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Moorlandschaft Ägeriried Wie eines der grössten Hochmoore der Schweiz geschützt wird

Die Moorlandschaft Ägeriried ist ein schützenswertes Gebiet. Hier leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Doch das Moor ist bedroht. Schutzmassnahmen helfen, es zu erhalten.

Tobias Hausheer ist gerne in der Moorlandschaft im Ägerital unterwegs. «Da draussen vergisst du die Hektik und hast keinen Handyempfang. Das ist hilfreich, um abzuschalten.» Er ist Förster der Korporation Oberägeri und setzt die nötigen Schutzmassnahmen im Wald und auf den Freiflächen des Hochmoors um.

Seine Aufträge bekommt er von Michael Gehrig, Naturschutzbeauftragter und Biologe des Kantons Zug. Die beiden arbeiten gut zusammen und führen durch die geschützte Moorlandschaft.

Zwei Personen gehen durch birkenbewachsene Wiese mit Hügeln im Hintergrund.
Legende: Biologe Michael Gehrig und Förster Tobias Hausheer führen durchs Ägeriried. SRF / Alexandra Felder

Seltene Arten im Moorwaldjuwel

«Wenn man Vogelgezwitscher hört, das sonst weit herum nirgends mehr zu hören ist oder man eine seltene Pflanzenart blühen sieht, wird einem bewusst, dass das hier ein besonderer Ort ist», sagt Gehrig und deutet auf eine Pflanze mit rosaroten Früchten.

Wenn man Vogelgezwitscher hört, das sonst weit herum nirgends mehr zu hören ist, wird einem bewusst, dass das hier ein besonderer Ort ist.
Autor: Michael Gehrig Naturschutzbeauftragter des Kantons Zug

Die Rosmarinheide sei eine dieser Pflanzen, die ausschliesslich auf feuchten, nährstoffarmen und sauren Hochmoorböden, wie hier im Ägeriried wachse. Wie viele Moorpflanzen ist sie klein und unscheinbar, aber doch von grosser Bedeutung. So auch das Torfmoos, das seine Wurzeln in den nassen Moorboden schlägt und das Moor überhaupt erst am Leben erhält.

Hand zeigt auf Pflanze im Moos.
Legende: Die Rosmarinheide ist eine typische Moorpflanze – klein und unscheinbar. SRF / Alexandra Felder

Geformt über Jahrtausende

«Was wir hier sehen ist eine Landschaft, die während Tausenden von Jahren entstanden ist», erklärt der Biologe Michael Gehrig. Unter dem Torfmoos bleibt der Boden sauerstoffarm und nass und so wächst die Torfschicht langsam, aber im Idealfall kontinuierlich in die Höhe – ca. einen Millimeter pro Jahr.

Was wir hier sehen, ist eine Landschaft, die während Tausenden von Jahren entstanden ist.
Autor: Michael Gehrig Naturschutzbeauftragter des Kantons Zug

Eine ein Meter dicke Torfschicht braucht tausend Jahre, um zu wachsen. Ist der Boden zu trocken, verschwinden die Moorpflanzen und der Torf beginnt sich zu zersetzen.

Rothenturm-Initiative

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Bis in die 1940er-Jahre wurde in Schweizer Mooren im grossen Stil Torf abgebaut, der dann als Brennstoff zum Einsatz kam. So wurden 90% der Schweizer Moorlandschaften zerstört.

Der Schutz der Moore nahm in dieser Region seinen Anfang. Auf dem benachbarten Rothenturm-Moor plante das damalige Militärdepartement einen Waffenplatz. Die Einheimischen wehrten sich jedoch dagegen, nicht zuletzt, weil sie sich weigerten, ihr Land an den Bund zu verkaufen.

Zusammen mit dem WWF wurde 1983 die «Initiative zum Schutz der Moore» lanciert, die 1987 zur Abstimmung kam und mit 57,8 Prozent Ja-Stimmenanteil angenommen wurde. Seit da stehen laut Bundesverfassung sämtliche Schweizer Moore mit nationaler Bedeutung unter Schutz.

Die Trockenheit ist eines der Hauptprobleme des Moores. Einerseits aufgrund des Klimawandels, andererseits wegen der Entwässerungsgräben, die dem Moor in der Vergangenheit für den Torfabbau das Wasser entziehen sollten.

Wie das Moor gerettet werden will

Heute werden diese Abflüsse wieder dicht gemacht. «Wir füllen die Gräben mit Sägemehl und verdichten sie mit Brettern, damit das Wasser hier im Moor und die Landschaft erhalten bleibt», erklärt Hausherr.

Wanderstiefel und rote Hose im Sand und Sägemehl.
Legende: Mit verschiedenen Massnahmen wird gegen die Entwässerung des Moors vorgegangen. SRF / Alexandra Felder

Eine weitere Schutzmassnahme ist die Entbuschung und das Fällen von bestimmten Bäumen. Im Ägeriried gibt es neben den Hochmoorflächen auch einen kleinen Torfmoosbergföhrenwald, der einen sehr seltenen Lebensraum darstellt.

Ökologische Bedeutung von Mooren

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Moore sind nicht nur für die Erhaltung der Artenvielfalt von grosser Bedeutung, sie sind auch natürliche Kohlenstoffspeicher und senken den CO2-Gehalt in der Luft.

Sie sind wie ein grosser Schwamm in der Landschaft. Auch Wasser wird gespeichert und reguliert an umliegende Gewässer abgegeben.

Das Ziel ist es, seltene Arten zu fördern. Deshalb werden Bergföhren bewusst vor anderen Arten begünstigt. Im Herbst werden Bäume und Büsche rund um die Bergföhren gefällt, damit diese genügend Platz und Licht bekommen, um zu wachsen und alt zu werden.

Spiegelnder Teich in einer Waldlandschaft mit blauem Himmel.
Legende: Am Teich fliegt, hüpft und surrt es. SRF / Alexandra Felder

Förster Hausherr deutet auf Bäume mit Markierungen. Diese Fichten werden im Herbst gefällt, weil sie mit einer Vogelbeere konkurrieren. «Aus wirtschaftlicher Sicht wären die Fichten wertvoller, da wir aber Biodiversität fördern wollen und die Vogelbeere eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel ist, geben wir ihr Priorität», erklärt der Förster.

Aus wirtschaftlicher Sicht wären die Fichten wertvoller, da wir aber Biodiversität fördern wollen und die Vogelbeere eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel ist, geben wir ihr Priorität.
Autor: Tobias Hausheer Förster Korporation Ägeriried

Apropos Vögel: Auch davon gibt es im Ägeriried seltene Exemplare. So zum Beispiel den Wiesenpieper. Wie andere Bodenbrutvögel hat er in den letzten Jahrzehnten einen grossen Rückgang erlebt. Er ist angewiesen auf grosse offene Landschaften, in denen er von weitem sieht, wenn Feinde im Anmarsch sind. Das hat er hier in den weiten Wiesen des Ägeriried. Und das soll nach Michael Gehrig und Tobias Hausherr auch so bleiben.

SRF Musikwelle, Musikwelle Magazin, 18.9.2025, 11:20 Uhr ; 

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