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Töpferdorf Heimberg Feine Handwerkskunst: «Figugegl» aus dem Keramik-Caquelon

Daniel Howald stellt in seiner Töpferei im bernischen Heimberg handgemachte Fondue-Caquelons her. Was dabei die Herausforderungen sind und was es bei der Reinigung des Käsetopfs zu beachten gilt.

Heimberg bei Thun war Ende des 19. Jahrhunderts ein echtes Töpferdorf. Aufgrund der Industrialisierung verschwand das Handwerk beinahe ganz aus dem bernischen Gemeinde (siehe Box). Heute hält einzig noch Daniel Howald die Fahne dieser uralten Tradition hoch.

Töpferdorf Heimberg

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Heimberg bei Thun ist seit Jahrhunderten für seine Töpfertradition bekannt. Schon die Römer haben das Potenzial des dortigen Lehms entdeckt. 1964 fand man bei Ausgrabungen die Überreste einer römischen Ziegelei und Töpferei.

Im 18. Jahrhundert liessen sich Dutzende sogenannte Hafner aus der ganzen Schweiz in Heimberg nieder. Zeitweise zählte das Dorf über 80 Töpfer.

Mit der Industrialisierung im 20. Jahrhundert und der maschinellen Herstellung von Tonwaren begann auch die Töpfertradition zu bröckeln. Heute gibts im einstigen Töpferdorf nur noch einen Töpfereibetrieb.

In seinem Betrieb stellt der Töpfer allerlei Dinge aus Ton her – unter anderem auch Keramik-Caquelons. «Es braucht schon eine gewisse Erfahrung, um ein Caquelon zu töpfern», sagt er. «Eine der Herausforderungen liegt beispielsweise im Stiel, der den vollen Topf tragen muss und unter keinen Umständen abbrechen darf.»

Töpfer Daniel Howald in der Werkstatt der Töpferei Howald in Heimberg mit schwarzem Caquelon in der Hand.
Legende: Handgemachte Unikate: Daniel Howald und sein Töpfer fertigen jährlich bis zu hundert Fondue-Caquelons. SRF

Für die Herstellung benötigt Howald den richtigen Ton sowie einiges an Fingerspitzengefühl und Geduld. Denn vom unförmigen Tonklumpen bis zum «Figugegl» -  dem «Fondue isch guet und git e gueti Luune» - im Keramik-Caquelon verstreichen fast zwei Wochen.

Töpfern des Caquelons

Der Ton macht das Fondue, respektive das Caquelon. «Wichtig ist, einen feuerfesten, leicht gekörnten Ton zu verwenden, um die Stabilität zu gewährleisten», sagt Daniel Howald. Zuerst kommt der zirka drei Kilo schwere Tonklumpen durch den Vakuum-Tonschneider, der ihn mischt und ihm die Luft entzieht. Danach geht es bereits an die Drehscheibe, wo der Topf geformt wird.

Drehscheibe und Hände, die ein Fondue-Caquelon töpfern.
Legende: Auf der Drehscheibe: Um Caquelon und Stiel zu töpfern, benötigt der Profi etwa eine halbe Stunde. SRF

Die Herstellung des Stiels erfolgt separat. Dieser wird erst in einem weiteren Arbeitsschritt angeklebt. Danach braucht es etwas Geduld, der Rohling muss vier Tage trocknen.

Färben und verzieren

Beim nächsten Arbeitsschritt nimmt das trockene Caquelon ein Engobebad. «Die Engobe ist ein eingefärbter Ton, der dem Caquelon die Grundfarbe gibt.» Nach weiteren zwei Stunden Trocknungszeit ist die Verzierung an der Reihe. Dazu verwendet der Töpfer ebenfalls flüssigen, eingefärbten Ton. «Je nach Kundenwunsch bemalen wir das Caquelon mit Kühen, Sennen, Blumen, Federn und vielen weiteren Sujets.» Eine feine Arbeit, die durchaus mehrere Stunden dauert.

Nach der Verzierung folgt der Vorbrand. Das Caquelon kommt bei 1000 Grad in den Ofen, wobei die Temperatur sukzessive erhöht wird. Die Brenndauer inklusive Abkühlungsprozess beträgt etwa 18 Stunden. Danach steht ein Glasurbad an, das die Dichtheit des Topfs gewährleistet. Im Glattbrand verbringt das Caquelon nochmals etwa 18 Stunden bei über 1000 Grad im Brennofen. Danach steht dem Fondue-Plausch nichts mehr im Weg.

Viel Konkurrenz aus dem Ausland

Bis zu 100 Caquelons stellt der Betrieb von Daniel Howald pro Jahr her – allesamt Unikate. Aufgrund des Aufwands gibt’s in der Schweiz heute nicht mehr allzu viele Manufakturen, die Keramik-Caquelons töpfern. Die aargauische Rheinfelder Keramik gehört beispielsweise dazu, oder die beiden bernischen Töpfereien Beer in Herbligen und Mösching in Uetendorf.

Das gibt es beim Keramik-Caquelon zu beachten

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  • Am Herd: Wärmen Sie die Fondue-Mischung langsam auf und vermeiden Sie unnötiges Herumschieben des Caquelons. Ein Keramik-Caquelon kann auf gewissen Kochfeldern Kratzer hinterlassen.
  • Am Tisch: Eine Alu-Rondelle zwischen Rechaud und Caquelon verteilt die Hitze gleichmässiger. Dadurch wird das Keramik-Caquelon geschont.
  • Am Spülbecken: Spülen Sie das Caquelon heiss aus oder füllen Sie es mit heissem Wasser. Einige Minuten einweichen lassen, dann mit Spülmittel und einer weichen Bürste reinigen.
  • In der Abwaschmaschine: Stellen Sie sicher, dass das Caquelon in der Maschine nirgends anstösst, damit kein Ton absplittert.

«Heute bestellen viele Leute ihr Caquelon irgendwo im Internet», sagt Daniel Howald. «Da ist die Chance gross, dass es sich dabei um maschinell produzierte Ware aus Billigländern handelt.» Ein handgemachtes Fondue-Caquelon aus der Schweiz hingegen kostet gut und gerne 160 Franken oder mehr - je nach Verzierungswunsch. «Wenn man bedenkt, was alles dahintersteckt, ist das eher noch günstig.»

Radio SRF 1, Treffpunkt, 22.01.2024, 10:10 Uhr ; 

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