgebung andere Menschen das gleiche Problem haben, sind Sie plötzlich 10 kleine Häuser. Dann ergibt dies auch ein interessanter Anschluss mit einem entsprechend gutem Preisschild.

Kann Abfall so gelagert werden, so dass er nicht im Sommer, sondern im Winter in KVAs zwecks nutzbarer Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden kann?

Moritz Kulawik: Dies ist in begrenztem Ausmass möglich. Einzelne KVAs betreiben eine Zwischenlagerung von Abfall, um erstens einen kontinuierlichen Betrieb gewährleisten zu können und zweitens mittelfristige Bedarfsschwankungen (z.B. kältere Tage/Wochen) abzudecken. Für eine echte «saisonale Speicherung» wäre der Platzbedarf jedoch sehr gross und damit die Lagerkosten.

Ein Strom-Blackout ereignet sich am ehesten an einem sehr kalten Tag. Meine Frage dazu: Was passiert mit all den Luft/Wasser-Wärmepumpen beim Blackout? Meine Antwort: Sie frieren in kürzester Zeit ein!? Nach dem wp-systemmodul.ch müssen alle Anlagen mit Wasser betrieben werden. Das sind die förderungsberechtigten Schemata: https://www.wp-systemmodul.ch/files/Downloads%20DE/Installateure-2021/Funktionsschemata-20230110.pdf

Rita Kobler: Das Schweizer Stromnetz ist sehr stabil und Stromausfällen bis anhin sowohl sehr selten als auch lokal begrenzt. Bei einem Blackout kommt es zu einem grossflächigen Stromausfall, welches ganze Regionen betreffen kann. Das ist besonders dann kritisch, wenn mehrere Umstände gleichzeitig den Blackout verursacht haben. Bei einem Blackout funktioniert kein Heizungssystem, also auch keine Öl- oder Gasheizung. Einzige Ausnahme sind einzelne Holzheizung, die manuell betrieben werden können (i.d.R. Cheminee). Weil ein Blackout verschiedene, teils gravierende Konsequenzen mit sich bringt, haben zum Beispiel Spitäler ein eignes Back-Up-System. Der Blackout darf nicht mit einer Strommangellage verglichen werden. Eine Strommangellage kann heute vorhergesagt werden. Beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung können Sie nachlesen, wie bei einer Energiemangellage vorgegangen würde (Strom, aber auch Erdgas oder Erdöl): https://www.bwl.admin.ch/bwl/de/home/bereiche/energie/energie-aktuelle-lage.html#1806573967

Wir haben eine kleine Liegenschaft in einem bündnerischen Tal (5 Wohnungen plus ein Kleingewerbe). Das Gebäude ist über 400-jährig und liegt auf 1700 m.ü.M. Geheizt wird mit Öl, ca. 9000 lt für ca. 500 m2 Wohnfläche. Wer könnte mich beraten, ob und welche andere Alternative sinnvoll wäre?

Moritz Kulawik: Wenn ihre Heizung mindestens 10-jährig ist, können Sie die kostenlose Impulsberatung in Anspruch nehmen (bei jüngeren Anlagen, zahlen Sie die Beratungskosten selbst). Beratende finden Sie unter: www.erneuerbarheizen.ch

Es wird immer gesagt : «Heizen mit Holz ist Co2 neutral?» 1. Das Holz wird mit grossen Maschinen aus dem Wald geholt. 2. Das Holz wird gehackt und anschliessend zur Heizzentrale transportiert. 3. Für die Fernwärme werden lange Leitungen verlegt. 4. Wird der Wald wegen der Nutzung für Fernwärme übernutzt. Es werden Kahlschläge gemacht, nur für die Energienutzung. Dies wird der Bevölkerung verkauft «Hier soll ein Klimafitter Wald entstehen» obwohl auf diesen Flächen für die nächsten rund 20 – 40Jahre keine Bäume mehr geerntet werden können. 4. Wie steht es mit der Belastung von Feinstaub seit das Heizen mit Holz von der Politik gefördert wird? Ich hoffe, es werden keine grossen Energiewerke mehr gebaut, damit sich unser wichtiges Ökosystem Wald wieder erholen kann. Hoffe, Sie können erklären, wieso der Wald im Namen von «NACHHALTIGER ENERGIE» übernutzt wird? Luft, Wasser, Biodiversität usw. sind für uns Menschen wichtiger, als die Energie für Wärme.

