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Kampf gegen Windmühlen Neophyten-Jäger schwärmen aus, um den Schweizer Wald zu schützen

Invasive Neophyten breiten sich in Windeseile im Wald aus. Im Aargau sind Förster und Freiwillige unermüdlich damit beschäftigt, exotische Pflanzen auszureissen, die das Ökosystem Wald gefährden.

Alle zwei Wochen trifft sich in Aarau eine Gruppe Freiwilliger, die ohne Lohn und für eine Tasse Kaffee auf Neophyten-Jagd geht. Jeweils einen halben Tag sind sie im 900 Hektar grossen Waldgebiet um Aarau mit Förster Leo Niederberger unterwegs. «Noch gibt es keine Maschine, die Neophyten erkennt und keine, die sie an der Wurzel packen kann», meint Niederberger. Es brauche Fingerspitzengefühl, sonst reisse man die Pflanzen lediglich ab, statt aus.

Die freiwilligen Neophyten-Jägerinnen und Jäger haben dieses Fingerspitzengefühl. Die Stadt Aarau profitiert enorm von diesem Engagement. «Ohne die Freiwilligen wäre das für uns kaum finanzierbar», sagt Förster Leo Niederberger. Die Helferinnen und Helfer schenken dem Forstbetrieb zusätzliche Augen und Hände. Niederberger selbst ist seit vier Jahren im Einsatz und erlebt, wie die Problematik stetig zunimmt.

Auch Lisa Kaufmann, Biologin und Co-Leiterin der Fachstelle Umwelt und Klima, betont die Dringlichkeit. Der Stadt Aarau sind die wuchernden, invasiven Neophyten in schützenswerten Gebieten ein Dorn im Auge. Deshalb hat man 2022 ein Strategiepapier erarbeitet, mit dem Ziel, koordinierter gegen die pflanzlichen Zuwanderer vorzugehen, so Lisa Kaufmann.

Invasive Neophyten kann man eindämmen. Aber die Pflanzen werden wir nicht mehr los.
Autor: Lisa Kaufmann Biologin und Co-Leitern Fachstelle Umwelt und Klima, Aarau

«Es geht darum, möglichst wichtige Orte wie Naturschutzgebiete oder Magerwiesen zu schützen». Die invasiven Einwanderer überall zu bekämpfen sei nicht möglich. Man müsse Prioritäten setzen. «Invasive Neophyten kann man eindämmen, aber die Pflanzen werden wir nicht mehr los und es kommen auch immer wieder neue Arten», erklärt Lisa Kaufmann.

Fehlende gesetzliche Grundlagen für Private

Für die Biologin Lisa Kaufmann ist klar, dass es an einer gesetzlichen Grundlage fehlt, um Neophyten loszuwerden. «Man müsste Privatpersonen verpflichten, Neophyten aus ihren Gärten zu entfernen», meint sie. Solange es Kirschlorbeer-Hecken in den Gärten gibt, werden die Vögel dafür sorgen, dass diese im Wald wieder spriessen. Vögel fressen die Samen und scheiden sie an anderen Stellen wieder aus. Aufgeben ist für Lisa Kaufmann keine Option, das würde zu einem Biodiversitätsverlust führen.

Besonders problematische Neophyten

«Die Bekämpfung könnten der Werkhof und der Forstbetrieb alleine nicht bewerkstelligen», sagt Lisa Kaufmann. Es braucht die Freiwilligen und deshalb habe man eine Gruppe ins Leben gerufen, die unterstützen könne. Einer, der dieser Gruppe angehört, ist 86-jährige Manfred Klopocki. Er setzt sich seit Jahrzehnten für den Schutz der einheimischen Flora und Fauna ein.

Preisgekrönt und unermüdlich

Der ehemalige Schreiner Manfred Klopocki ist täglich unterwegs und reisst invasive Neophyten aus. Und das seit rund 40 Jahren. In Aarau kennt er die Standorte aller invasiven Pflanzenarten. Er weiss, wann der richtige Zeitpunkt für die Bekämpfung ist und mit welcher Methode die besten Resultate erzielt werden. Für sein Engagement wurde der 87-Jährige mit dem Aarauer Umweltpreis ausgezeichnet.

Manfred Klopocki steht im Wald.
Legende: Manfred Klopocki setzt sich unermüdlich für die Bekämpfung von Neophyten ein. Imago/ Gottfried Czepluch

«Im Aarauer Schachen, der einst fast gänzlich vom Drüsigen Springkraut überwuchert war, hat es Manfred Klopocki dank seines hartnäckigen Einsatzes geschafft, die gesamte Springkrautpopulation auszumerzen», liess die Aargauer Natur- und Umweltkommission vor längerer Zeit schon verlauten. Dies sei angesichts des Vermehrungspotenzials und der Widerstandsfähigkeit dieser Pflanze ein Riesenerfolg.

Radio SRF Musikwelle, 27.6.2025, 13:20 Uhr

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