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Mit Kindern über Porno und Gewalt im Netz reden
Aus Espresso vom 14.08.2020. Bild: keystone/symbolbild
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Wie sag ich’s meinem Kind? Mit Kindern über Porno und Gewalt im Netz reden

Wenn Kids in Chats und im Internet Pornografie und Gewalt anschauen und teilen. Eine Expertin gibt Tipps für Eltern.

Im Kanton Zürich wurden 2019 so viele Kinder und Jugendliche wegen Pornografie und Gewaltdarstellungen verzeigt wie noch nie. Oft haben Minderjährige sich gegenseitig pornografisches oder anderweitig verbotenes Bildmaterial zugesendet.

Die Zürcher Jugenanwaltschaft mahnt: Eltern würden häufig das Gespräch mit den Kids vernachlässigen. Viele Eltern dürfte das etwas ratlos zurücklassen. Sharmila Egger von der Fachstelle «zischtig.ch» sagt, wie man ein solches Gespräch angeht.

Sharmila Egger

Sharmila Egger

Fachmitarbeiterin Verein zischtig.ch

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Sharmila Egger ist Psychologin und arbeitet seit 2014 als Medienverantwortliche beim Verein zischtig.ch. Seit Jahren ist sie mit der Nutzung digitaler Medien vertraut und hat sich auf deren Einsatz im schulpädagogischen Bereich spezialisiert. Der Verein zischtig.ch hat sich zum Ziel gesetzt, dass Kinder und Jugendliche beste Medienbildung und Prävention erfahren.

«Espresso»: Frau Egger, Eltern müssen damit rechnen, dass ihre Kinder freiwillig oder unfreiwillig mit Pornografie und Gewaltbildern in Kontakt kommen. Wie kann man seine Kinder darauf vorbereiten?

Sharmila Egger: Das sollte möglichst schon vor der ersten Interneterfahrung angesprochen werden. Damit das Kind weiss, dass dies geschehen kann und dass es damit zu seinen Eltern gehen kann, ohne bestraft zu werden, sondern dass die Eltern dem Kind helfen, diese Bilder zu entfernen.

Vermutlich tun sich viele Eltern schwer mit einem Gespräch über Pornografie. Kinder ebenso. Wie können Eltern mit der Unsicherheit umgehen?

Man kann heutzutage Sicherheit gewinnen. Es gibt viel Forschung zu Pornografie. Gerade im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass man sich auf Fakten stützen kann. Eltern können sagen: «Ich möchte mit dir darüber reden. Mich interessiert auch deine Meinung.»

Eltern sollen also nicht warten, bis das Kind das Thema von sich aus anspricht?

Leider muss man das als Eltern aktiv ansprechen. Ein Gespräch über Pornografie im Internet sollte spätestens in der 5. Primarschulklasse stattgefunden haben.

Worüber soll man konkret reden?

Ich würde zunächst schauen, wo das Kind steht. Was interessiert es? Was hat es allenfalls schon im Netz angetroffen? Man braucht nicht die ganze Pornowelt zu erklären. Die Hauptbotschaft sollte sein: «Menschen lieben Sex. Und vielen Menschen gefallen auch Bilder und Filme, die nackte Menschen und Sex zeigen. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber Pornografie ist nicht für Kinder gedacht. Wie Wein trinken oder Auto fahren ist sie für Erwachsene gedacht. Wir Eltern können dich aber nicht mehr völlig davor schützen. Du wirst im Internet darauf stossen.» In einem Teil des Gesprächs geht es auch darum, dem Kind zu sagen, dass es sich strafbar macht, wenn es solche Inhalte an unter 16-Jährige schickt. Nicht als Drohung, sondern zur Aufklärung.

Sollen die Eltern das Handy des Kindes kontrollieren, allenfalls heimlich?

Sicher nicht heimlich, sondern mit dem Kind zusammen. Die klassische Methode ist, dass man dem Kind ein, zwei Tage Vorlauf lässt. So hat es die Chance noch möglichst viel zu löschen, was nicht elternkonform sein könnte. Auch so kriegen die Eltern niemals ein «sauberes» Handy zu sehen. Aber man fördert so den Entwicklungsprozess, darüber nachzudenken, was eigentlich okay sein könnte und was nicht.

Das Interview führte Oliver Fueter.

Espresso, 13.08.2020, 8.13 Uhr/Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.08.2020, 12:03 Uhr

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