Martin Liechti: Von Kahlschlag und Waldübernutzung kann in der Schweiz keine Rede sein. Sämtliche Studien, welche gemacht werden, gehen von einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung aus und niemand in der Fernwärmebranche hat die Absicht, dies anders auszuführen. Luftmessungen zeigen, dass die Luftqualität nach der Inbetriebnahme eines Holzwärmeverbundes besser wird. Grund: In dieser Region sind weniger fossile Heizungen in Betrieb. Im Radiointerview mit Herrn Hurni wurde nicht behauptet, dass Holz CO2-Frei sei. Auch wenn hier die Aufbereitung des Holzes recht gut aufgezeigt wird, ist die CO2-Belastung ein minimer Bruchteil von Öl- oder Gasheizungen.

Die Eingangstempartur bei der Fernwärme ist bei uns gegen 80 Grad. Könnten Kosten gespart werden wenn wir vom Werk her eine tiefere Temperatur also zb. 60Grad Lieferung erreichen könnten? Der interne Kreislauf der Heizung ist meist unter 50Grad.

Moritz Kulawik: Je höher die Temperatur, desto höher die Kosten, das ist richtig. In der Regel bieten Fernwärmebetreiber ein oder maximal zwei Temperaturniveaus im Fernwärmenetz an. Die Temperatur lässt sich nicht individuell steuern oder verhandeln.

Unsere Eigentümergemeinschaft (11 Wohnungen) heizt mit einem 15-jährigen Gasbrenner. Wir möchten nun umstellen, wo können wir uns beraten lassen?

Moritz Kulawik: Sie können die kostenlose Impulsberatung in Anspruch nehmen. Beratende finden Sie unter: www.erneuerbarheizen.ch

Welches Potenzial sehen Sie in der Verwendung von Pellet- (oder anderer Biomasse) betriebenen Blockheizkraftwerken im Fernwärmenetzmassstab, dessen erzeugter Strom direkt mit einer Wärmepumpe zur zusätzlichen verwendung einer weiteren Wärmequelle verwendet wird? Ein solches System könnte auch Strom aus lokalen Solaranlagen verwenden, solange der Wärmebedarf die Kapazität der Wärmepumpe nicht übersteigt.

Moritz Kulawik: In der Regel ist bei grossen Blockheizkraftwerken der Wärmeabsatz der limitierende Faktor. D.h. der Strom kann sehr gut verkauft werden und es werden eher zusätzliche Wärmekunden gesucht, um mehr Strom produzieren zu können. Aus diesem Grund ist eine nachgelagerte thermische Nutzung des Stromes nicht so interessant.

Was wäre bei einer gemeinsamen Erdsondenbohrung bei Reiheneinfamilienhäusern zu beachten? Wie hoch ist der Wertverlust des Grundstücks aufgrund der entstehenden Dienstbarkeiten (Leitungsrecht) zu bewerten?

Moritz Kulawik: In dieser Fragen stecken viele Details. Wenn sie die Bohrung gemeinsam bestellen aber individuelle Sonden und Heizungen realisieren, nutzen Sie vor allem den Synergieeffekt, durch die einmalige Anfahrt und Baustelleninstallation der Baufirma. Wenn Sie eine gemeinsame Heizung realisieren sollten Sie grossen Wert auf die saubere Regelung von Erstellung und Betrieb (Dienstbarkeiten, Wärmelieferverträge, Zuständigkeiten) legen. Die Stadt Zürich hat diesbezüglich ein Faktenblatt herausgegeben: https://www.stadt-zuerich.ch/energie/de/index/heizen-kuehlen/fernwaerme/private-energieverbunde.html Ob es einen Wertverlust durch die Dienstbarkeiten gibt und ober dieser grösser ist als der Wertverlust durch den Weiterbetrieb einer fossilen Heizung kann ich nicht beurteilen.

Für eine konstante Wärmererzeugung mit Fernwärme müssen zusätzlich grosse Mengen Gas/Öl verbrannt werden. In den Kehrichtverbrennungsanlagen werden ebenfalls Gas/Öl für den Verbrennungsprozess eingesetzt und zu guter letzt wird für die Kehrichtverbrennung viel brennbares Material eingekauft, welches von weit her, z.B. Italien, hergebracht wird. Wie sieht die Ökobilanz der Fernwärme nun wirklich aus? Ist es zwar sinnvoll sie zu Nutzen aber sie ist trotzdem nicht ökologischer als z.B. eine Gasheizung?

