Unermüdlich holt ein Bagger Textilien, Glas, Scherben und jede Menge Bauschutt aus dem Boden der Allmend am Katzensee. Auf einer Fläche von rund einer Hektare wird der Boden abgetragen und die Abfälle entfernt, die früher dort gelagert wurden. Bis ins 20. Jahrhundert fand der Mensch nichts dabei, die Natur mehr oder weniger rücksichtslos für seine Zwecke auszubeuten.
Moore haben eine extrem hohe Pflanzenvielfalt und beherbergen viele Insekten, Vögel und Amphibien.
«Das war nicht nur in Zürich so, es war schlicht Standard», sagt die Leiterin Naturschutz beim Kanton Zürich, Ursina Wiedmer. Heute denke man ganz anders darüber – und gibt der Natur wieder Lebensraum zurück. Die Renaturierung des Flachmoors beim Katzensee im Zürcher Unterland ist dafür ein exemplarisches Beispiel.
Das Naherholungsgebiet am Katzensee war früher ein Flachmoor, ein «Hotspot der Biodiversität», wie Wiedmer sagt. «Moore haben eine extrem hohe Pflanzenvielfalt und beherbergen dementsprechend viele Insekten, Vögel und Amphibien.»
Moore: Wichtig für Mensch und Natur
Nicht nur für die Natur sei das wichtig, sondern auch für den Menschen. «Es sind Flächen, die viel Wasser zurückhalten – sie sind eigentlich unser Hochwasserschutz.» Gleichzeitig reinigen sie das Trinkwasser und sind attraktive Naherholungsgebiete.
Heute sind über 90 Prozent der Moore in der Schweiz verschwunden. Sie wurden landwirtschaftlich genutzt, überbaut, oder – wie beim Katzensee – als Mülldeponie benutzt. Später wurden auch Schrebergärten darauf gebaut.
90 Prozent der Moore sind verschwunden
Im Kanton Zürich ist der Rückgang von Feuchtgebieten (blau markiert) seit 1850 frappant, wie die folgende Karte zeigt.
Rückgang der Moore im Kanton Zürich
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Bild 1 von 1. Der Rückgang in den letzten 125 Jahren ist erheblich. Bildquelle: Gimmi et.al.
In den 1990er-Jahren begann die Stadt Zürich damit, einzelne Flächen wieder zu renaturieren. Der Kanton setzt diese Arbeit seit den Nullerjahren fort. Finanziert wird die Renaturierung mit Mitteln aus dem seit 2022 aufgestockten Natur- und Heimatschutzfonds.
Auf bereits renaturierten benachbarten Flächen ist der Erfolg dieser Arbeit zu sehen. Libellen, das sehr seltene Moorveilchen oder der Laubfrosch haben sich wieder angesiedelt.
1.8 Millionen Franken aus dem Natur- und Heimatschutzfonds fliessen in das Projekt. Trotzdem stellt sich die Frage, ob das mehr ist als ein Tropfen auf den heissen Stein?
Wir hoffen, dass wir für die Natur etwas erreichen können.
Der Zürcher Baudirektor Martin Neukom sieht es pragmatisch: «Wir müssen nicht mehr so viele Moore haben wie 1850.» Mit vielen kleinen Projekten wolle man dem Verlust aber entgegenwirken: «Wir hoffen, dass wir für die Natur etwas erreichen können.»