Es ist 11.00 Uhr am Vormittag. Patrick Gautschi ist Kameramann bei SRF – und einer der wenigen, die auch eine Live-Drohne steuern dürfen. Als Drohnenpilot bereitet er am SRF-Standort Zürich Leutschenbach sein Equipment für den heutigen Einsatz vor. Neben Ersatzakkus, Kabeln und einem Sonnenschirm darf vor allem eines nicht fehlen: die Live-Drohne.
Kurz darauf geht’s los ins knapp 24 Kilometer entfernte Hüntwangen ZH. Vor Ort säumen bereits mehrere grosse Produktionswagen den Festplatz. Für Patrick beginnt nun die Suche nach einem geeigneten Start- und Landeplatz für die Drohne. «Wir brauchen weite Sicht, ich muss die Drohne beim Fliegen immer sehen können», erklärt er und wählt einen Platz etwas abseits der Publikumsbänke und Bühnen: «Das hier ist in der Nähe der höchste und offenste Punkt.»
Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Drohne während einer Live-Sendung runterfällt, vielleicht sogar auf Menschen.
Ein guter Überblick über das Gelände ist unerlässlich – nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen. «Wir müssen immer den 1:1-Abstand einhalten. Das heisst: So hoch, wie die Drohne fliegt, so viel Entfernung muss sie auch zur Menschenmenge haben», erklärt der Drohnenpilot.
-
Bild 1 von 2. Die Live-Drohne kommt bei Live-Fernsehproduktionen zum Einsatz. Im Unterschied zu herkömmlichen Drohnen ist neben dem Piloten zusätzlich ein Spotter erforderlich, der den Luftraum beobachtet. Bildquelle: SRF/Patrick Gautschi.
-
Bild 2 von 2. Der Drohnenlandeplatz ist gut sichtbar abgesperrt. Besonders beim Starten und Landen der Drohne sollte niemand im Weg stehen. Bildquelle: SRF.
Sicherheit geht vor
Dass Sicherheit beim Drohnenflug oberste Priorität hat, zeigt sich im Laufe des Tages immer wieder. Nicht nur das Gelände und die Umgebung sind entscheidend – auch Wetterbedingungen und rechtliche Vorgaben spielen eine zentrale Rolle für einen reibungslosen Live-Einsatz: «Ich plane den Drohneneinsatz schon vorab: Welche Gebiete sind für den Flug gesperrt? Wo muss ich eine Bewilligung einholen? Vor Ort muss ich dann nochmal schauen, was gute Bilder gibt, und wie sich das umsetzen lässt», erzählt Patrick.
Jeder Flug muss sorgfältig vorbereitet sein. Was wäre das Worst-Case-Szenario? «Dass die Drohne während einer Live-Sendung runterfällt, vielleicht sogar auf Menschen.» Zum Glück sei ihm das bisher noch nie passiert.
-
Bild 1 von 3. Beim Drohnen-Testflug und der anschliessenden Probe zeigt sich, ob Technik und Abläufe reibungslos funktionieren. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 3. Während Patrick die Drohne steuert, …. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 3. … behält Sven den Luftraum im Blick. Bildquelle: SRF.
Die richtigen Bilder zum richtigen Zeitpunkt
Sobald der Drohnenplatz markiert und mit Sicherheitsband abgesperrt ist, geht es weiter zur Regiebesprechung. Dort teilt der Regisseur seine Vorstellungen für die heutige Sendung mit Patrick und seinem Spotter Sven Höland. Letzterer wird während des Flugs die Drohne im Auge behalten und mit Patrick sowie der Regie über Funk verbunden sein. «Bei einem Live-Einsatz ist neben der Sicherheit die grösste Herausforderung, die richtigen Bilder zum richtigen Zeitpunkt zu liefern», sagt Patrick. «Es muss auf den Punkt klappen: Eine Wiederholung gibt es nicht.»
Auf Sendung
Bei einem kurzen Testflug verschaffen sich Patrick und Sven einen ersten Überblick. Anschliessend folgt die fast zweistündige Generalprobe, bei der sich zeigt, ob Technik und Abläufe reibungslos funktionieren. Patrick nimmt das Steuergerät in die Hand und setzt sein Headset auf: «Sven, hörst du mich?»
Beim Fliegen bin ich geflasht von den Bildern, die die Drohne macht.
Schon bald ist es 20.00 Uhr – die Sendung startet in wenigen Minuten. Patrick wirkt ruhig und konzentriert. Ob er nervös sei? «Vor einem Live-Einsatz spüre ich eine gewisse Anspannung und bin sehr fokussiert. Aber je ruhiger ich bleibe, desto besser kann ich fliegen», sagt er. Dann ertönt die bekannte «Donnschtig-Jass»-Melodie – der Startschuss für die Live-Sendung. Mit einem lauten Surren hebt die Drohne ab. Das Live-Bild wird direkt in den Regiewagen sowie auf einen kleinen Monitor übertragen, den Patrick im Blick behält.
Weit erstrecken sich Hüntwangen und das «Donnschtig-Jass»-Gelände unter der Drohne, während die Sonne hinter einem Hügel untergeht. Auch für Patrick, der seit 2017 Drohnen für SRF fliegt, bleibt dieser Moment etwas Besonderes: «Beim Fliegen bin ich geflasht von den Bildern, die die Drohne macht. Mit der Kamera kann ich eine besondere Perspektive einnehmen. Es ist ein grossartiges Gefühl, diese Bilder aus der Luft liefern zu können.»
Kamera & Fotos: Yael Burri