Martin Liechti: Mir sind keine flächendeckenden Kehrichtimporte bekannt und Fakt bleibt, dass wir den vom Menschen produzierten Müll möglichst sinnvoll verwerten. In Sachen möglichst schadstoffarme Verwertung und die Abwärme möglichst effizient zu nutzen sind die Kehrichtverbrennungsanlagen sehr gut aufgestellt. Vorsicht! Nur weil Sie hier das Beispiel KVA gewählt haben, kann nicht einfach auf alle thermischen Netze zurückgeschlossen werden. Es gibt in der Schweiz enorm viele Netze welche komplett erneuerbar betrieben werden. Gas ist und bleibt fossil und muss komplett importiert werden. Italien gehört meines Wissens auch nicht zu den Erdgasproduzenten.

Ist eine Holz-Pellet-Heizung nachhaltig resp. gehören Holz-Pellets zu den nachhaltigen Rohstoffen?

Rita Kobler: Im Vergleich zu Öl- und Gasheizungen sind Holz-Pellet-Heizungen nachhaltig. Holz-Pellets werden vor allem aus Holzresten hergestellt, die in der holzverarbeitenden Industrie anfallen. Das Produktionspotenzial ist für die Schweiz zwar noch nicht vollständig ausgeschöpft, aber an die Holzverarbeitung geknüpft. Zudem ist das Potenzial natürlich nicht grenzenlos. Beim Heizungsersatz empfehle ich daher, eine kostenlose Impulsberatung erneuerbar heizen in Anspruch zu nehmen: https://erneuerbarheizen.ch/impulsberatung/. In der Beratung wird ihnen aufgezeigt, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen und welches Heizungssystem besonders geeignet ist.

Wie nachhaltig sind die heute in Wärmepumpen verwendeten konventionellen synthetischen Kühlmittel? Sind sie mittelfristig noch gesetzlich zulässig? Ist bei Neuanlagen ein Systemwechsel auf das Kühlmittel Propan ratsam?

Moritz Kulawik: Im funktionierenden Betrieb sind die heutigen Kältemittel kein Umweltproblem. Sie sind jedoch im Falle von Defekten bzw. unkontrollierter Freisetzung umweltschädlich. Zum Glück passiert dies äusserst selten. Trotzdem werden die zurzeit verwendeten Kältemittel aufgrund neuer Vorschriften in zukünftigen Anlagen nicht mehr verwendet.

Wie hoch ist der Energieverlust der Fernwärme auf dem Weg zu den Verbrauchern?

Martin Liechti: Das ist enorm abhängig von den Temperaturen und der Netzart. Warme thermische Netze können aber schon einen Verlust von 15% aufweisen. Dank professionellem Betrieb werden die Wärmeerzeuger aber auch effizienter betrieben und dann relativiert sich dieser Verlust. Thermische Netze sind beispielsweise bei Abwärmequellen wie Industrie oder Kehrichtverbrennungsanlagen die einzige Möglichkeit diese Energie zu nutzen. Es wäre schade, wenn wir dies nicht tun würden.

Bei einer Gesamtsanierung der Liegenschaft nach über 40 Jahren sieht die Besitzerin (eine Pensionskasse) keinen Grund, die Ölheizung mit einer besseren/umweltfreundlicheren Vriante zu ersetzen. Gleichzeitig werden aber Badezimmer und Küchen neu gebaut, Leitungen ersetzt und vieles mehr. Muss hier wirklich nichts getan werden, so dass die nächsten 25-40 Jahre weiterhin eine Ölheizung besteht?

Rita Kobler: Ob und unter welchen Bedingungen beim Heizungsersatz wieder eine Ölheizung eingebaut werden darf, das ist abhängig vom kantonalen Energiegesetz. Dieses gilt unabhängig davon, wer die Besitzerin der Liegenschaft ist. Der WWF publiziert ein Pensionskassen Rating und zeigt auf, welche Pensionskassen bei ihren Anlagen die Nachhaltigkeit am besten berücksichtigen: https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/wwf-rating-der-pensionskassen.

