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Musik-Blog 2020: Alles wird gut!

Seit rund 20 Jahren stirbt meine Welt der Popmusik einen langsamen Tod. Meine ganz grossen Helden starben und sterben reihenweise und irgendwann wird uns sogar Keith Richards mit seinem «unerwarteten» Tod überraschen. 2020 wird aber alles anders. Besser. Ja, richtig gut sogar.

Eigentlich bin ich immer noch etwas erstaunt, dass sich die Erde nach dem Ableben von Legenden wie Prince, David Bowie oder Leonard Cohen überhaupt noch dreht. Auf der anderen Seite bin ich mir meines angestaubten Popverständnisses bewusst. Jetzt ist die Zeit des Klagens und Jammerns vorbei. 2020 wird ein hervorragendes Pop-Jahr.

Gregi Sigrist

Gregi Sigrist

Musikjournalist für Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen

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Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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Politisch sieht es düster aus auf unserem Planeten. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich in gewissen Ländern dramatisch. Die soziale Ungleichheit treibt weltweit Millionen auf die Strasse. Die Klimadebatte spaltet die Gesellschaft auf absurde und bedenkliche Weise. Poptechnisch hat aber sogar die desolate Weltlage einen inspirierenden Effekt.

5 Thesen, die 2020 zu einem guten Jahrgang machen werden:

Mehr politische Bands

Die Protestkultur wird sich 2020 im Pop noch stärker niederschlagen. Viele Bands werden politisch Farbe bekennen. Eine neue Künstler-Generation wird laut und mit Nachdruck für ihre Werte einstehen und gegen Missstände ansingen.

Auch die viel thematisierte Zurückhaltung von Schweizer Musikschaffenden wird sich ändern. Unter anderem weil man mit einer klarer politischen Ansage auf den Social-Media-Kanälen die Reichweite vergrössern und somit seine Fangemeinde ausbauen kann.

Mehr Alben

Im Streaming-Zeitalter macht das Album-Format eigentlich keinen Sinn mehr. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass das Album auch bei rein digitalen Veröffentlichungen wieder an Bedeutung gewinnt. Wieso? Weil sich viele KünstlerInnen vom Release-Druck erlösen werden.

Die Strategie, so oft und regelmässig wie möglich Songs zu veröffentlichen, wird zwar weiterhin erfolgreich praktiziert, aber viele interessante MusikerInnen werden aus diesem Hamsterrad aussteigen und ihrer Kunst Raum und Zeit lassen und ihr dadurch letztendlich mehr Gewicht verleihen.

Mehr gute Musik

Im Streaming-Tsunami und dem Release-Wahn wird es 2020 nicht einfacher, als Act aufzufallen. Umso wichtiger bleibt es, Produkte zu erschaffen, die sich vom Einheitsbrei abheben. Dadurch entstehen natürlich viele farbige Lufballons, die plötzlich platzen. Aber auch viele gute Produkte, die nicht nur auffallen, weil sie auffallen wollen – sondern, weil sie speziell, anders und wertvoll sind.

Ich bin davon überzeugt, dass unsere Bereitschaft steigt, diese Produktionen zu suchen und zu finden. Wieso? Weil sie uns tatsächlich bereichern und wir auf Bereicherung stehen.

Mehr eigenständige Pop-KünstlerInnen

Ich behaupte: Der Mut der Musikschaffenden, einfach ihre Musik zu machen und nicht irgendwelchen Marktbedürfnissen gerecht zu werden, wird 2020 weiter steigen. Daraus resultiert authentische Musik, die im besten Fall relevant oder gar prägend ist.

Ganz bestimmt kommt eine Flut erfrischender Produktionen auf uns zu, die dem für viele obsoleten Kommerzanspruch entsagen und genau darin ein kommerzielles Potenzial haben.

Mehr Subkultur in den Charts

Die Rauchpetarden der Klick-Monster werden zwar auch 2020 funktionieren und für Streaming-Zahlen in astronomischen Bereichen sorgen. Ich bin mir aber sicher, dass in diesem Jahr vermehrt Acts in der Hitparade auftauchen, die durch ihre Pop-Brillanz überzeugen und nicht hauptsächlich gestützt durch einen gut gefütterten Insta-Account ihr Terrain reklamieren.

Wieso? Weil z.B. Billie Eilish eindrücklich bewiesen hat, dass es immer noch möglich ist mit komplett anderen Ansätzen massiv durchzustarten.

2020 wird ein gutes Pop-Jahr. Und Ende Januar landet das neue Album von Jeans For Jesus in den Top10 der Schweizer Album-Hitparade. Wetten?

Ich wünsche euch allen ein gutes neues Jahr!

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