«Wenn dir alle ständig sagen, wie wichtig diese drei ESC-Minuten sind, dann willst du eigentlich nur noch auf die Bühne kotzen», erinnert sich Rossinelli an die damalige Gefühlslage. Der Druck war hoch, die Enttäuschung riesig, als man im Finale des Eurovision Song Contests auf dem letzten Platz landete.
«Scheiss auf diese Drecksschuhe»
Das Trio um Anna Rossinelli machte sich in den Anfängen vor allem als Strassenmusik-Band einen Namen und wurde von heute auf morgen direkt auf die ESC-Bühne und somit vor ein Millionenpublikum katapultiert. Sie waren jung und streckenweise überfordert.
Heute wüssten sie besser damit umzugehen. Liessen sich nicht mehr alles sagen, was zum Beispiel Outfits oder Choreographie-Ideen für den ESC-Auftritt angehen. «Scheiss auf diese Drecksschuhe», lacht Anna Rossinelli beim Anblick ihres damaligen ESC-Outfits und ergänzt, «ich wusste damals nicht, dass ich auch Turnschuhe hätte anziehen können».
Wenn dir alle ständig sagen, wie wichtig diese drei ESC-Minuten sind, dann willst du eigentlich nur noch auf die Bühne kotzen
Der Weg und die Karriere von Anna Rossinelli, Manuel Meisel und Georg Dillier umfasst natürlich weit mehr als das grelle Licht und die Nachwehen des Eurovision Song Contests von 2011.
Seit 17 Jahren stehen sie zusammen auf der Bühne. Soeben erschien das siebte Album «Heat» der Basler. Der grosse Durchbruch blieb bis heute aus. 2000 Franken zahlen sie sich pro Kopf im Monat aus. Dass man davon nicht leben kann, ist selbsterklärend.
Ich bin besorgt, dass mich das irgendwann nicht mehr erfüllt, weil ich nach wie vor am liebsten Musik mache
«Anna Rossinelli – die Musikerin hinter den Schlagzeilen» (siehe Video oben) erzählt die Geschichte von drei Musikschaffenden, die heute vieles anders machen würden. Es ist aber auch die Geschichte von drei Menschen, die angekommen sind. Einem Trio, das sich treu bleibt und gleichzeitig immer wieder und immer mehr damit kämpft, dass es im Pop-Zirkus immer weniger ums Musikmachen geht.
«Ich bin besorgt, dass mich das irgendwann nicht mehr erfüllt, weil ich nach wie vor am liebsten Musik mache», gibt Gitarrist Manuel Meisel zu Protokoll und spricht damit das neue Job-Profil von Musikschaffenden an. Dabei ist die massive und aufwändige Bespielung von Social-Media-Kanälen zentral und für die meisten Musiker:innen unverzichtbar.
«Social Media finde ich grauenhaft», gesteht Bassist Georg Dillier in der SRF DOK. Eine schwierige Ausgangslage, wenn man 2025 mit Popmusik erfolgreich sein will.