Kennen Sie evtl Beispiele, wo in einem Wohnblock mit Deckenheizung Luftwärmepumpen installiert wurden? Womit würden Sie die Erdölheizung in unserem Haus ersetzen? (Unser Wohnblock: Baujahr 1959, 20 Wohnungen, 3 Stockwerke+ Parterre+Dachwohnungen, Erdölheizung, Stadt Bern, Fernwärme kommt frühestens in 10 Jahren, Erdsonde nicht möglich, da in Flussnähe).

Moritz Kulawik: Leider kann ich Ihnen kein Beispiel für Deckenheizungen angeben. Ein Gebäude der beschriebenen Grösse eignet sich aber sehr gut für einen Fernwärmeanschluss. Ich empfehle Ihnen mit der Stadt Bern oder der ewb mögliche Übergangslösungen bis zum möglichen Fernwärmeanschluss abzuklären.

Unsere Ölheizung muss bald ersetzt werden. Wir haben zudem seit 1 Jahr eine PV-Anlage auf dem Dach. In unserer Gemeinde wird ein Holzschnitzelkraftwerk geplant, für die Produktion von Fernwärme. Wir könnten unser Haus anschliessen oder aber eine Wärmepumpe einbauen lassen, die wir mit unserer PV-Anlage tlw. betreiben könnten. Welche Lösung ist die nachhaltigere bzw. günstigere? Welche Kriterien müssen wir für unsere Entscheidung berücksichtigen?

Moritz Kulawik: Die Antwort hängt stark von ihrem Gebäude bzw. ihrem Wärmebedarf ab. Bei einem kleinen Wärmebedarf (EFH oder kleinere MFH) ist eine Wärmepumpe in Kombination mit ihrer PV-Anlage vermutlich die günstigere Lösung. Bei einem grösseren Wärmebedarf lohnt es sich den Fernwärmeanschluss zu prüfen. Beide Lösungen sind nachhaltig, solange die Wärmepumpe mit nachhaltigem Strom betrieben wird (PV, Wasserkraft etc.). Für weitere Informationen empfehlen wir www.erneuerbarheizen.ch

Unser Mehrfamilienhaus mit 7 Wohnungen braucht eine neue Heizung. Wir planten, nach Inanspruchnahme von verschiedenen Beratungsangeboten, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Jetzt suchten wir einen Anbieter und anscheinend gibts keine Wärmepumpen für so grosse Häuser. Wir müssten gem. Auskunft des Anbieters zwei oder sogar drei Aussenanlagen aufstellen. Leider ist dann der Dezibel-Grenzwert nicht mehr erfüllt. Kann das wirklich sein, dass es keine Wärmepumpe gibt, die den Bedarf eines Mehrfamilienhauses abdeckt. Wir haben vor einem Jahr alles neue Fenster (3fach verglast) gemacht. Und das Dach ist gemäss Geak-Gutachten noch gut.

Martin Liechti: Ich erachte Ihr Haus für eine Luft-Wasserwärmepumpe eher als gross und ich bin erstaunt, dass Ihnen dieses System empfohlen wurde. Wurde eine Erdsondenbohrung nie abgeklärt? Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe bereits ein thermisches Netz: https://opendata.swiss/de/dataset/thermische-netze-nahwarme-fernwarme-fernkalte

Wir werden ab 2025 die Möglichkeit haben einen Fernwärmeanschluss zu bekommen. Gerne hätte ich gewusst mit welchen einmal-und wiederkehrenden Kosten ich zu rechnen habe?

Martin Liechti: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt Fernwärmebetreiber, welche auch bei der Installation ein Rundum-Sorglos-Paket anbieten. Eventuell kann Ihnen eine Impulsberatung www.erneuerbarheizen.ch weiterhelfen. Die Berater sollten auch ein entsprechendes Wissen haben, dass Sie Ihre Frage beantworten kann.

Unsere Nachbarn haben eine Erdsonde für ihre Wärmepumpe. Wieso ist es nicht möglich mit einer Sonde gleich mehrere Häuser zu versorgen? Und warum werden in Quartieren nicht grössere Wärmepumpen aufgebaut, um gleich ganze Strassen zu versorgen? Technisch wäre es doch möglich.

