«War das Blaulicht eingeschaltet? War das Blaulicht an?!», ruft David Constantin. Der Regisseur, Autor und Hauptdarsteller von «Tschugger» hat bei den Dreharbeiten zur dritten Staffel jedes Detail im Blick. Constantin ist so etwas wie das Schweizer Sackmesser auf dem Filmset.
Bei Proben mit Statisten spielt er auch mal ein Auto – und sorgt dabei für Lacher bei der Filmcrew. Und nein: Das Blaulicht beim Streifenwagen war nicht eingeschaltet. Die Stunt-Szene im Dorfkern von Gampel muss wiederholt werden.
Hollywood-Stuntman trifft Jugendmusikleiterin
«Tschugger» hat es geschafft, mit seiner ganz eigenen Ästhetik und dem frischen Erzählstil zur Kultserie zu avancieren. Auch was die Produktion angeht, ist die Serie einzigartig. Sie verbindet unterschiedliche Welten miteinander.
In Gampel gemeinsam im Einsatz: Hollywood-Stuntman Joe Dryden und Walliser Laienschauspielerin Albertine Heinzen. Albertine war einst David Constantins Jugendmusikleiterin. Joe Dryden hat beim Kassenschlager «John Wick» die Auto- und Motorrad-Stunts gemacht.
«Behind the Scenes»-Einblicke
Die Stuntmen sind die einzigen Profis, die vor der Kamera stehen. Was die beteiligten Laiendarsteller auszeichnet: Sie sind voll motiviert. Die Filmcrew hinter den Kulissen: voll professionell. Der ganze Dreh ist generalstabsmässig geplant.
Dreharbeiten verlangen einiges ab
Es wird jeweils an zwei Orten gleichzeitig gedreht und erst noch Szenen der Staffel 3 und 4 durcheinandergewürfelt. Maske, Kostüm, Chauffeur, Licht – alle wissen genau, was sie wann und wo zu erledigen haben. Wenn etwas nicht klappt oder jemand seinen Einsatz verpasst, warten deswegen gleich 50 Leute. Das kostet sofort eine Stange Geld.
Wir machen etwas, das die Leute zum Lachen bringt. Menschen fühlen sich nach dem Schauen unserer Serie vielleicht ein bisschen besser.
Die Leidenschaft auf dem Filmset ist gross. Der geforderte Einsatz ebenfalls. Über Wochen und Monate taucht man ab in die Welt der Dreharbeiten, weg von Familie und Freunden. Es ist ein wenig wie in einem Klassenlager. Die meisten hier sind jung.
Menschen mit graumelierten Haaren fallen auf. So wie der Beleuchter Bruno Keller. Er liebt die Abwechslung in seinem Job und das Familiäre. Er sagt aber auch: «Um diesen Job lange zu machen, brauchst du Mut und eine Frau, die dich unterstützt. Sonst hätte das bei mir nicht funktioniert.»
«Völlig unverhältnismässig»
Monatelanger Einsatz für knapp drei Stunden Film. «Völlig unverhältnismässig», meint Co-Regisseur Johannes Bachmann mit einem Augenzwinkern. Aber letztlich lohne es sich eben trotzdem. «Denn wir machen etwas, das die Leute zum Lachen bringt. Menschen fühlen sich nach dem Schauen unserer Serie vielleicht ein bisschen besser. Wir sind wie Ärzte. Wir heben die Stimmung der Gesellschaft ein wenig.»
Die positive Resonanz beim Publikum ist das eine, die persönlichen Entbehrungen das andere. «Tschugger»-Mastermind David Constantin hat für die Serie alles gegeben. «Ich habe beruflich das erreicht, was ich mir erträumt habe. Jetzt will ich mir überlegen, was ich privat noch so vorhabe? Denn das ist schon viel zu kurz gekommen in der Zeit, in der wir ‹Tschugger› gemacht haben.»
Nach Staffel 4 hat Constantin eine Pause auf unbestimmte Zeit angekündigt. Zum Leid aller «Tschugger»-Fans.