Sie macht Mundartmusik, bei Nina Valotti selbst schallt jedoch nicht viel Schweizerdeutsch aus den Boxen. Der Grund dafür ist einfach, verrät die Zürcher Liedermacherin im Interview mit SRF 3: «Ich höre vor allem weibliche Acts, es gibt aber gar nicht so viele Mundart-Künstlerinnen.» Mit der 29-Jährigen gibt es nun eine mehr. Eine, die mit ihrem abwechslungsreichen Gitarren-Pop einen festen Platz in den Sommer-Playlists des Landes verdient hat.
Dabei klickte Schweizerdeutsch bei Nina nicht sofort. Als sie vor bald 20 Jahren begann, in Bands mitzumischen, sang sie stets auf Englisch. Mundart habe sich erst aufzudrängen begonnen, als sie sich mehr mit Sprache beschäftigte.
«Musik im Popbereich mit schweizerdeutschen Texten»
Und trotzdem: Den Begriff Mundart mochte sie nicht. «Ich sagte lange, dass ich ‹Musik im Popbereich mit schweizerdeutschen Texten› mache» – nicht unbedingt die griffigste Genrebezeichnung. Dass speziell in den letzten Jahren viele jüngere Acts Mundartmusik modernisiert und popularisiert haben, habe den Begriff für sie entschärft, erzählt die Künstlerin weiter.
Bei einem dieser Acts steht Nina Valotti manchmal auf der Bühne: Andryy, «SRF 3 Best Talent»-Jahressieger 2023. Auch bei Ginny Loon und Lily Claire, die ebenfalls das «SRF 3 Best Talent»-Gütesiegel tragen, springt sie regelmässig ein. Alleine auf der Bühne fühlt sie sich jedoch mindestens so wohl wie mit einer Band: «Ich geniesse mega die intensive Verbindung, die ich so mit den Leuten aufbauen kann.»
Alltagstaugliche Philosophie
Das Publium zieht sie mit eingängigen Melodien in ihren Bann, aber auch mit ihren Texten, für die sie grosse Themen in kleine Geschichten packt. Gelernt habe sie das in ihrem Philosophie-Studium. «Die Kunst in der Philosophie ist es, komplexe Fragestellungen in einfachen Worten auszudrücken», erklärt die Musikerin, «ausufernde Konzepte wie Liebe, Traurigkeit und Unsicherheit nehme ich und bette sie in eine konkrete Situation ein.»
Wie zu Beginn einer Langstrassen-Episode in «Rauch im Wind» von ihrem gerade releasten Debütalbum «Fang nomal a», wenn sich Nina vor lauter Möglichkeiten für keine von ihnen entscheiden kann und beschliesst, sich einfach treiben zu lassen. Oder auf der «Taxi»-Fahrt nach der Partynacht, wenn sie das laute Gewusel der Stadt gegen die Melancholie des Alleinseins tauscht.
Nur um sich später wieder in die Menge zu stürzen mit dem erklärten Ziel, ihre zürideutsche Musik «so gross wie möglich» zu machen: «Mundart muss nicht so klingen wie bei den bereits bekannten Bands. Es ist Zeit, dass auch eine Künstlerin wie ich hier ihren Platz findet.»