Rita Kobler: Durch die Zirkulation der Flüssigkeit in der Erdwärmesonde kann Erdwärme aus dem Untergrund zur Wärmepumpe und dann ins Heizwärmeabgabesystem transportiert werden. Der Wärmefluss im Untergrund ist Geologie abhängig und limitiert. Das bedeutet, dass wenn man mehr Wärme aus dem Erdreich entziehen will, man längere oder zusätzliche Erdwärmesonden braucht. Man muss also bei der Planung entscheiden, wie viele Gebäude versorgt werden sollen. Die Stadt Zürich hat gute Unterlagen für private Kleinwärmeverbunde mit Erdwärmesonden erarbeitet und hier publiziert: https://www.stadt-zuerich.ch/energie/de/index/heizen-kuehlen/fernwaerme/private-energieverbunde/kleinstverbund.html

1. Macht es Sinn, an einem Mehrfamilienhaus vertikal an der Hausfassade montierte thermische Kollektoren zur Unterstützung der Heizung zu montieren? 2. Sind Geothermieanlagen nach ca 30 Jahren ausgeschöpft, da sich in der Tiefe die Gesteinschichten abgekühlt haben? Wird die betriebszeit der Geothermieanlage verlängert, wenn im Sommer Wärme in der Tiefe gespeichert wird? Kann so ein Haus abgekühlt werden? 3. Warum ist der Preis der fernwärme zB in Basel an den Gas- und Ölpreis gekoppelt? Es ist mir bewusst, dass alle Ihre Empfehlungenindividuell auf das Objekt abgestimmt werden müssen.

Moritz Kulawik: 1. Es kommt darauf an, wie Sie die Wärme produzieren. In Kombination mit Wärmepumpen empfehlen wir Photovoltaik-Anlagen, wobei eine vertikale Installation den grossen Vorteil eines höheren Winterertrags bietet. 2. Ich gehe davon aus, dass Sie von Erdsonden sprechen. Erdsonden werden für eine 50-jährige Betriebszeit dimensioniert. Es ist richtig, dass eine sogenannte «Regeneration» im Sommer (Wärme in die Erdsonde bringen) die Effizienz verbessert und die Betriebsdauer verlängern kann. Sie können ihr Gebäude mit dem «free-cooling»-Betrieb leicht kühlen. 3. Die Koppellung von Wärmepreisen an den Landeskostenindex des Bundesamtes für Statistik (LIK) oder sogar an fossile Energiepreise ist nach wie vor verbreitet. Während der Energiemangellage letzten Winter haben wir gesehen, dass sich der Holzpreis ähnlich entwickelt hat, wie der Gas- oder Ölpreis. Trotzdem gehen wir davon aus, dass es in Zukunft andere Optionen für die Indexierung der Preise geben wird.

Welches Heizungssystem empfehlen sie für einen Block mit je 6 4 1/2 und 5 1/2 Wohnungen? Unsere Lage ist auch gut für kombinierbar mit Solarpanels. Lage: Tulpenstrasse in 9200 Gossau

Rita Kobler: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Haus mit erneuerbaren Energien zu beheizen oder mehrere Gebäude zusammen mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Es ist daher wichtig, dass eine auf das Gebäude abgestimmte Lösung angeschaut wird. Deswegen empfehlen Bund und Kantone sowohl den GEAK (Gebäudeenergieausweis) als auch die Impulsberatung für den Heizungsersatz. Die Impulsberatung erneuerbar heizen ist kostenlos. Sie finden hier alle Informationen: https://erneuerbarheizen.ch/impulsberatung. Wenn Sie mehr zum GEAK und eine allfällige Förderung wissen wollen, wenden Sie sich bitte an die kantonale Energiefachstelle. Im Kanton St. Gallen auch an die Energieagentur: https://www.energieagentur-sg.ch/

Ich habe im „Der Bund“ von anf. November gelesen, dass im Osten Berns ein neues Holzheizkraftwerk gebaut wird mit Fernwärmenetz Breitenrain, Lorraine etc. Wie kann ich herausfinden, ob unsere Häuser, Rabbentalstrasse 87e-d in Bern auch erschlossen werden? Denn zur Zeit laufen in unserer Stockwerkgemeinschsft Abklärungen für Luft-/Wasser-Wärmepumpen/Solar auf Dächern. Fernwärme würde ich bevorzugen. Jetzt haben wir eine Gasheizung.

Moritz Kulawik: Um abzuklären, ob Liegenschaften oder Quartiere mit Fernwärme erschlossen werden empfehlen wir grundsätzlich Kontakt mit dem Betreiber des Netzes aufzunehmen. Wenn das Netz sich noch in Planung befindet wenden Sie sich an die Stadt bzw. Gemeinde.

