Tobias Hausheer ist gerne in der Moorlandschaft im Ägerital unterwegs. «Da draussen vergisst du die Hektik und hast keinen Handyempfang. Das ist hilfreich, um abzuschalten.» Er ist Förster der Korporation Oberägeri und setzt die nötigen Schutzmassnahmen im Wald und auf den Freiflächen des Hochmoors um.
Seine Aufträge bekommt er von Michael Gehrig, Naturschutzbeauftragter und Biologe des Kantons Zug. Die beiden arbeiten gut zusammen und führen durch die geschützte Moorlandschaft.
Seltene Arten im Moorwaldjuwel
«Wenn man Vogelgezwitscher hört, das sonst weit herum nirgends mehr zu hören ist oder man eine seltene Pflanzenart blühen sieht, wird einem bewusst, dass das hier ein besonderer Ort ist», sagt Gehrig und deutet auf eine Pflanze mit rosaroten Früchten.
Wenn man Vogelgezwitscher hört, das sonst weit herum nirgends mehr zu hören ist, wird einem bewusst, dass das hier ein besonderer Ort ist.
Die Rosmarinheide sei eine dieser Pflanzen, die ausschliesslich auf feuchten, nährstoffarmen und sauren Hochmoorböden, wie hier im Ägeriried wachse. Wie viele Moorpflanzen ist sie klein und unscheinbar, aber doch von grosser Bedeutung. So auch das Torfmoos, das seine Wurzeln in den nassen Moorboden schlägt und das Moor überhaupt erst am Leben erhält.
Geformt über Jahrtausende
«Was wir hier sehen ist eine Landschaft, die während Tausenden von Jahren entstanden ist», erklärt der Biologe Michael Gehrig. Unter dem Torfmoos bleibt der Boden sauerstoffarm und nass und so wächst die Torfschicht langsam, aber im Idealfall kontinuierlich in die Höhe – ca. einen Millimeter pro Jahr.
Was wir hier sehen, ist eine Landschaft, die während Tausenden von Jahren entstanden ist.
Eine ein Meter dicke Torfschicht braucht tausend Jahre, um zu wachsen. Ist der Boden zu trocken, verschwinden die Moorpflanzen und der Torf beginnt sich zu zersetzen.
Die Trockenheit ist eines der Hauptprobleme des Moores. Einerseits aufgrund des Klimawandels, andererseits wegen der Entwässerungsgräben, die dem Moor in der Vergangenheit für den Torfabbau das Wasser entziehen sollten.
Wie das Moor gerettet werden will
Heute werden diese Abflüsse wieder dicht gemacht. «Wir füllen die Gräben mit Sägemehl und verdichten sie mit Brettern, damit das Wasser hier im Moor und die Landschaft erhalten bleibt», erklärt Hausherr.
Eine weitere Schutzmassnahme ist die Entbuschung und das Fällen von bestimmten Bäumen. Im Ägeriried gibt es neben den Hochmoorflächen auch einen kleinen Torfmoosbergföhrenwald, der einen sehr seltenen Lebensraum darstellt.
Das Ziel ist es, seltene Arten zu fördern. Deshalb werden Bergföhren bewusst vor anderen Arten begünstigt. Im Herbst werden Bäume und Büsche rund um die Bergföhren gefällt, damit diese genügend Platz und Licht bekommen, um zu wachsen und alt zu werden.
Förster Hausherr deutet auf Bäume mit Markierungen. Diese Fichten werden im Herbst gefällt, weil sie mit einer Vogelbeere konkurrieren. «Aus wirtschaftlicher Sicht wären die Fichten wertvoller, da wir aber Biodiversität fördern wollen und die Vogelbeere eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel ist, geben wir ihr Priorität», erklärt der Förster.
Aus wirtschaftlicher Sicht wären die Fichten wertvoller, da wir aber Biodiversität fördern wollen und die Vogelbeere eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel ist, geben wir ihr Priorität.
Apropos Vögel: Auch davon gibt es im Ägeriried seltene Exemplare. So zum Beispiel den Wiesenpieper. Wie andere Bodenbrutvögel hat er in den letzten Jahrzehnten einen grossen Rückgang erlebt. Er ist angewiesen auf grosse offene Landschaften, in denen er von weitem sieht, wenn Feinde im Anmarsch sind. Das hat er hier in den weiten Wiesen des Ägeriried. Und das soll nach Michael Gehrig und Tobias Hausherr auch so bleiben.