Nicht eines, nicht zwei, nein, drei grammatische Geschlechter hat das Deutsche: männlich, weiblich und sächlich. Dazu kommt, dass den Wörtern scheinbar willkürlich eines der drei Geschlechter zugewiesen wird. Denn man kann sich schon fragen, was an einem Löffel männlich ist und was an einer Gabel weiblich …?
Diese vermeintliche Willkür ist ein Grund, warum Deutsch als besonders schwer zu lernen gilt. Aber: So willkürlich ist die sogenannte Genuszuweisung gar nicht. Es gibt nämlich verschiedene Anhaltspunkte, die auf das eine oder andere Genus hindeuten.
Ableitungen und Klang können helfen
Am einfachsten ist die Genuszuweisung wohl bei Substantiven, die von anderen Wörtern abgeleitet sind. Eine Ableitungs-Endung bestimmt (fast) immer dasselbe Genus. Substantive auf «-ant», «-ling» oder «-ismus» sind männlich, auf «-heit», «-schaft» oder «-ung» weiblich und solche auf «-chen» und «-lein» sächlich.
Auch der Klang kann einen Hinweis auf das Genus geben. So sind einsilbige Substantive mit hohem Anteil an Konsonanten oft männlich: der Knopf, Korb, Trieb, Frack, Brand, Greis, Sarg, Stock, Mist etc.
Diese Regel hat aber auch viele Ausnahmen, etwa DIE Gruft oder DAS Herz. Weiter sind Substantive auf «-en» in 80 Prozent der Fälle männlich: der Garten, Faden, Bogen, Rücken, Schatten, … Aber: DAS Eisen.
Zuverlässiger sind Substantive, die mit einem unbetonten «-e» enden. Sie sind zu 90 Prozent weiblich: die Torte, Sonne, Kirsche, Wolle oder Watte. Aber: DER Käse.
Inhaltliche Anhaltspunkte
Bedeutung eines Substantivs kann in einigen Fällen ebenfalls Hinweise auf das Genus geben. So sind etwa viele Getränke männlich: der Tee, Wein, Schnaps, Most, Sirup. Ausgenommen sind aber zum Beispiel DIE Limonade oder DAS Bier. Es handelt sich hierbei also nur um Tendenzen, keine harten Regeln.
Bei den inhaltlichen Anhaltspunkten spielt auch das sogenannte «Leitwortprinzip» eine Rolle: In manchen Gruppen von Wörtern, die inhaltlich zusammengehören, erhalten alle Substantive das Genus des «Leitworts».
Weil Tee, Schnaps und Wein männlich sind, sind alle Tee-, Wein- und Schnapssorten ebenfalls männlich: der Chai, Darjeeling, Fendant, Rioja, Whisky, Bäzi und so weiter. Dasselbe gilt für Biere: das Lager, Weizen, Stout …
Intuitive Regeln im Kopf
Oft wird behauptet, wir hätten zu jedem einzelnen Substantiv das entsprechende Genus auswendig gelernt und im Kopf abgespeichert. Das wird von manchen Sprachwissenschaftlern allerdings angezweifelt. Sie gehen davon aus, dass wir im Kopf gewisse Regeln haben, nach denen wir weniger häufigen Substantive ein bestimmtes Genus zuweisen.
Darauf weisen die Ergebnisse von Experimenten hin: Legt man Probandinnen erfundene Substantive mit gewissen Eigenschaften vor, sind sie sich zu einem grossen Teil einig über das richtige Genus. Weil sie das Genus eines erfundenen Substantivs ja nicht abgespeichert haben können, muss es also gewisse mentale Regeln geben, nach denen das Genus zugewiesen wird. Diese Regeln sind allerdings bisher nicht gut erforscht.
So oder so bleibt uns in vielen Fällen nichts Anderes übrig, als das Genus jedes einzelnen Worts auswendig zu lernen. Für ganz Verzweifelte noch dieser Hinweis: Einfache Substantive (also ohne Zusammensetzungen) sind im Deutschen in etwa zwei Dritteln der Fälle männlich.