Warum werden eigentlich Holzheizungen (Schnitzel/Stückholz) als CO2 Neutral betrachtet? Der Baumstamm zerfällt nicht durch zweimaliges anklopfen in bedarfsgerechte Stücke/Schnitzel und transportiert sich nicht selbständig in den Bunker. Im Holzschnitzelpreisindex ist immerhin 10% Mineralöl und 10% Strassengütertransport eingerechnet. Die CO2 Neutralität ist da etwas scheinheilig, wenn auch mutmasslich besser als bei allen anderen Energieträgern, inkl. Strom.

Martin Liechti: Fakt ist und bleibt aber, dass Öl und Gas einen enorm hohen CO2-Ausstoss haben. Dass Holz komplett CO2-neutral ist, wurde nicht behauptet. Jeder Energieträger hat einen CO2-Fussabdruck, sogar Photovoltaikstrom. Können Sie die Quelle des Holzschnitzelpreisindexes bekannt geben? Falls es sich hier um den offiziellen Holzschnitzel-Preisindex handelt, ist es gefährlich, aus einem Preismodell eine CO2-Bilanz zu generieren.

Unser KVA Energielieferant nimmt als Grundlage des Preises für Endverbraucher (Wärme) den Mix aus Erdöl- und Gas-Marktpreis. Da habe ich ja keinen Vorteil gegenüber diesen Energieträger. Das macht doch keinen Sinn. Und ist zudem nicht vorhersehbar mit welchen Preisen ich kalkulieren kann.

Rita Kobler: Der Wärmemarkt unterliegt diesbezüglich keinen direkten rechtlichen Anforderungen. Gewisse preisliche Elemente können von der Wettbewerbskommission oder vom Preisüberwacher gerügt werden. Bei der KVA-Fernwärme besteht die Abdeckung der Spitzenlast heute noch oft aus Heizöl oder Erdgas. Alle Wärme an diese Marktpreise zu binden, erscheint mir auch nicht optimal. Sie müssen sich aber an die Eigentümerschaft des Versorgers oder an den Versorger selber wenden.

Wir wohnen in einem Haus (gut 90 Jahre alt, vier Stöcke / Wohnungen, Radiatoren) und beheizen das Haus mit Gas. Diese Heizung ist noch gut im Schuss, aber längerfristig wollen wir weg von fossilen Brennstoffen. Wir haben Dachfläche für eine PV-Anlage, hingegen zu wenig Stauraum für Holzpellets oder Ähnliches. Gibt es jetzt schon oder (vermutlich) bald Technologien, mit denen wir unser grosses, altes Haus heizen können?

Moritz Kulawik: In Kombination mit einer PV-Anlage, die sinnvoll und wirtschaftlich ist, empfiehlt sich grundsätzlich eine Wärmepumpe. Bei schlechter gedämmten Gebäuden ist eine Erdsonden-Wärmepumpe zu bevorzugen. Je nach Zustand der Liegenschaft lohnt es sich zudem Massnahmen an der Gebäudehülle zu prüfen. Für eine detaillierte Abklärung bezüglich der Heizung können Sie eine Impulsberatung in Anspruch nehmen. Wenn Sie eine umfassende Abklärung (Heizung, Solar und Dämmung) wünschen, empfehle ich einen GEAK Plus (www.geak.ch).

Wir heizen unser 115-jähriges Haus (12 Radiatoren, Eigenheim) derzeit mit Erdgas und wenig Solarthermie (beide vor 4 Jahren neu gemacht). Zu welchem Zeitpunkt wäre es in unserem Fall sinnvoll auf Fernwärme umzusteigen? Der Anschluss Fernwärme durch den lokalen Anbieter ist im Quartier noch nicht vorhanden.

Martin Liechti: Nach der Modernisierung ist vor der Modernisierung. Melden Sie Ihr Interesse beim örtlichen Fernwärmebetreiber unbedingt bereits jetzt an. Wenn, wie offenbar in Ihren Fall des Heizungsersatzes noch keine konkreten Ausbaupläne vorhanden sind, kann dies schnell änder. Da ist es für den Betreiber enorm wertvoll, wenn er von Ihrem Interesse weiss. Wegen der notwendigen Bewilligungen benötigt ein thermischen Netz meistens Zeit. Wenn also in eingigen Jahren ein Anschluss möglich wäre, hätte Ihre Gasheizung auch bereits die Hälfte der Lebensdauer erreicht und Sie könnten nun mit gutem Gewissen umstellen.

