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Mögliche Energiekrise Wer hat Vorrang, wenn Strom und Gas ausgehen?

Energie könnte in den kommenden Monaten knapp werden. Sollen sich die Haushalte oder die Wirtschaft einschränken müssen?

Es ist aktuell die grosse Frage: Kommen wir mit genügend Strom und Gas durch den nächsten Winter? Oder müssen wir in kalten Wohnungen frieren und Kerzen anzünden, um genügend Licht zu haben?

Die Gründe für diese aussergewöhnliche Lage sind vielfältig: Russland schränkt Gaslieferungen nach Europa ein, in Frankreich stehen zahlreiche Atomkraftwerke still und europaweit hat ein aussergewöhnlich trockener Sommer dazu geführt, dass Wasserkraftwerke weniger Strom produzieren. Ausserdem ist die geopolitische Lage derart angespannt, dass der Bundesrat etwa beim Gas eine Mangellage nicht ausschliesst.

Duschen zu zweit

Um eine solche Mangellage zu verhindern, hat der Bundesrat die Bevölkerung letzte Woche zum Energiesparen aufgefordert: Die Wohnungen und Büros sollen weniger stark geheizt werden. Wir alle sollen weniger Warmwasser brauchen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte, man könne auch mal «zu zweit duschen statt alleine» und Lampen und elektrische Geräte sollen wir häufiger ausschalten.

Auch beim Kochen und Backen lässt sich Energie sparen. Zudem hat der Bundesrat beschlossen, dass sich die Schweiz für das Winterhalbjahr beim Gasverbrauch ein freiwilliges Sparziel von 15 Prozent setzen soll.

Drohender Verteilkampf

Wenn es dennoch hart auf hart kommen sollte, droht ein Verteilkampf: Bei wem wird das Gas zuerst gedrosselt, bei der Industrie oder bei den Haushalten? Und auch innerhalb der Wirtschaft liegen die Positionen weit auseinander: In den vergangenen Wochen haben sich viele Branchen in Stellung gebracht und betont, wie wichtig ihre Produkte oder Dienstleistungen fürs Gemeinwohl seien. Die Nahrungsmittelindustrie etwa verlangt, dass bei ihr Strom und Gas nicht abgestellt werden. Auch Firmen aus dem Freizeitbereich wie Hallenbäder und Fitnessstudios wollen nicht zu den Leidtragenden einer Energiekrise werden.

Müssen alle den Gürtel enger schnallen und sich warm anziehen, wenn Gas und Strom knapp werden? Oder soll es eine klare Priorisierung geben? Dass man beispielsweise entscheidet: Bäcker dürfen weiterbacken, Saunas werden dagegen abgeschaltet? Und wie sehr sollen sich die Privaten einschränken? Die Wohnung nur noch auf 18-19 Grad heizen, ist das okay?

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Legende: SRF
  • Michael Töngi , Vizepräsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz. Er findet es nicht in Ordnung, dass alle Wohnungen nur noch auf 19 Grad geheizt werden sollen.
    • Rudolf Minsch , Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. Er plädiert dafür, dass neben der Industrie auch die Privaten Einschränkungen in Kauf nehmen müssen.

    Radio SRF 1, 6. September 2022, 16:40 Uhr

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