Kann heizen nachhaltig sein, wenn a dabei unsere Wälder schrumpfen, weil wir gar nicht genügend Holz haben. Wälder können alles, was wir im Klimawandel brauchen. B das Holz direkt verbrannt wird, d. h. CO2 direkt in die Luft geht C der Feinstaub, der dabei entsteht, äusserst gesundheitsschädlich ist?

Martin Liechti: In der Schweiz wird sehr darauf geachtet, dass die Wälder bei der Bewirtschaftung eben nicht schrumpfen. Das im Holz gebundene CO2 wird bei der Verrottung ohnehin freigesetzt. Moderne grosse Holzheizungen, wie sie in Fernwärmeverbunden eingesetzt werden, haben enorm aufwändige Filtrieranlagen. Messungen haben ergeben, dass bei Fernwärmeverbunden, welche mit Holz betrieben werden die Luftqualität sogar besser wird, als vorher. Fazit: Es spricht nichts dagegen, Holz in einem Fernwärmeverbund einzusetzen.

Ich habe 2019 meine Ölheizung durch eine Gasheizung ersetzen lassen. Dies auch deshalb, weil damals die Gaszuleitungen durch Dietikon subventioniert wurden. Da die Installation doch relativ neu ist, habe ich mich gefragt, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Bedingungen und welche Heizform für mein Einfamilienhaus optimaler wäre.

Moritz Kulawik: Im Einfamilienhaus ist Fernwärme aus Kostengründen in der Regel nur ein Thema, wenn eine Leitung in unmittelbarer Nähe existiert oder gebaut wird. Falls nicht sind Einzelheizungsanlagen über die gesamte Lebensdauer betrachtet günstiger. Um eine ideale Lösung für ihr Objekt zu finden, empfehle ich Ihnen eine Beratung durch eine Fachperson (z.B. eine Impulsberatung). Aus technischer Sicht läuft eine Gasheizung 15-20 Jahre. Somit haben Sie keinen Zeitdruck. Aus Umweltsicht empfehlen wir die Gasheizung nicht bis ans technische Lebensende zu betreiben.

Wir heizen im Moment mit einer Gasheizung und sind an einer Ablösung durch Fernwärme interessiert. Wer ist für die regionale Planung der Fernwärme verantwortlich und wo erhält man einen verbindlichen Zeitplan für die Realisierung der Fernwärmenetze?

Rita Kobler: Die meisten Gemeinden haben jemand, der für Energie/Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Sie können sich dort erkundigen, was in der Gemeinde geplant ist.

Welche Mindesttemperatur muss das Wasser haben? Seit dem Einbau der Fernwärme ist unser Wasser nur noch lauwarm. Besteht da keine Legionellengefahr?

Moritz Kulawik: Wenn Sie nur noch lauwarmes Wasser im Haushalt haben, scheint ein technisches Problem vorzuliegen. Dies sollten Sie von einer Sanitärfachperson abklären lassen. Um Legionellen vorzubeugen empfiehlt der Branchenverband suissetec die Temperatur beim Speicheraustritt bei 60° C zu gewährleisten.

Was kostet die Fernwärme im Vergleich mit einer Gasheizung? Wir werden demnächst angeschlossen und ich würde gerne wissen, was uns erwartet.

Rita Kobler: Die Kosten für Wärme ab einem thermischen Netz variieren schweizweit stark. Verschiedene Faktoren tragen dazu bei, die Unterschiede liegen mehrheitlich bei der Energiequelle und den Kosten für das thermische Netz. Die günstigste Energie ist Abwärme aus der Kehrrichtverbrennung. Netze (Leitungen) in der Stadt sind meist teurer in der Erstellung, als auf dem Land. Zudem müssen Vertragslaufzeiten, Indexierungen etc. für einen Vergleich betrachtet werden. Im Vergleich zu ihrer Gasheizung gibt es aber weniger Unterhaltsarbeiten und kein Betriebsrisiko. Es ist wichtig, dass sie die Vollkosten der Gasheizung im Vergleich berücksichtigen, also nicht nur die Energiekosten (Erdgas).

Welches Heizungssystem empfehlen Sie für ein Mehrfamilienferienhaus im Stockwerkeigentum im Oberengadin, welches auf Granitfelsen in steilem Gelände steht. Baujahr 1968. Die einzelnen Wohnungen sind nach hohem Ausbaustandard in den letzten 5 Jahren renoviert worden, sind aber mit Heizkörpern, nicht mit Bodenheizung ausgestattet . Die GEAK-Einstufung ist zwischen B und C. Der Ersatz der bestehenden, heute 30 Jahre alten Ölheizung wiederum mit einer Ölheizung würde gestattet. Die STWEG wäre bereit, die Fassade zusätzlich zu dämmen, Dach und Fenster sind erstklassig isoliert. Haben Sie eine Empfehlung für Fassadendämmungen? Der Ort ist noch nicht für Fernwärme erschlossen und wird es in den nächsten 10 Jahren auch nicht sein.

Martin Liechti: Wie die Gebäudehülle besser gedämmt werden soll schauen Sie am Besten mit einem ausführenden Betrieb oder einem Architekten an. Es gibt bereits sehr viele thermische Netze in der Schweiz. Am Besten schauen Sie unter der öffentlichen Fernwärmekarte nach: https://opendata.swiss/de/dataset/thermische-netze-nahwarme-fernwarme-fernkalte Falls es keinen Fernwärmeverbund gibt, sprechen Sie am Besten mit einem Heizungsinstallateur. Auch wenn fossile Energieträger nicht verboten sein sollten, sind diese mit Sicherheit keine Option mehr.

Auf dem Dach meines Reihen-EFH (90m2 Wohnfläche, nur wenige Zimmer beheizt, Temp 18-19°) liegen seit 13 Jahren 4 Solarthermie-Module, die neben Warmwasser auch die Gas-Heizung (Leistung 14 kW, Verbrauch 2023 1700 kWh) unterstützen. Seit 2 J liegen auch 8 PV-Module (14 m2; 3.28 kWp) , die seit 1 J den Strom in eine Speicher-Batterie (6.6 kWh) leiten. Ab 2034 will Basel Erdgas-frei werden. Die Energiekennzahl ist 39 kWh/m2a (Berechnung vom JAN 2022) Ich will nicht ans Fernwärmenetz, keine Pellets, keine Erdsonde. Was empfehlen Sie mir?

Moritz Kulawik: Sie bewohnen offensichtlich ein bereits gut gedämmtes Gebäude und produzieren (neben dem Warmwasser) auch schon eigenen Strom. Somit sind die Voraussetzungen für den Einsatz einer Aussenluft-Wärmepumpe sehr gut gegeben. Ich empfehle weitere Details im Rahmen einer vom Bund geförderten Impulsberatung abklären zu lassen.

Wie ökologisch ist Fernwärme welche mit Holz betrieben ist, im Vergleich zu Erdwärme?

Rita Kobler: Die Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Der Rohstoff Holz wurde in den letzten Jahren etwas vernachlässigt. Zukünftig soll Holz vermehrt in kaskadierter Nutzung genutzt werden. Ein Teil des geernteten Holzes ist schon von Beginn her Energieholz. Ein Teil des Holzes wird nach der Nutzung zu energetisch nutzbarem Altholz. Das verfügbare Holz ist transportierbar, aber begrenzt. Erdwärme hingegen ist zwar überall verfügbar, aber nicht überall gleich gut nutzbar. Zum Beispiel dürfen gewisse Hausbesitzerinnen und Besitzer keine Erdwärmesonden erstellen, weil ihr Haus in einem Gebiet steht, wo Erdwärmesonden aus gewässerschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt sind. Erdwärmesonden-Wärmepumpen-Anlagen können auch sehr energiearm zum Kühlen verwendet werden. Sie sind besonders effizient bei Fussbodenheizungen. Energie- und Altholz kann hingegen auch in der Industrie für Hochtemperatur-Prozesse verwendet werden, weswegen es wichtig ist, dass Holz vor allem dort eingesetzt wird, wo es wenige Alternativen gibt. Bei einem bestehenden lokalen Wärmeverbund mit Waldschnitzel, würde ich je nach Objektgrösse aber trotzdem empfehlen, anzuschliessen. Gemeinsame Projekte verbessern i.d.R. die Ökologie und die Ökonomie.

 

Radio SRF 1, «Treffpunkt» vom 8.1.2024, 10.00 Uhr;

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